Bei der Krönung gibt es keine Rangliste. Jeder Auftretende wird am Schluss vom Publikum geadelt. 16 nationale und internationale Neuentdeckungen stellten sich am Wochenende mit Kleinkunst der Wahl um die begehrten Adelstitel. Mit einem jeweils 20-minütigen Ausschnitt aus ihrem buntgemischten Repertoire kämpften je acht Künstlerformationen an den beiden Abenden um die Gunst des Publikums. Dass die 13. Ausgabe der «Krönung» mit der magischen Zahl 13, welche wie keine andere Zahl in der Gesellschaft für mehr Verwirrung sorgt, in Verbindung steht, liess den organisierenden Kulturveranstalter „Gong“ jedoch unberührt. So wie auch die Kulturbegeisterten, welche die Darbietung der 13. Krönung genossen.

Die Spannung im vollbesetzten Gemeindesaal stieg am Samstagabend kurz vor 19 Uhr. Lichterlöschen, Fanfarenklänge, dicker Nebel hüllte die Bühne ein. Daraus entstieg Flurin Caviezel. Mit Charme und Wortwitz führte der Bündner durch den Abend. Sein Glanz beschränkte sich dabei nicht nur auf seine knallroten Schuhe. Neben einer humorvollen Unterhaltung zwischen den einzelnen Vorführungen bewies er sein musikalisches Talent, selbst auf kleinsten Instrumenten. Aadorf gefalle ihm, auch wenn er den Verputz beim Gemeindezentrum vermisse und bei der Durchfahrt Hanf gerochen habe.

Roboter-Staubsauger und Hauskatze

Mit Fantasie, schrägem Wortwitz, bissigen, brisanten, politischen, lauten und leisen Pointen eroberten dann die eigentlichen Protagonisten des Abends die Bühne. So etwa der Berner Radiomoderator Mike Baader, welcher als Nachwuchs-Kabarettist mit Ausschnitten aus seinem ersten Kabarett-Solo aufwartete. Seine Freundin wohnt weit im Osten, aber weder im nahen noch im fernen Osten, sondern in Aadorf. Der österreichische Kabarettist Manuel Berrer kennt die Kunst eigentlich nur in Kombination mit Dünger. Er wunderte sich, dass die Schweiz den Welt-Frauentag feiert und erklärte bis ins Detail, wie der Roboter-Staubsauger zur Hauskatze passt.

Nicht nur Dieter Bohlen bekundete im Dezember 2010 in der Castingshow „Das Supertalent“ seine helle Freude an den beiden Drummern Kay Rauber und Christian Gschwend alias Bubble Beatz. Mit ihrer Show zwischen Drum-Performance und Elektronik-Live-Act, notabene mit Ikea-Geschirr, zogen sie auch ihr Aadorfer Publikum in ihren Bann. Kein Wunder, erhielten sie spätabends die Königskrone aufgesetzt. Mit ausgeprägter Mimik und Wortwitz machte Martina Hügi aus Wigoltingen daraus unterhaltsames Kabarett. Mit einer Verbindung zwischen Akrobatik, Clownerie und Musik wusste neben vielen anderen auch das Duo Crazy Pony zu gefallen. Die gewagten Künste der beiden brachten kurz vor Mitternacht wieder Leben in einige von Müdigkeit gezeichnete Publikumsgesichter.

Erste Krönung mit Uta Köbernick

Nicht weniger spannend präsentierte sich auch der erste Krönungsabend, welcher unter der Moderation von Uta Köbernick stand. Ein schwarzes Loch brachte sie mit dem Schweizer Wirtschaftssystem in Verbindung. Ob Problemzonen, Torschlusspanik oder Hormonschübe: Die Künstlerin Chrissi Sokoll scheut sich vor keinem Thema. Mit Wortwitz und musikalischem Können heizte sie die Stimmung im Saal an. Im neuen Solo-Programm von Martin Fromme – er ist Deutschlands einziger asymmetrischer Komiker – werden Nicht-Behinderte wie auch Behinderte auf die vorhandenen Arme genommen. Selbstironisch machte er sich zum Erfinder der chinesischen Winke-Katze. Um Stehaufweiber, stolze Eigenbrötler und angezählte Aussenseiter ging es im Duoprogramm von Schönholzer & Rüdisüli. Für ihren Auftritt wurden die beiden Schweizer am Freitag mit der Königskrone belohnt.

Bezirkshauptort der Kleinkunst

Die von Lilo Wellinger und Pascal Mettler organisierte „Krönung“ ist aus dem Aadorfer Kulturangebot nicht mehr wegzudenken und hat sich über die Jahre hinweg fest in der Schweizer Kulturszene verankert. In seiner Anrede bezeichnete Gemeindepräsident Matthias Küng Aadorf als „Bezirkshauptort der Kleinkunst“.

By Christina Avanzini

Einige Impressionen aus dem "Gong" Aadorf: