Vor genau einem Jahr trat Uzdemir an der Hauptversammlung des EHC Uzwil zurück und übergab sein Amt dem ambitionierten Nachfolger Philipp Herzog. Bereits damals war die finanzielle Situation angespannt. Man präsentierte den Mitgliedern und Medien eine Verschuldung von CHF 160'000, versprach aber zugleich unter Zeugen, aber auch schriftlich, man werde den Verein schuldenfrei übergeben.
Wirkliche Verschuldung verschleiert
Davon ist man ein Jahr später meilenweit entfernt. Bis heute scheint Uzdemir seinem Versprechen nicht nachgekommen zu sein. Was aber noch viel schlimmer wiegt, ist die Tatsache, dass man vor Jahresfrist wohl die effektive Misere mit fiktiven Zahlen verschleiert hat. So wird die Verschuldung per 30. April 2018 gar auf CHF 330'000 beziffert. Beschönigt wurde diese Zahl vor einem Jahr durch fiktive Debitoren, für welche es weder Rechnungen noch Verträge gibt.
Der Verein schreibt in seiner Präsentation zur Hauptversammlung dazu folgendes: «Die erhebliche Differenz ist auf hohe Ausstände von Gläubigern, eine nicht fachgerechte und unvollständige Vereinsbuchhaltung sowie eine nicht konforme Umschuldung auf die Fa. Motivo AG zurückzuführen.»
Seltsame Geldbewegungen
Diese Missstände aufgedeckt hat Roger Hadorn, welcher bis vor sechs Jahren als Finanzchef des EHC Uzwil tätig war und neu als aussenstehender Berater den Verein unterstützt. Seine Vorwürfe in Richtung des ehemaligen Präsidenten sind happig, scheinen aber Hand und Fuss zu haben. So spricht er unter anderem von seltsamen Geldbewegungen durch die Motivo AG über den EHC Uzwil.
Aufgrund der Umstände konnte der neue Revisor, Markus Plüss, keinen aktuellen Jahresabschluss präsentieren. Dazu sind derzeit noch zu viele Unklarheiten vorhanden. Er stellte aber die Möglichkeit einer ausserordentlichen Hauptversammlung in den Raum. Alternativ würde man die Zahlen dann erst im Folgejahr präsentieren. Die groben Zahlen ergeben aber derzeit eine Verschuldung von CHF 332'000.-, basierend auf offenen Kreditoren von CHF 460'000.-, offenen Debitoren von CHF 14'000.- und sonstigem Vereinsvermögen.
Fiktiver Sponsor
Ein weiteres Gesprächsthema war einer der ehemaligen Sponsoren der Hawks. Turkish Airlines, eine der renommiertesten und grössten Fluggesellschaften der Welt, war mit seinem Logo auf den Trikots des EHC Uzwil vertreten. Ein Sponsoring, dass spätestens dann seltsam erscheint, wenn man weiss, dass die Fluglinie auf ganz andere Kaliber als Werbeträger setzt.
Nicht ganz überraschend kam dann die Aussage von Roger Hadorn, dass man bis heute weder einen Geldeingang noch einen Sponsoringvertrag von Turkish Airlines gefunden hat.
Steueramt: Gewinn ob vergessenen Schulden
Erschreckend ist die Tatsache, dass die falsche Bilanz und Erfolgsrechnung auch durch die ehemaligen Revisoren gutgeheissen wurden. Nicht unberechtigt kam hier der Vorwurf der Urkundenfälschung durch den alten Vorstand auf.
Selbst beim Steueramt steht der EHC Uzwil in der Kreide. Obwohl der Verein seit Jahren keine Gewinne schreibt, wurde aus der Spielzeit 2014/2015 eine Steuererklärung mit einem Gewinn von 42'000 eingereicht. Man habe «vergessen» die Schulden aufzuführen, dasselbe auch in der Vorsaison.
Rechtliche Konsequenzen
Der EHC Uzwil ist bestrebt, das Geld einzufordern. Zwar gab es bereits Gespräche, jedoch verliefen diese ohne brauchbares Ergebnis. Aufgrund der nicht eingehaltenen Versprechen, wurden Uzdemir und die Motivo AG auf insgesamt über CHF 400'000.- betrieben. Auf diese Forderungen wurde jedoch Rechtsvorschlag erhoben, weshalb sich die Angelegenheit in die Länge ziehen wird.
Man geht davon aus, dass auch vor der nächsten Instanz keine Einigung erzielt werden kann. Ob die Angelegenheit auch noch strafrechtliche Konsequenzen haben könnte, liess man offen stehen. Die Vorwürfe diesbezüglich wären aber sicherlich nicht harmlos.
Neue Ausrichtung
Für die neue Spielzeit kalkuliert der EHC Uzwil mit einem Budget von rund CHF 270'000.-. Daraus sollte ein Gewinn von über CHF 130'000.- möglich sein, womit ein Grossteil der Schulden getilgt werden könnte. Die grössten Einsparnisse macht der Verein bei der ersten Mannschaft. Infolge des Abstiegs von der 1. in die 3. Liga fallen hier keine Lohnkosten mehr an. Ein allfälliger Aufstieg in die 2. Liga wird nur dann in Betracht gezogen, wenn die Finanzen bereinigt sind oder aber die Mannschaft bereit ist, auch in dieser Liga ohne Entschädigung zu spielen.
Auf den neuen Vorstand rund um Philipp Herzog wartet noch viel Arbeit. Mit dem Rückzug der ersten Mannschaft verliert die Marke EHC Uzwil vielleicht ein wenig Strahlkraft. Man beweist damit aber auch, dass man einen Neunanfang machen will und gewillt ist, die Situation schnellstmöglich und ohne Kompromisse zu bereinigen.