Dass an diesem Anlass im katholischen Pfarreizentrum ein Thema behandelt wurde, das die Besitzer von Häusern und Wohnungen bewegt, bewies der Grossaufmarsch von rund 170 Personen. Adjutant Bruno Metzger, Leiter Sicherheitsberatung der Kantonspolizei St. Gallen, befasste sich im einleitenden Referat mit den einbruchshemmenden Massnahmen aus der Sicht der Polizei. „Grundsätzlich gelangt eine Täterschaft in jede Liegenschaft. Der Einbruch ist lediglich eine Frage des Zeitaufwands“, weiss der Kantonspolizist mit 36 Jahren Erfahrung zu berichten. Auch in der Region Wil wurde in den Stunden vor dem Anlass wieder eingebrochen.
Zeitfaktor entscheidet
Weil Täter in der Regel das Risiko, den Aufwand und den erwarteten Ertrag abwägen, steht der Faktor Zeit bei den ungebetenen Gästen im Vordergrund. Die überwiegende Mehrzahl der Einbrüche erfolgt spontan aufgrund sich bietender Gelegenheiten. Schlecht gesicherte Türen und Fenster sowie Lichtschächte erleichtern Dieben die Arbeit. Oft genügt schon ein Schraubenzieher als Werkzeug oder ein gegen ein Fenster geworfener Stein. Profis benötigen bei ungenügenden Sicherheitsmassnahmen lediglich eine halbe Minute, um in eine Liegenschaft einzudringen. Schützen kann man sich, indem man einfache Verhaltensregeln befolgt und die richtige Sicherheitstechnik einsetzt.
Massnahmen sind planbar
„Einbruchshemmende Massnahmen sind planbar, müssen aber kompromisslos sein“, sagt Bruno Metzger. Zu diesen zählen bei Fenstern abschliessbare Fenstergriffe mit Bohrschutz sowie Pilzkopfzapfen und Schliessbleche. Bei Türen ist neben der Stabilität auf eine Mehrpunkt-Verriegelung zu achten. Selbst die besten Sicherheitsvorkehrungen bieten jedoch keinen hundertprozentigen Einbruchsschutz. Ein Restrisiko ist immer vorhanden. Als eher subjektive Massnahmen bezeichnet der Sicherheitsberater den Einsatz von Videokameras, bei denen überdies die Gefahr einer Verletzung des Daten- und Persönlichkeitsschutzes besteht, und Bewegungsmeldern, welche eine Lichtquelle auslösen.
Rückläufige Einbruchszahlen
Dass die Haus- und Wohnungsbesitzer wachsamer geworden sind und die getroffenen Massnahmen Wirkung zeigen, beweisen die Statistiken von Polizei und Versicherungsgesellschaften. In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der Einbrüche um rund einen Drittel verringert. Die meisten Einbrüche werden entlang der Autobahnen ausgeführt. Deshalb besteht auch in der Region Wil ein erhöhtes Risiko. Bruno Metzger appellierte an die Anwesenden, sich im Falle eines Deliktes den Einbrechern niemals in den Weg zu stellen.
Sicherungsmassnahmen zeigen Wirkung
Die Ausführungen von Metzger und dessen Sicherheitsempfehlungen untermalten zwei Unternehmen aus der Region, welche anhand von Exponaten die baulichen Massnahmen zur Sicherung von Türen und Fenstern aufzeigten. Firmeninhaber Martin Schär von der 1876 gegründeten Wiler Schär AG, die Fenster für alle Bedürfnisse herstellt, wies darauf hin, dass es bei Fenstern mit unterschiedlichen Schliesssystemen Lösungen für fast jedes Budget gibt. In Zusammenarbeit mit der Möbelmanufaktur und Schreinerei Keller Züberwangen AG wurden Einbrüche mit und ohne Sicherungsmassnahmen demonstriert. Verblüffung im Saal machte sich breit, als drei mit Hammer, Axt, Geissfuss und Keilen ausgerüstete Männer aus dem Publikum, die mit brachialer Gewalt ans Werk gingen, über zehn Minuten benötigten, um ein Schär-Fenster mit Sicherheitsglas zu knacken.
Grosse psychische Belastung
Der Versicherungsexperte Thomas Broger zeigte anhand einiger Schadenbeispiele auf, wie schnell Täter mit geringen Mitteln in ein Haus oder eine Wohnung eindringen können. „Sind Einbrecher einmal im Haus, gehen sie meistens nicht zimperlich vor und richten auf der Suche nach Wertgegenständen bisweilen grosse Verwüstungen an. Entsprechend gross ist bei den Betroffenen eines Einbruchs die psychische Belastung“, weiss der Generalagent aus seiner langjährigen Erfahrung zu berichten. Broger wies darauf hin, dass bei der Hausratversicherung Rabatte gewährt werden, sofern die von den Versicherungsgesellschaften vorgegebenen Kriterien bei den Sicherungsmassnahmen erfüllt werden.
Besitz- und Wertnachweis erbringen
Dem Einbruch folgt unweigerlich die Schadenabwicklung. Thomas Broger beleuchtete in seinem Referat die Punkte, die es bei den Opfern zu beachten gilt. So sind die Geschädigten verpflichtet, anhand von Belegen und Fotos den Besitzer- bzw. Wertnachweis zu erbringen. Oft unterschätzt wird die Versicherungssumme. Eine Unterversicherung liegt dann vor, wenn die Versicherungssumme tiefer ist als der effektive Wert des Hausrats. Sie hat für den Versicherungsnehmer im Schadenfall unangenehme Folgen. In der Regel wird die Leistung in dem Verhältnis gekürzt, in dem eine Unterversicherung besteht. Broger wies darauf hin, dass die Deckung von Schmuck in der Grundversicherung begrenzt ist, bei der Mobiliar auf 30‘000 Franken.