Noch knapp zwei Wochen. Dann herrscht in der Stadt Wil wieder Ausnahmezustand. Während fünf Tagen haben die Wiler Fastnächtler Narrenfreiheit in der ganzen Stadt. «Wir wählen bereits zum 30. Mal den Hofnarren», sagt Oliver Baumgartner, Präsident der Fastnachtsgesellschaft Wil, im Rahmen einer Medienkonferenz. Grund genug, um den 30. Hofnarrenball – dieser findet am Freitag, 1. März im Wiler Stadtsaal mit einer Gala statt – als Motto für die diesjährige Fastnacht zu wählen. Der 30. Hofnarrenball ziert auch die Plakette 2019, die bereits zum 14. Mal von Heinz Münger gestaltet wurde. «Doch bevor die Fastnacht beginnt, wird am 22. Februar bei der Inauguration das neue Prinzenpaar bekannt gegeben», sagt Baumgartner weiter. Das neue Prinzenpaar wird sein Amt anschliessend für die nächsten zwei Jahre behalten.
Traditionell beginnt die Wiler Fastnacht am Gümpeli-Mittwoch – heuer am 27. Februar - mit der traditionellen Bullenverlesung. «Unser Herold Michael Sarbach wird bereits seine fünfte Bulle verlesen», so Baumgartner. Wie jedes Jahr gehöre der «Tüüfelsauszug» zu den Attraktionen dieses ersten Fastnachtsabends. Danach geht es Schlag auf Schlag: Am Schmutzigen Donnerstag, 28. Februar, gibt es für die Kleinsten einen Kindermaskenball im Stadtsaal. «Höhepunkt dieses Nachmittags ist die Maskenprämierung bei der die schönste Maske bestimmt wird», sagt Baumgartner.
Fastnacht auch in der Kirche
Am 1. März folgt der Hofnarrenball mit der Bekanntgabe des Hofnarren. Dies ist eine Persönlichkeit, die im vergangenen Jahr in Wil positiv aufgefallen ist und besonderes geleistet hat. In der Regel ist das eine Person aus den Bereichen Politik, Kultur, Sport oder Wirtschaft. Am Monsterkonzert am Samstag, 2. März, werden elf Guggen aus der ganzen Schweiz gemeinsam um 20.26 Uhr spielen. Bevor es am Sonntag, 3. März, um 14.01 Uhr mit dem grossen Wiler Fastnachtsumzug losgeht, findet um 11 Uhr der Fastnacht-Gottesdienst in der Kirche St. Nikolaus statt.
Nach dem Umzug wird heuer eine Märlifigur verbrennt. «Diese ist sechs Meter hoch, sieben Meter lang und acht Tonnen schwer», sagt Baumgartner. Um welche Figur es sich handelt, möchte der Neunerrat nicht verraten. Nur so viel: Für deren Bau hätten sie etwa 300 Arbeitsstunden gebraucht. «Und weil wir uns alle Gedanken über die Umwelt machen, wurden nur umweltfreundliche Brandmaterialien wie Stroh, Holz und Karton verwendet», so Baumgartner. Und: Zum Schutz des Bleicheplatzes bei der Verbrennung der Märlifigur werden 14 m³ Sand benötigt.
Neues für das Jahr 2019
«Neu haben wir für den Fastnachts-Umzug einen Bereich für Rollstuhlfahrer», sagt Präsident Baumgartner. Das sei längst überfällig gewesen, denn Rollstuhlfahrer hätten oft nicht den ganzen Umzug gesehen. Der separate Bereich befindet sich neben dem Sponsorenzelt an der oberen Bahnhofstrasse 41 - 43. Auch im Neunerrat der Fastnachtsgesellschaft Wil kommt es dieses Jahr zu Veränderungen. «Neu zu uns gekommen sind Stefan Obertüfer, Patrick Galli und Roberto Martinez», sagt Baumgartner.
Strenge Kontrollmassnahmen
Die Fastnachtgesellschaft Wil ist sich bewusst, dass nach dem Skandal letztes Jahr an der Aadorfer Fasnacht ein besonders genauer Blick auf die teilnehmenden Umzugswägen geworfen werden muss. Vergangenes Jahr hingen am Wagen einer Gruppe Blachen mit rassistischen Sujets. So waren beispielsweise schwarze Hände von ertrinkenden Flüchtlingen abgebildet. Und die Buchstaben S haben im Schriftzug «Asylparadies Schweiz» des Umzugswagens eine besondere Bedeutung bekommen: Denn die SS-Runen wurden mit runden S überschrieben.
Auf die Frage, ob man in Wil nun vorsichtiger bei der Anmeldung der Umzugswägen ist, antwortet Präsident Baumgartner so:
Zu den Kontrollmassnahmen der einzelnen Umzugswägen in Wil meint Baumgartner Folgendes:
Und wenn eine Gruppe soweit geht, dass sie ein Sujet nach der grossen Kontrolle befestigt? Auch hierfür hat die Fastnachtsgesellschaft Wil eine klare Massnahme:
Die Tradition bewahren
«Die Wiler Fastnacht ist nicht einfach nur eine Trinkveranstaltung bei der es um eine tagelangen Alkoholkonsum geht», betont Baumgartner, «es geht um Traditionen, die weitergeführt werden sollen». Deshalb bedauert der Neunerrat, dass heuer am Fastnachtsumzug keine Schulklassen teilnehmen werden. Es seien zu wenige Anmeldungen von Kindergartengruppen und Schulklassen eingegangen. «Diese Tatsache hat verschiedene Hintergründe», meint Baumgartner. Einerseits sei die Teilnahme an der Fastnacht mit einem Zeitaufwand verbunden. Andererseits würden in Wil auch viele auswärtige Lehrkräfte unterrichten, die nicht mit dieser Wiler Fastnachts-Tradition vertraut seien. Die Fastnachtsgesellschaft Wil habe den Kontakt zu den Schulklassen gesucht. «Wir hoffen natürlich, dass sich dies in Zukunft wieder ändern wird und wir diese Tradition in unser Fastnachtsprogramm wieder aufnehmen können», sagt Vize-Präsident Tiziano Vidori.