Am 19.November 2017 war es wieder so weit: Im Singsaal des Oberstufenzentrums konnte ein musikalisches Angebot „à la carte“ genossen werden, dies bereits zum fünften Mal. Und wieder gab es eine bunte Mischung an Darbietungen, von kleinen Formationen wie den Geschwistern Lämmler bis zum richtig grossen Chor. Von 10:00 Uhr bis um 17:30 gab es jede halbe Stunde einen Wechsel. Leider ist es nicht möglich, alle Auftretenden zu würdigen, aber auf der Homepage des Männerchors kann das ganze Programm abgerufen werden.
Prinzip Rotation
Die Sache ist ganz einfach, der Zeitrahmen klar. Gut zwanzig Minuten sind für die Darbietung vorgesehen, zehn Minuten für den Wechsel auf der kleinen Bühne. Hie und da kann es auch mal eng werden, wenn das begeisterte Publikum noch eine Zugabe verlangt. Spannend ist immer die Abfolge der Auftritte. So stand beispielsweise der All4Soul-Chor in gediegener Kleidung und gefälliger Formation mit rassigen Liedern wie „Da Do Ron Ron“ auf der Bühne. Abgelöst wurde er vom Jodlerclub Uzwil auf. Und nach dessen heimatlichen Klängen begeisterte der grosse Gospelchor Oberbüren mit religiösen Gesängen.
Später traten zwei Mitglieder des alevitischen Kulturvereins St.Gallen auf und brachten ihrerseits eine fremde Welt mit. Diese ganz unterschiedlichen Stilrichtungen sind ein Markenzeichen des TONFENSTER-Anlasses geworden und bereits zu einer lieben Tradition. Solange der Männerchor genügend Leute hat, die mithelfen, diesen Grossanlass durchzuführen, kann man sich hoffentlich alle zwei Jahre auf eine neue Ausgabe freuen.
Lüpfiger Einstieg
Als erste Formation spielten die Geschwister Lämmler – Daniela an der Handorgel, Andreas am Keyboard und Stefanie auf der Klarinette– aus Niederglatt auf. In modischen Edelweisshemden erfreuten die Drei auch optisch. Da hätte man am liebsten sofort zu den Klängen des Slavko-Avsenik-Hits „Auf der Autobahn“ getanzt. Sie schlugen aber auch leisere, ja fast verhaltene Töne an und zeigten so ihre Vielseitigkeit. Man spürte auch eine wohltuende Verbundenheit untereinander, denn ein kleines Kopfnicken und Anzählen von Daniela genügte, schon stimmten auch die andern Beiden ein.
„Erinnerungen an Zirkus Renz“ ist durch den Hackbrettvirtuosen Nicolas Senn sehr bekannt geworden. Aber auch die Version der Geschwister gefiel. Und so verlangte das Publikum gleich zu Beginn eine Zugabe, welche mit dem zu einer Art Volkshymne gewordenen Lied „Alls was bruchscht, das isch Liebi“- gerne gewährt wurde. Natürlich sangen viele im Publikum da kräftig mit…
Männerchor mit Überraschung
Es war zwar schon ein wenig durchgesickert, dass sich da zwei alte Kameraden wieder zu einem Duo vereinigt hätten, wenigstens fürs Tonfenster. Nebst vier typischen Männerchorliedern, vom Chor unter der dynamischen Leitung von Heidy Gerber vorgetragen, trat Toni Kaufmann, ältestes Chormitglied, zusammen mit seinem ehemaligen Musikerkollegen Hans-Karl Sturm auf. Und wie! Erst sang Bassist Kaufmann das bekannte Chianti-Lied, von Kollege Sturm am Flügel in Barpianistenmanier bestens unterstützt. Darauf kam das immer wieder gern gehörte „What a Wonderful World“ des unvergesslichen Louis Armstrong zum Zug. Toni Kaufmann nahm sichtlich Fahrt auf, bis sich alles in einem wahren „Yeah!“-Jauchzer entlud.
Es gab stürmischen Applaus für die beiden älteren Herren, dazu lobende Worte von Dirigentin Heidy Gerber. Musik hält eben jung, wie man auch hier wieder sehen konnte. Nach dem Lied „Wenn wir sonntags in die Kirche gehen“, wurde das Publikum zum Mitsingen des unverwüstlichen „Bajazzo“ aufgefordert, es bekam dazu sogar ein Textblatt.
Männerchorliteratur oft mit besinnlichem Text
Wenn man in Männerchorliedern etwas auf den Text hört, fällt auf, wie oft diese zwar lustig, ja oft bier- oder weinselig anfangen, dann aber plötzlich in wehmütige Gedanken an die eigene Endlichkeit umschlagen. So ganz mochten die Liederdichter auch früher dann doch nicht nur „Wein, Weib und Gesang“ vertrauen. In irgendeiner Strophe kommt sehr oft noch ein Hinweis auf etwas Grösseres, dem Menschen Überlegeneres zum Zug.
Jodeln
