Jann Kessler – ein jugendlicher Filmemacher – hat seinen Bekanntheitsgrad durch sein Engagement für die Klimastreiks der Schüler erweitert. Bei seinem Fernsehauftritt in der Sendung «Schawinski» ist Ernst Dobler, der Präsident des Gewerbevereins Oberuzwil, auf ihn aufmerksam geworden. Vor den 60 Mitglieder des Vereins, welche sich zur Hauptversammlung im «Freudenberg» eingefunden hatten, sprach er über die Gründe und die Ziele der Streikbewegung.
Einleitend schilderte Jann Kessler die basisdemokratische Organisation der Streikbewegung. Er forderte seine Zuhörer auf, allfällige Einwände unverzüglich anzubringen. Jann Kessler zählte Fakten auf, die unser Ökosystem zum Kollaps bringen werden. Die grössten Auswirkungen habe der CO2-Ausstoss. Für den Klimawandel sei hauptsächlich der Mensch verantwortlich. Der Treibhauseffekt führe zur Erwärmung. Seit 1988 sei eine Häufung von zu warmen Jahren hintereinander feststellbar. Die Schneegrenze dürfte 2060 auf der Höhe von Davos liegen. Bis zum Ende des Jahrhunderts werde die durchschnittliche Wärme um 4 bis 6 Grad Celsius steigen.
Öffentlicher Diskurs ist entscheidend
Kessler ist erfreut über die 60'000 Teilnehmer am letzten Streiktag. Er ist sich aber bewusst, dass das nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung ist. Die Bewegung ist nach Aussage von Kessler grösser als die 68er-Bewegung, aber sie sei nicht homogen. Die Streiks allein hätten keine nachhaltige Wirkung. Nur der öffentliche Diskurs könne letztlich zu einer Änderung des Verhaltens führen. Allerdings genügten ein paar zusätzliche Windräder oder Sonnenkollektoren nicht.
Der Diskurs setzte schliesslich engagiert ein. Der Referent wurde von manchen grundsätzlich unterstützt, allerdings kaum vorbehaltlos. Eine coole Idee habe er vorgetragen, wurde ihm bescheinigt, aber sie funktioniere nicht. Der einzige Weg aus der Sackgasse wäre ein gezielter Verzicht. Diesem aber stünde unser Egoismus im Wege. Auch das Wachstumsstreben, zu dem Betriebe sozusagen verdammt seien, lasse kein verändertes Verhalten erwarten. Jann Kessler sah sich auch mit dem Vorwurf konfrontiert, manche der streikenden Jungendlichen seien selber schlechte Aushängeschilder für die gute Sache. Beim fortgeschrittenen Abend blieben die abschliessenden Wünsche des Referenten nach qualitativem statt quantitativem Wachstum und nach neuen Lebensorten und neuem Lebensverständnis im Raum stehen.
Attraktives Oberuzwil
Mit seinem zuversichtlichen Ausblick auf die regionale Wirtschaft vor einem Jahr habe er Recht behalten, hat Ernst Dobler, Präsident des Gewerbevereins Oberuzwil, in seinem Jahresbericht festgestellt. Speziell das Bauhaupt- und Nebengewerbe erfreue sich einer guten Auftragslage. Das neue Gebäude der Clientis-Bank sei bezogen worden, angrenzende Bauvorhaben seien auf Kurs. Zum Handlungsspielraum trage auch die umsichtige finanzielle Führung der Gemeinde bei. Dadurch könne auch die öffentliche Infrastruktur erneuert werden. Dobler erwähnte unter anderem die Sanierung des Hallenbades und der Wiesentalstrasse sowie die Schulraum-Erweiterungen. All dies trage zur Attraktivität von Oberuzwil bei.
Leistungsfähige Detailhändler
Die Bereinigung im Detailhandel – verursacht durch den Internethandel und den Einkaufstourismus – beurteilt der Gewerbepräsident für Oberuzwil als abgeschlossen. Von den übriggebliebenen Detailhändlern ist er überzeugt, dass sie sich behaupten können. Ernst Dobler sprach auch den Fachkräftemangel und den Kampf um Lehrlinge an. Er warnte davor, Studium und Lehre gegeneinander auszuspielen. Die Wirtschaft brauche beides, gute Akademiker und gute Berufsleute. Die Maturitätsquote dürfe nicht durch Herabsetzung der Anforderungen erhöht werden.
Vor dem 25. Präsidialjahr
Bei den Erneuerungswahlen, welche im Zweijahresturnus durchgeführt werden, ist Ernst Dobler als Präsident bestätigt worden. Er hat aber angekündigt, das Amt nur noch ein Jahr auszuüben. Bei seinem Rücktritt wird er den Gewerbeverein ein volles Vierteljahrhundert geführt haben. Nach 32 Jahren Vorstandstätigkeit ist Felix Hangartner zurückgetreten. Als neuer Kassier wurde Jörg Bergundthal gewählt. Anstelle von Caspar Francke wird Carole Tribelhorn als Revisorin wirken.
Im Hinblick auf den Rücktritt von Ernst Dobler in einem Jahr ist Daniele Ventaglio als zusätzliches Mitglied in den Vorstand gewählt worden. Der OK-Präsident der Riga 18 soll Ernst Dobler als Präsident ablösen.
«Lift» für praktisch begabte Schüler
Peter Gall, ein pensionierter Oberstufenlehrer aus Aadorf, stellte das Projekt «Lift» vor. Dabei werden Oberstufenschüler, die einseitig praktisch begabt sind, individuell gefördert, indem sie regelmässig in Gewerbe- oder Industriebetrieben mitarbeiten können. Ziel ist es, sie nach Schulabschluss in die Arbeitswelt zu integrieren. Die Oberstufe Oberuzwil beteiligt sich am Projekt. Sie ist auf die Unterstützung der Oberuzwiler Gewerbetreibenden angewiesen.