Für die ökumenische Bettagsfeier in der Mehrzweckanlage Breite in Oberuzwil zeichneten wieder die katholischen und evangelisch-reformierten Kirchgemeinden von Oberuzwil, Bichwil und Niederglatt sowie die politische Gemeinde Oberuzwil verantwortlich. Musikalisch wirkten der Männerchor Frohsinn Oberuzwil und der Chupa-Chups-Chor mit. Im Gedenken an den 600. Geburtstag des Friedensstifters der Eidgenossen, Niklaus von Flüeh, wurde der Gottesdienst zum Thema Frieden gestaltet.Frieden ist ein brennend aktuelles Thema. Bei genauer Betrachtungsweise zeitlos aktuell so lange es Menschen gibt. Der Friede zwischen Völkern ist immer in Gefahr, und seit es Massenvernichtungswaffen gibt auch der Weltfrieden. Aber auch das Zusammenleben im kleinen Kreis, sogar in der Familie, gestaltet sich nur friedlich, wenn sich die Beteiligten redlich darum bemühen.

Bruder Klaus als Vorbild
Reto Almer, im Gemeinderat für das Ressort Kultur verantwortlich, stellte in seiner Begrüssung fest, wie überdurchschnittlich gut es uns in der Schweiz gehe. Bezüglich des friedlichen Zusammenlebens gehörten wir unter die Top Ten. Seit mehr als 150 Jahren seien wir von keiner kriegerischen Auseinandersetzung mehr betroffen gewesen. Eine Selbstverständlichkeit sei dies jedoch nicht. Wir täten gut daran, uns die Aufforderung von Niklaus von Flüeh auch in Zukunft zur Maxime zu machen: «Horcht aufeinander und gehorcht einander.»

Dilemma-Situationen
Den Gottesdienst gestalteten Priska Ziegler, Pastoralassistentin der katholischen Kirchgemeinde Oberuzwil-Bichwil, und René Schärer, Pfarrer der evangelischen Kirchgemeinde Oberuzwil-Jonschwil, zusammen mit Gemeinderat Reto Almer. Priska Ziegler konfrontierte die Zuhörer mit Situationen, in denen Betroffene in einen Gewissenskonflikt kommen. Was ist höher zu gewichten, die ethische richtige Verhaltensweise oder was die Vernunft gebietet? Allgemein gültige Entscheidungshilfen für die richtige Handlungsweise gibt es nicht.

Zuhören ist sehr wichtig
Dann führten die drei Gottesdienst-Gestalter ein Gespräch über die aktuelle Situation in der Schweiz und darüber, was wir heute noch von Bruder Klaus lernen könnten. Übereinstimmend zeigten sie sich dankbar über die Vorzüge, die uns das Leben in unserem Land bietet. Eine florierende Wirtschaft, eine gute Schul- und Berufsbildung, viele Menschen, die sich in Familien, Vereinen und für die Gemeinschaft engagieren, sind ebenso wenig selbstverständlich wie die Möglichkeiten, welche uns in der direkten Demokratie offenstehen.

Dennoch dürften auch negative Erscheinungen nicht übersehen werden. Auch bei uns gibt es verhärtete Fronten. Eines der angeführten Beispiele war der oft respektlose und gar hasserfüllte Umgang mit Andersdenkenden in den sozialen Medien. Zuzuhören, sich ins Gegenüber zu versetzen, wäre und ist die Voraussetzung für Konfliktlösungen und Konsensfindung.

Und eine abschliessende Feststellung des Gesprächs: Werte müssen nicht verteidigt, Werte müssen gelebt werden!

Gelebte Gemeinschaft
Die Oberuzwiler Bettagsfeier kann jedes Jahr auf Mitwirkende aus der Gemeinde zählen. Musikalisch wurde die Feier diesmal durch den Männerchor Frohsinn unter der Direktion von Heidi Gerber und von dem durch Musiklehrerin Enid Becirovic geleiteten Chupa-Chups-Chor bereichert. Den Apéro vorbereitet und serviert hat der Frauenverein Oberuzwil.

Schüler haben erstmals nicht mehr mitgewirkt. Gemäss Pfarrer Schärer darf im Schulfach IRG, das den konfessionellen Religionsunterricht abgelöst hat, nicht mehr auf einen Gottesdienst vorbereitet werden. Das Fehlen der Schüler, beziehungsweise deren Begleitung durch die Eltern, hatte vermutlich auch die geschwundene Teilnehmerzahl am Gottesdienst zur Folge.