Der Sturm ist am Freitagabend mit einer ungeheuren Kraft über die Stadt Wil und insbesondere über das Klinik-Areal hinweggezogen. Mit welcher Zerstörungswut er es tat, ist im untenstehenden Video eindrücklich zu sehen. Es stammt von hallowil.ch-Leserreporterin Patricia Münch aus Wil, welche die dramatischen Momente mit ihrem Handy gefilmt hat. «Er macht alles kaputt», sagt sie, als der Sturm mehrere Gewächshäuser der Klinik zerreisst.
Nach der Sichtung dieses Videos kommt nun der in Wil aufgewachsene SRF-Meteorologe Jürg Zogg zu einer neuen Einordnung des Sturms. Nachdem er am Samstagabend noch davon ausgegangen war, dass es «nur» eine Superzelle gewesen sei und kein Tornado, hat sich dies geändert. «Ich würde anhand der neuesten Fakten mal etwas Richtung schwacher Tornado vermuten. Man sieht, wie Sachen hochgesogen werden. Das sind wohl die Bilder, die bisher noch gefehlt haben», sagt Zogg gegenüber hallowil.ch. Und weiter: «Es ist ein Luftwirbel durch die hochgewirbelten Trümmerteile erkennbar.»
Keine Tornadowarnungen
Doch was ist ein Tornado eigentlich genau? «Es handelt sich um einen durchgehenden Luftwirbel von der Wolke bis zum Boden. Da Luft nicht sichtbar ist, muss er auch nicht durchgehend sichtbar sein. Oben sieht man oft eine rotierende Trichterwolke, unten ist der Wirbel manchmal durch aufgewirbelte Sachen sichtbar», sagt Jürg Zogg. Genau so war es in Wil. Tornados würden in der Schweiz «ziemlich selten» vorkommen. Da die schwachen Varianten aber nicht auf den ersten Blick deutlich erkennbar seien, gebe es wohl einige unentdeckte Tornados, sagt der SRF-Meteorologe. Ein Tornado entstehe durch eine grosse vertikale Windscherung in den unteren Luftschichten.
Und warum wurde nicht vor dem Tornado gewarnt? Dazu sagt Zogg: «Eine Gewitterwarnung gab es schon. Jedoch ging sie leider etwas kurzfristig raus. Explizite Tornadowarnungen existieren meines Wissens in der Schweiz nicht.»
Hier zerstört der Tornado Gewächshäuser der Klinik Wil:
Bilder, Videos und Informationen zum Tornado über Wil finden Sie hier.
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So hat hallowil.ch am Samstagabend (13.7.) berichtet:
Es gibt einige Anzeichen, welche auf einen Tornado hingedeutet haben. So zum Beispiel die Verwüstung auf nur einem Landstrich. Oder auch Gegenstände, die angehoben wurden, um dann einige Meter weiter wieder herunterzufallen. Oder Wolken, die sich zu einem Wirbel vereint haben. Darum machte am Freitagabend in der Stadt und den Sozialen Medien schnell die Runde, es sei ein Tornado gewesen.
Das dürfte aber nicht der Fall sein. «Es war wohl eine Superzelle mit rotierendem Aufwindbereich. Tornado heisst es nur, wenn der Wolkenwirbel bis zum Boden kommt. Solche Meldungen habe ich nicht erhalten», sagt SRF-Meteorologe Jürg Zogg, der in Wil aufgewachsen ist und im Jahr 2015 Wiler Botschafter des Jahres war. Er ergänzt: «Einige Superzellen bringen Tornados hervor. Theoretisch wäre es also möglich. Dann müsste es aber Beobachtungen und Bilder vom Rüssel geben.»
Laut Zogg rotiert die Wolke also im Aufwindbereich. Die Böen seien wohl so genannte Downbursts, also Gewitterfallböen gewesen. «Somit waren Auf- und Abwind räumlich getrennt», sagt Zogg. Die teilweise grossen Schäden dürften laut dem Meteorologen im Abwindbereich entstanden sein.