Im Anschluss an die Hauptversammlung der FDP Niederhelfenschwil fand ein öffentlicher Vortrag von Ingrid Markart über die Problematik der steigenden Pflegebedürftigkeit statt.Das Führungs-Trio der Ortspartei mit Präsident Rolf Högger, Aktuarin Caroline Derungs und Kassier Roland Gübeli berichtete an der HV über den Geschäftsverlauf der FDP Niederhelfenschwil. Angesichts des aktuellen Gesundheits-Themas hätten die Organisatoren gerne einen besseren Besuch erwartet. Nur zehn Mitglieder, darunter Gemeindepräsident Simon Thalmann, erschienen zur ordentlichen Hauptversammlung im Restaurant Kreuz. Zum anschliessenden Vortrag gesellten sich nochmals ein halbes Dutzend Interessierte dazu. In einer knappen halben Stunde konnte Präsident Rolf Högger die Traktanden erledigen. Aus seinem Jahresbericht ging hervor, dass sich die FDP Ortspartei aktiv in der kommunalen Politik einbringt.
Stärker positionieren
Im Jahresbericht berichtete Rolf Högger über das Parteigeschehen des vergangenen Geschäftsjahres. Der Präsident nahm an verschiedenen regionalen und kantonalen Treffen teil. Dabei sei die Frage diskutiert worden, wie man neue Mitglieder gewinnen könne. Dem regionalen Wahlstab gehört Kassier Roland Gübeli an. Spannend sei der persönliche Kontakt mit Bundesrat Cassis gewesen, bekannte Högger. Dieser habe die Beziehung Ostschweiz – Tessin angesprochen. Die Präsidentenkonferenz habe sich mit den Vorbereitungen für die zukünftigen Wahlen befasst. In gemischten Arbeitsgruppen seien die Grundlagen für ein Positionspapier erarbeitet worden, welches alle wichtigen Bereiche der Gesellschaft und Politik umfassen soll. Ziel sei eine stärkere Positionierung der FDP und ein Stimmenzuwachs.
Oberuzwilerin am Bodensee
Nach der kurzen Versammlung warteten die Teilnehmenden gespannt auf das Referat von Ingrid Markart-Kaufmann. Die Oberuzwilerin arbeitete nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums als Rechtsanwältin. Weil ihr dabei der gewünschte Kontakt zu anderen Menschen weitgehend fehlte, suchte sie eine neue Herausforderung, bekannte sie bei der persönlichen Vorstellung. Nach zusätzlichen Ausbildungen übernahm sie vor sechs Jahren die Geschäftsleitung des 1981 in Betrieb genommenen Pflegeheims PeLago der Region Rorschach. Das regionale Pflegeheim wurde inzwischen zu einem Vorzeigeobjekt und schon mehrmals ausgezeichnet. Bei ihrem Vortrag in Niederhelfenschwil kam zum Ausdruck, dass das Unternehmen mit grossem Engagement, Menschenliebe und fundierter Fachkompetenz geführt wird. Es werde nicht Gewinn orientiert verwaltet, sagte Markart. Im Pflegeheim stünden nicht eine Heilung, sondern das Wohlbefinden und eine gelungene Beziehung im Vordergrund. Für die Heimleiterin sind auch gute Arbeitsbedingungen und das Wohlergehen des Personals wichtig. Dadurch würden sich die Bewohnenden wohler fühlen.
