Umweltschonung grossgeschrieben
Bei einer solchen Betriebsbesichtigung geht man meistens auf unüblichen Wegen durch eine Firma. So war es auch in St.Gallen. Der Rundgang begann im Auffüllraum. Jeden Morgen kommen um vier Uhr früh mehrere Frauen in diesen speziellen Raum, um das Auffüllen der Gestelle vorzubereiten. Hier wird auch gleich alles Verpackungsmaterial in verschiedenen Kisten fachgerecht getrennt.
Um 09:00 Uhr, wenn der Laden öffnet, muss alles bereitstehen. Die Geschäftsphilosophie fordert, dass dann alle Gestelle bis obenhin voll sein müssen. Grosser Wert wird zudem auf gute Präsentation und Sauberkeit gelegt.
Ausgeklügelte Logistik
Hutter erklärte den interessierten Frauen, wie die Firma bis jetzt durch immer besser strukturierte Logistik Unmengen an Benzin und CO2 einsparen konnte. Standen in den Anfängen die Möbel noch gebrauchsfertig im Laden, kam Gründer Ingvar Kamprad schon bald auf die Idee, diese in Einzelteile zerlegt in flachen Paketen anzubieten. Kindertische wurden mit wabenförmig eingebautem Karton zwischen zwei Holzelementen ausgestattet, was sehr viel Gewicht spart, ohne an Stabilität zu verlieren. Und hat man früher tonnenweise Holzpaletten für den Versand von Gegenständen gebraucht, sind das heute Kartonpaletten, die erstens viel weniger Gewicht haben und zweitens total wiederverwertet werden können.
Sicherheit geht vor
Zu Beginn der Führung mussten alle Frauen die Hausordnung für betriebsfremde Personen unterschreiben, dann eine Art Bauarbeiterjäckli anziehen und so auch optisch als Betriebsfremde erkennbar sein. Die Sicherheitsvorschriften im Haus sind streng. Kürzlich musste beispielsweise eine Türe aus einer Aussenwand herausgebrochen werden, damit das Kinderparadies Småland im Falle eines Brandausbruchs sofort durch diesen Ausgang geräumt werden könne. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen vorschriftsgemäss Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen.
So hat alles angefangen
Peter Hutter zeigte ein kleines Abstelltischchen, mit welchem die grosse IKEA-Story angefangen habe. Da habe Gründer Kamprad bei jemandem gesehen, dass man die Beine abnehmen könne, wenn das Möbel sonst zu sperrig sei. Das war die zündende Idee für die Flachpakete, die seit diesem Aha-Erlebnis zum Markenzeichen der Firma geworden sind. Flache Pakete sind stapelbar, damit auch platzsparend. Die Arbeit hat dann zuhause der Kunde oder die Kundin. Es gibt unzählige Sketches zu diesem Thema. Am bekanntesten ist sicher der des „Cabaret Rotstift“, welcher den Aufbau eines solchen IKEA-Regals auf selbstverständlich äusserst humorvolle Weise vor Augen führt. https://www.youtube.com/watch?v=dS_cEqe-50E
Ingvar Kamprad
Schon in frühem Schulalter begann Kamprad zu „händele“, erst mit Zündhölzchen – auch Schwedenhölzchen oder Sicherheitszündhölzer genannt – die er billig einkaufte und dann zu höherem Preis Nachbarn und Bekannten verkaufte. Und bereits mit 17 Jahren gründete er IKEA, welches mit den Jahren zu einem der grossen Weltkonzerne aufstieg. Sein Lebenslauf zeigt deutlich, dass auch eine von ihm selber öffentlich gemachte schwere Legasthenie den Erfolg nicht bremsen kann, wenn jemand die richtigen Leute um sich schart und eine klare Vision hat. Bis zu seinem Tod blieb Kamprad seinem Geschäft verbunden. Er lebte um die vierzig Jahre in der Westschweiz, aus Steuergründen, wie es heisst. Auf seine alten Tage zog er aber wieder nach Schweden zurück. Die Firma IKEA hat Schweden schier auf der ganzen Welt bekanntgemacht.
Zeitlebens war Ingvar Kamprad ein äusserst preisbewusster, ja manche sagen hinter vorgehaltener Hand auch geiziger Mann. Damit das Vermögen zusammenbleibe, hat er seine diversen Firmen in die INGKA-Stiftung eingebracht und sie so vor eventuellen Verkäufen seiner Erben von Firmenteilen geschützt. In den Niederlanden hat er dazu eine Stiftung gegründet, vor allem zum Zweck der Steuervermeidung, aber auch mit gemeinnützigen Vorhaben. Am 28. Januar 2018 war dazu auf 20minuten Folgendes zu lesen:
http://www.20min.ch/finance/news/story/Reichster-Schweizer-ist-tot-24200454
Ständiger Wandel
IKEA ist ständig im Umbruch. Immer wieder werden noch bessere Arbeitsabläufe, noch effektivere Liefermodalitäten und noch effektvollere Präsentationsmöglichkeiten gesucht. Seit einiger Zeit beschäftigt auch jede Filiale in der Schweiz je ein halbes Jahr lang zwei Flüchtlinge, die damit einen strukturierten Alltag bekommen und sich damit besser integriert fühlen können.
Verblüffende Erkenntnisse
Peter Hutter zeigte auf eine Plastikgiesskanne und eine aus Zinkblech. Auf seine Frage: „Welches dieser Gefässe ist wohl umweltfreundlicher“, tippten die meisten im ersten Moment auf die Blechkanne, dann aber doch auf die Plastikdinge, weil die Frauen einen „Fehler“ in der eigenen Wahrnehmung vermuteten. Und in der Tat! Weil die Plastikgefässe stapelbar sind, braucht es viel weniger Platz, sie zu transportieren, zudem sind sie viel leichter. Und am Ende ihres Gefässlebens können sie rezycliert werden. Auch sonst referierte er viel über Ressourcensparen im Haushalt, weil dies ein grosses Anliegen der Firma sei. Erstaunlicherweise kam auch das Thema „Food-Waste“ (Lebensmittelverschwendung) zur Sprache, haben doch die Restaurants der Möbelkette ein ganz besonderes System entwickelt, um möglichst wenig Abfall zu produzieren.
Kulinarischer Abschluss
Nach dem vielen Auf und Ab auf unzähligen Treppen und einem Gang durch das Grossraumbüro, welches dennoch angenehm persönlich gestaltbare Arbeitsplätze bietet, gab es im Restaurant für das Personal einen Zvieri mit schwedischen Süssigkeiten, direkt aus Schweden importiert. Vermutlich findet die Logistik in manchen Lastwagen jeweils noch ein freies Plätzchen für diese Köstlichkeiten…
Gutgelaunt und mit vielen Eindrücken bereichert machten sich die Frauen auf den Heimweg, jedes auf eigene Faust. Gabi Müller-Stucki hat hier den beteiligten Frauen einen ganz besonderen Einblick ermöglicht, und das alles erst noch gratis.
Auch auf der Homepage der Firma kann man viel Wissenswertes erfahren.
Und Wikipedia gibt ganz viele Details zur Firma bekannt: https://de.wikipedia.org/wiki/IKEA