Bei der Begrüssung versprach Co-Präsidentin Brigitt Klaus-Hasler einen wunderbaren Musikabend, unterbrochen von einer wohltuenden Pause. Diese könne zum Verlüften und Maskenabziehen und natürlich zum Plaudern genutzt werden, gebe aber auch den Musikern eine Verschnaufmöglichkeit. Donnerstags-Gesellschaft Oberuzwil 

Post inside
Neu wird die Donnerstags-Gesellschaft Oberuzwil  von Brigitt Klaus-Hasler und  Adrian Müller im Co-Präsidium geleitet. Hier begrüsst Co-Präsidentin Brigitt Klaus-Hasler das erwartungsvolle Publikum. 


Domenic Janett

Der Musiker Domenic Janett muss Freunden gepflegter Volksmusik kaum mehr vorgestellt werden. Er machte sich mit der Neuauflage der Fränzli-Musik unter dem Namen „Ils Fränzlis da Tschlin“ weitherum viele Freunde. Auch mit der Formation „Engadiner Ländlerfründä“ wurde er schweizweit bekannt. 1991 bekam er den Goldenen Violinschlüssel, mehr Ehre ist in der Schweiz für Volksmusiker kaum möglich. Und sein Heimatkanton ehrte ihn 2016 mit dem Bündner Kulturpreis. Janett spielt jedoch auch in andern musikalischen Sparten auf höchstem Niveau, komponiert und gibt Musikunterricht. 

Es lohnt sich, die Homepage der Formation „Ils Fränzlis da Tschlin“ etwas näher anzuschauen. Humor und Information halten sich hier die Waage, zudem ist die Seite sehr leserfreundlich.

Post inside
Domenic Janett ist nicht nur ein  Klarinettenvirtuose, sondern scheint auch eine philosophische Ader zu haben. 


Robert Grossmann

Dieser Mann liebt die Gitarre und die Laute, komponiert selber und wirkt als Lehrer an verschiedenen Musikschulen, aktuell an der Pädagogischen Hochschule Graubünden. Er ist schweizerisch-amerikanischer Doppelbürger, 1953 in San Diego im Staate Kalifornien zur Welt gekommen und dort aufgewachsen. Er absolvierte seine musikalischen Studien ebenfalls in den USA. Vielleicht hat man seinen Namen auch schon im Zusammenhang mit Thomas Manns Roman DER ZAUBERBERG gehört, hat Grossmann doch dazu eine Oper komponiert. 2002 erhielt er den renommierten Eliette-von-Karajan-Förderpreis. Und 2013 würdigte ihn der Kanton Graubünden für seine vielfältigen Verdienste als Komponist, Musikwissenschaftler, Lehrer und Instrumentalist auf alten Zupfinstrumenten.

Post inside
Robert Grossmann unterhielt mit variantenreichem Gitarrenspiel, aber auch mit kleinen, liebevoll vorgetragenen Eigenheiten von Domenic Janett - vom Publikum  jeweils mit einem verhaltenen Lachen aufgenommen, da der Wahrheitsgehalt meist zweifelhaft, dafür immer äussert amüsant war...  


Duo D’ORO

Janett und er hätten einen Wettbewerb für einen guten Duo-Namen ausgerufen, erzählte Robert Grossmann. Als Preis sei entweder eine Locke von seinem Haupte oder einige Stunden Musikunterricht bei Janett geboten worden. Da sich das Suchen nach einer Locke offensichtlich als eine „Mission Impossible“ – unmögliches Unterfangen - herausstellte, habe sich der Gewinner für den Musikunterricht entschieden, was Grossmann dann schon etwas gekränkt habe. ..

D’ORO heisst einerseits „aus Gold, golden, goldig“, besteht andrerseits aber auch aus den beiden ersten Buchstaben der beiden Künstler: DOmenic und RObert... Und die beiden Männer machten diesem Namen alle Ehre. Goldig war die Musik, goldig auch die von trockenem, hintergründigem Humor geprägten Ansagen von Grossmann, der sich zu Beginn dafür entschuldigte, dass er nicht besser Deutsch könne. Hätte er nichts gesagt, niemand hätte es gemerkt. Goldig schliesslich auch der Auftritt Janetts, der manchmal einem tänzelnden Kobold ähnlich sah.


Appenzellermusik versus Bündner Ländler

Grossmann offenbarte, dass er selber die Appenzeller Volksmusik über alles liebe, Janett aber gesagt habe, er spiele nur ausschliesslich Bündnermusik. Dabei war doch der Appenzeller Geiger und Hackbrettspieler Noldi Alder von Domenic Janett in die Formation „Ils Fränzlis da Tschlin“ aufgenommen worden, was die Appenzeller- mit der Bündnermusik quasi vermählt hatte. Um Diskussionen zu vermeiden, habe er kurzerhand über ein Appenzellertänzchen – mit Tipp-Ex übermalt – die Anschrift ALTES BÜNDNER VOLKSSTÜCK geschrieben...