Der Mensch im Mittelpunkt
Ingrid Markart beschrieb in ihrem sehr spannenden, hochinteressanten Referat ihre Führungsphilosophie und ihre Erfahrungen im Heim. PeLago befasst sich speziell mit Menschen, die von schwerer Demenz betroffen sind. Die offene Heimkultur eröffnet neue Chancen für Demenz-Erkrankte, ist Markart überzeugt. Gegenwärtig ist ein Umbau des Pflegeheims geplant, bei dem unter anderem die Verschiebung der Demenzabteilung von vierten in den ersten Stock vorgesehen ist. Diese bauliche Massnahme bringe eine markante Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen. Das Wohlbefinden und die bestmögliche Lebensqualität der Heimbewohnerinnen und Bewohner stünden im Vordergrund. „Nie am Menschen sparen, Sparpotential gibt es sonst noch genügend, zum Beispiel in einer optimalen Logistik und gut durchdachten Arbeitsabläufen“, strich Markart heraus. Die Alters- und Pflegeheime haben in der Schweiz auch eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung, generieren doch die knapp 100‘000 Beschäftigten eine Wertschöpfung von rund 7,5 Milliarden Franken.
Palliativ Care
Die Referentin betonte auch die Bedeutung einer zukunftsgerichteten Förderung des Personals. Sie habe kein Problem bei der Rekrutierung und bilde mehr als zehn Prozent neue FaGe und FaBe aus. Gegenwärtig beschäftigt PeLago über 140 Angestellte. Die Wertschätzung gegenüber den Pflegeberufen sei in den letzten Jahren gestiegen. Von den menschlichen und fachlichen Qualitäten der Angestellten seien auch die zwischenmenschlichen Beziehungen zu den Patienten sowie das Betriebsklima abhängig. 2016 wählten über 7‘300 junge Menschen eine Ausbildung zur FaGe oder Fabe und damit lagen sie schweizweit an dritter Stelle der Auszubildenden. Zu den Aufgaben des Pflegeheimes gehört auch eine feinfühlige Sterbebegleitung. „Es ist für die Pflegenden schön, wenn ein sterbender Mensch in Zufriedenheit gut weggehen kann“, stellte Markart fest. Fast der grössere Aufwand sei die Betreuung der Angehörigen, denen das Loslassen mehr Mühe bereite.
Wertschätzung des Spitexdienstes
Ein Kränzchen wand die Gesundheitsexpertin der Spitex, welche im Gesundheitswesen eine zunehmende Bedeutung habe. Mit dem zunehmenden Altersdurchschnitt wachse auch die Zahl der Menschen mit hoher Pflegebedürftigkeit. Der Eintritt in ein Pflegeheim sei für den betroffenen Menschen wie auch für die Angehörigen eine grosse Herausforderung. Da würden sich die Ansichten manchmal widersprechen. Wichtig sei jedoch die Beachtung des Selbstbestimmungsrechtes des Patienten. Das Pflegeheim biete für eine Angewöhnung verschiedene Möglichkeiten wie Kurz-, Tages- oder Nachtaufenthalte oder Kennenlerngespräche. Die beträchtlichen Heimkosten setzen sich zusammen aus medizinischer Pflege, Unterkunft und Betreuung. Sie werden getragen von der Krankenkasse, den betroffenen Personen und eine Restfinanzierung durch die öffentliche Hand.
Fachstellen konsultieren
Aus ihren Erfahrungen weiss Ingrid Markart, dass ein Heimeintritt vielen Menschen schwer fällt. Oft würden jedoch die BewohnerInnen nach einigen Wochen der Angewöhnung aufblühen, aktiver werden, von der Einsamkeit wegkommen und neue Freundschaften und Interessen finden. Von Bedeutung sei gutes Essen. Auch die Angehörigen würden stark entlastet. Die Referentin gab einige Tipps weiter. Bei Fragen könnten Fachstellen wie Hausärzte, Spitex usw. zugezogen werden. Sie erzählte auch von ernsten und von lustigen Erlebnissen mit den Betreuten. Rolf Högger brachte bei seinem Dank auf den Punkt, was alle Zuhörenden ebenfalls erlebten: „In dem fast zweistündigen, spannenden Vortrag wurde es nie langweilig und die Zeit verging im Flug“. Es wurde anschliessend über die Thematik weiter diskutiert. Die Ortspartei verdankte der begeisterten Heimleiterin das aufschlussreiche Referat mit einem Präsent.
(Aufnahmen vom Pflegeheim zur Verfügung)