Vor dem Mittag trat der Jodelclub Uzwil auf. In diesem Verein wird das traditionelle Hirten- und Sennenlied gepflegt und natürlich der Naturjodel. Besungen wird die Natur, oft mit besinnlichem, ja religiösem Text, aber auch das Zusammenleben und selbstverständlich das Beziehungsleben. Mit ihrer urchigen Kleidung zeigen die Männer, woher ihr Gesanggut stammt, wenn auch die wenigsten der Sänger noch wirklich in der Landwirtschaft tätig sind.
Jodeln erfährt unter jungen Leuten und erstaunlicherweise gerade in Städten einen eigentlichen Aufschwung, traditionelle Werte erleben eine Wiedergeburt. Mit ihren heimatverbundenen Gesängen sangen sich die Jodler mit ihrer Vorjodlerin in die Herzen ihrer Fans. Die dazwischen gestreuten Witze entsprachen dem gediegenen Anlass allerdings nur äusserst bedingt, da hätte man sich gerade als Frau ein höheres Niveau gewünscht…
Hier gibt die Jugend den Ton an
Überraschend viele junge Akteure waren diesmal dabei. Das Jugend-Ensemble JEBO stand da auf dem Programm, zusammen mit dem Jugend-Ensemble Jonschwil. Aber auch Jugendliche aus der Oberstufe traten auf. Auch der seit November 2013 zu einem richtigen Verein herangewachsene JaSoRo-Chor mit der energiegeladenen Leiterin Yasmin Stadler darf noch zu dieser Kategorie gezählt werden. Sie begannen ganz sanft mit einem französischen Lied „La nuit“. Doch dann waren rhythmische Geräusche angesagt, es wurde geschnippt, was das Zeug hielt, dazu auf die Oberschenkel geklopft und darauf dazu ein Lied angestimmt.
Der Chor kommt mit seiner schwarz-grünen Kleiderkombination auch in optischer Hinsicht frisch daher. Auch der Humor kam hier nicht zu kurz. „Hallo, hallo, ich bin dein Ohrwurm“ besingt eine Erfahrung, die wohl schon die meisten gemacht haben. Da hört man ein Lied, trällert es mit – und dann bleibt und bleibt und bleibt es im Kopf – oder eben im Ohr…
Beste Werbung für den eigenen Verein
Nie kann sich ein Verein oder eine Gruppierung einer breiten Öffentlichkeit einfacher vorstellen als an einem derartigen Anlass. Und neue Mitglieder kann schliesslich jeder Verein brauchen. Singen oder ein Instrument spielen sind sehr sinnvolle Freizeitbeschäftigungen, die nicht nur einem selber guttun, sondern auch der Zuhörerschaft Freude machen, wenn man ein gewisses Niveau erreicht hat. Darum nützen auch immer wieder Vereine diese willkommene Möglichkeit, am Tonfenster teilzunehmen.
Bei den grossen Talentshows am Fernsehen müssen sich die Teilnehmenden einer Jury stellen und werden im Ausschlussverfahren bewertet. In Oberuzwil kann dagegen jedermann mitmachen. Die einzige Bedingung ist der musikalische Bezug. Man staunt immer wieder, wie viele Chöre es doch im Umkreis der Gemeinde gibt.
„Oscar Petersen“ im Singsaal
Der Pianist Alessandro Fiore gab zur Tagesmitte ein intimes Klavierkonzert. Fast schien sein ganzer Körper mit dem Instrument verwachsen zu sein, denn Noten waren keine zu sehen, alles floss nur so aus seinen flinken Fingern. Fast zärtlich strichen diese über die Tasten. „Piano Fiore“ – da denkt man an blühende Blumen. Aus Lehrerkreisen hiess es, der Mann, welcher zurzeit als Zivi an der Oberstufe tätig ist, bringe auch Jugendliche zum „Blühen“ habe einen ausgezeichneten Umgang mit ihnen. Dieser gesellschaftliche Nutzen sollte in der aktuellen Diskussion um den Zivildienst auf keinen Fall vergessen werden.
Gefragte Pianisten
Pianist Hanspeter Nadler begleitete an diesem Tag gleich drei verschiedene Formationen. Erst unterstützte er den Gospelchor Oberbüren mit einem mitreissenden Rhythmus, was auch das Publikum begeisterte. Später konnte er beim Good-News-Chor unter Leitung von Priska Bischof und schliesslich beim Auftritt des Gospelchors Niederuzwil gehört werden. Und Alessandro Fiore begleitete am Nachmittag Susanne Huber, welche mit Jugendlichen aus drei Realklassen auftrat.
Festwirtschaft
Die Mitglieder des Männerchors hatten nebst ihrem Auftritt alle Hände voll zu tun, um die Festwirtschaft im Schwung zu halten. Im Foyer des Schulhauses war eine solche eingerichtet worden. Sie wurde rege benutzt. Draussen im Durchgang konnten fleischliche Gelüste befriedigt werden, im Foyer selber wurden Kuchen und Getränke angeboten. Hungern musste niemand, zudem konnte hier nach Herzenslust mit Bekannten oder auch „noch nicht Bekannten“ geplaudert werden, auch dies ein Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Nicolas Senn und Markus Kühnis an der Orgel mit „Erinnerungen an Zirkus Renz“

Der Männerchor Frohsinn hat mit Heidy Gerber eine pfiffige und äusserst versierte Dirigentin.

Boten ein imposantes Bild, die Männer des Männerchors Frohsinn - und alle waren auch als Gastgeber tätig.

Wie zwei Lausbuben, die "alten Kameraden" Toni Kaufmann - links - und Hans-Karl Sturm, die als Überraschungsgäste auftraten.

Am letzten Tonfenster war noch Felix Grünenfelder Präsident, nun ist dies Thomas Künzle, der sich freute, schon zu Beginn eine stattliche Anzahl Interessierte begrüssen zu können.

Die Geschwister Lämmler verstehen sich prächtig, wie man gleich zu Beginn ihres lüpfigen Auftritts sehen konnte. Hinten Bruder Andreas am Keyboard, an der Handorgel Daniela und auf der Klarinette Stefanie Lämmler.

Wie in alten Zeiten - Hans-Karl Sturm am Klavier, Toni Kaufmann als Sänger - mit dem Chianti-Lied und dem Hit "What a Wonderful World" - beide begeisterten das Publikum.

Dem Piano gehört sein Herz - Alessandro Fiore gab ein feines, kleines Konzert direkt aus dem Herz heraus. Im Augenblick ist er als Zivi an der Oberstufe tätig.

Chic, chic, die Herren des All4Soul-Chors. Hier die stimmgewaltigen, zu Spässen aufgelegten Bassisten...

...und hier die Frauen mit "Lenas Song" aus dem wunderbaren Film "As It Is In Heaven" aus Schweden. Links ist Mathis Länzlinger zu sehen, der das Cachon schlug.

Frisch und jung - das Markenzeichen des JaSoRo-Chors Oberuzwil nach dem gelungenen Auftritt - rechts die Chorleiterin Yasmin Stadler.

Der Gospelchor Oberbüren hat auch Mitglieder aus dem Oberuzwiler Gemeindegebiet - und begeisterte einmal mehr, auch dank Hanspeter Nadlers fetziger Begleitung am Flügel.