In diesem Stück spielte sich Klarinettist Janett so richtig ins Feuer, sogar ein Anklang von „Bödele“ - Takt mit dem Füssen steppen - floss in das Stück ein, von Janett leichtfüssig und verschmitzt ausgeführt, während Grossmann, etwas bodenständiger, den Rhythmus eher stampfte. Es fehlten nur noch die Eisenbeschläge an den glänzenden Schuhen, die beim „Bödele“ sonst manchmal im Einsatz sind. 

Django Reinhard (1910 – 1953)

Django Reinhard, einer der virtuosesten Jazzgitarristen der Welt, kam mit drei Kompositionen ebenfalls zum Zug. Diese wurden mit viel Schwung und Charme gespielt. Die Klarinette ist ein sehr wandlungsfähiges Instrument. Und Janett vermag ihr alle Klangfarben zu entlocken. Dazu kommt sein Bewegungsdrang, der immer wieder neue Formen des Ausdrucks findet. Mal meinte man fast Charlie Chaplin übers Parkett gleiten zu sehen, mit dessen typischem Schritt. 

Die Ballade vom traurigen Fischer

Schmunzelnd nahm das Publikum die Geschichte vom Fischer Janett auf, von Grossmann in unnachahmlicher Nonchalance erzählt. Janett jagt und fischt offensichtlich gerne, aber seine Kollegen teilen anscheinend nicht besonders gern mit ihm. Bei einem spontanen Zusammentreffen fanden sie jedenfalls, es gebe in einem Seitental wunderbare Fische zu fangen. Ob er es nicht dort versuchen wolle. Doch da schwamm weit und breit kein Fisch. Erst bei der Rückkehr dämmerte dem glücklosen Jünger Petri auf, dass man ihn hereingelegt habe. Diese „traurige“ Erfahrung verarbeitete Janett in der „Ballade vom traurigen Fischer“. Man konnte fast selber melancholisch werden beim Anhören dieser Geschichte, spürte dank stark auftretenden Füssen den Marsch ins Seitental und musste fast aufpassen, dass man beim wirklich himmeltraurigen Schluss – eine Rückkehr so ganz ohne Beute - nicht in Tränen ausbrach.

Meister der Schlussnote

Immer wieder gaben auch die Schlussnoten eines Stücks zum Schmunzeln Anlass. Man schaute schon ein wenig vorher auf Janett, um ja nicht zu verpassen, welcher Art der Abgang des aktuellen Stücks denn diesmal sein werde. War es erst mal ein schwindelerregend hoher Klarinettenton, dann beim nächsten Mal bestimmt eine besondere Figur mit der Klarinette oder ein athletisches Beinheben ans andere Knie, natürlich immer punktgenau auf den Schlusston – das alles in unzähligen Variationen.

Gitarrenspiel

Auch die (Western-) Gitarre durfte ihre vielseitigen Möglichkeiten aufzeigen. Manchmal spielte Grossmann so verhalten, ja zärtlich, dass man genau hinhören musste, um sie überhaupt zu hören. Dann griff er wieder zünftig in die Saiten. Dazu bewegte er sich mit dem Oberkörper, stampfte mit den Füssen, neben sich den tänzelnden Janett. Mit zwei Gitarrensoli – die er eigentlich gar nicht spielen wolle, wie er vorgab - liess er Janett dessen Lippen etwas entlasten und zeigte dem Publikum, was in seinem Instrument alles steckt. Alles schien leicht zu sein, die Finger fanden die richtigen Griffe fast von selber, die Saiten hielten auch das manchmal einsetzende Schrammen aus. Und doch steckt dahinter unablässiges, jahrelanges Üben, dazu Erfahrung und eine Art Einswerden mit dem Instrument.

Heitere Zugaben

Am Schluss gab es eine Standing Ovation für das unterhaltsame, von feinem Humor durchwirkte und mit Virtuosität und Spielfreude vorgetragene Programm. Da war eine Zugabe natürlich zwingend! Und so kündete Grossmann an: Sie hätten dafür extra schlechte, ja langweilige Stücke vorgesehen. Schliesslich wollten sie das Publikum dazu bewegen, langsam nach Hause zu gehen.

Doch dann dies! Auf einmal stieg das Publikum ins Geschehen ein, denn die Melodien „Falling in Love“ und danach „Raindrops Keep Fallin‘ On My Head“ verführten zum Mitsummen. So endete das Konzert mit dem musikalischen Zusammengehen von Publikum und Bühnenkünstlern, eine Art geplanter Abschiedsgruss mit nachhaltiger Wirkung, bleiben doch solche Evergreens meist noch länger im Ohr.