Die älteren Henauer erinnern sich noch an das Jahr 1964. Die Bevölkerung von Uzwil war dank der Industrie im Lauf der Jahre auf ein Mehrfaches der Einwohnerzahl von Henau angewachsen. Auf Betreiben der weltweit tätigen Firma Bühler löste deren Standort Uzwil den Gemeindenamen Henau ab.
Der Name Henau rückte in den Hintergrund und damit auch die Aufmerksamkeit, die dem Dorf zuteil wurde. In Henau aber liess man sich dadurch nicht beirren und besann sich auf die Stärken des Ortes.
Gegen das Vergessen
In Henau lebt mit Klaus Sohmer einer der besten Kenner der lokalen Geschichte. Er war lange Jahre Dreh- und Angelpunkt der Vereinigung für Kulturgut und ist deren Ehrenmitglied. Wer die Archivräume im Schulhaus Oberberg betritt, staunt über die Vielzahl und Vielfalt der Dokumente und Gegenstände. Sie betreffen neben Henau zu einem grossen Teil auch Uzwil und seine Industriegeschichte.
Auf Henau bezogen führt Klaus Sohmer die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 754 an. Aus Villa Aninauva – Au des Anno – ist der Ortsname Henau entstanden. Ein Rotphald hat in der Urkunde seine Besitztümer dem Kloster St. Gallen vermacht. Damals gab es wohl schon ein Gotteshaus in Henau.
Toter und Schwerverletzte nach der Kirchweih
Die jetzige Henauer Kirche ist im 15. Jahrhundert errichtet worden. Aus der Reformationszeit sind etliche Streitigkeiten bekannt. Zeitweilig durften in der Kirche keine Gottesdienste mehr gefeiert werden. Anschliessend wurde die Kirche bis zum Bau der evangelischen Kirche in Niederuzwil 1871 paritätisch von Katholiken und Reformierten genutzt. 1707 gab es an einem Kirchweihabend bei einer Auseinandersetzung gar einen Toten und zwei Schwerverletzte. Darauf wurde der katholische Pfarrer gefangen genommen, das Pfarrhaus geplündert und der katholische Lehrer ermordet. Auch zwei weitere Männer verloren ihr Leben. Während dem Toggenburger Krieg wurde Henau 1712 geplündert und abgebrannt.
Industrieschwerpunkt Uzwil
Die politische Gemeinde Henau ist mit der Gründung des Kantons St. Gallen im Jahre 1803 entstanden. Sie umfasste das Gebiet der heutigen Gemeinde Uzwil. Der grösste Teil aber war noch unbesiedeltes, zum grossen Teil landwirtschaftlich genutztes Land. Dann brachten Mathias Naef die Textilindustrie und später die Gebrüder Benninger und Bühler die Maschinenindustrie in die Gemeinde. Aber eben ins rasch wachsende Uzwil und nicht nach Henau.
Stagnation in Henau
Henau sei bis nach dem zweiten Weltkrieg nicht stark gewachsen, hält Klaus Sohmer fest. Zwar habe die Weberei in der Felsegg im Jahr 1870 über 200 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen, zuerst im Besitz der Familie Naef, später der Familie Zweifel, habe im vergangenen Jahrhundert aber das Schicksal vieler Textilbetriebe geteilt und schliessen müsser. Nicht besser ist es der Möbelfabrik ergangen. Aus kleinen Anfängen im Jahr 1914 war ein respektables Unternehmen entstanden, das sich zeitweilig auf die Produktion von Schulmöbeln spezialisiert hatte. 1984 wurde es verkauft, zehn Jahre später stillgelegt. 60 Mitarbeiter verloren ihre Arbeitsstelle.
Auch in der Landwirtschaft wirkte sich die wirtschaftliche Entwicklung aus. 1940 zählte man noch 30 Bauernbetriebe, heute sind es noch sieben. Persönlich empfindet Klaus Sohmer den Verlust des Dorfladens als einschneidendste Veränderung.
KMU im Vormarsch
Heute wird in Henau eine ganze Reihe von Arbeitsplätzen in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) angeboten. Der grösste Betrieb mit rund 90 Mitarbeitern ist die Cleanfix Reinigungssysteme AG. Im Industriegebiet Looäcker haben sich weitere Firmen angesiedelt und das Gebäude der Möbelfabrik ist zu einem Gewerbehaus geworden.
1850 zählte Henau 280 Einwohner. In den 90 Jahren bis 1940 stieg die Einwohnerzahl auf 550. Seither hat sie sich fast verdreifacht und macht 1600 aus.


Pro Henau – für Henau
«Pro Henau, der Dorf- und Kulturverein, ist vor 45 Jahren gegründet worden, damit Henau nicht ganz vergessen wird», sagt Präsident Jürg Hollenstein. Nach wie vor gehe es darum, sich für die Anliegen und das Wohl der Henauer Bevölkerung einzusetzen. Als Wermutstropfen der jüngeren Vergangenheit führt er die Schliessung des Bahnhofs Henau-Algetshausen, der Post und des Dorfladens an. Immerhin verfüge das Dorf noch über zwei Restaurants, zwei Bäckereien, einen Getränkehandel und die einzige selbständige Metzgerei in der Gemeinde Uzwil. Positiv vermerkt er auch die grosse Anzahl von Gewerbebetrieben.
Das Dorf Henau beleben
«Unser Ziel ist es, zusammen mit den anderen Vereinen Leben ins Dorf zu bringen», erklärt Jürg Hollenstein, und führt eine ganze Reihe von Aktivitäten an, welche bereits Tradition geworden sind. Gerade eben ist das Silvesterläuten durchgeführt worden. Gut 50 Kinder sind in der Morgenfrühe durchs Dorf gezogen und haben anschliessend nach einer Verpflegung die Gaben im Schulhaus untereinander geteilt. Im Juli wird wieder die Dorfolympiade – eine Art «Spiel ohne Grenzen» – durchgeführt. Sie bewährt sich nach Erfahrung des Präsidenten besonders auch als Plattform für Neuzuzüger.
Programm findet Anklang
Jedes dritte Jahr organisiert Pro Henau die Bundesfeier für die Gemeinde Uzwil. Das als einmaliger Anlass gedachte Oktoberfest fand so guten Anklang, dass es im vergangenen Jahr bereits zum sechsten Mal in der Turnhalle Oberberg alle 350 Plätze gefüllt hat. Im November wird wieder der Fondueplausch mit einem Spezialangebot für Kinder durchgeführt. Jedes zweite Jahr, heuer wieder, steht der Adventskalender auf dem Programm. In der Verantwortung von Pro Henau liegt auch die Weihnachtsbeleuchtung.