Die Posse von Niederbüren ist mit einem Schlag beendet. Und das früher, als manch einer gedacht hat. Da schliesslich vier Personen wählbar waren, durfte von einem zweiten Wahlgang ausgegangen werden. Doch dazu kommt es nicht. Die grosse Siegerin des ersten Wahlgangs heisst Caroline Bartholet-Schwarzmann, Jahrgang 1969, der FDP zugehörig, Neo-Kantonsrätin, aktuell Vize-Gemeindepräsidentin von Oberuzwil. Mit 366 Stimmen schaffte sie es tatsächlich, das Absolute Mehr um drei Stimmen zu überbieten. Dabei schienen die Dinge in den vergangenen Wochen nicht für Sie zu laufen. Nachdem Bartholet von einer Findungskommission ins Rennen gegen den Aargauer Christoph Koenig geschickt worden war, reichte am letzten Tag der Meldefrist auch Jörg Caluori seine Wahlunterlagen ein. Rund drei Wochen vor der Wahl brachte zudem die Niederbürer SVP mit Pascal Frommenwiler den Gemeinde-Vizepräsidenten ins Spiel. Da dieser auch der Findungskommission angehörte, war die Posse perfekt.
Doch warum hat es bereits im ersten Wahlgang geklappt? «Ich habe in den vergangenen beiden Wochen viel Unterstützung von den Frauen im Dorf und auch vom Gewerbe erfahren», sagt Bartholet im hallowil.ch-Interview (siehe unten). Sie darf das Ergebnis als ein gutes sehen, weil man bei dieser Ausgangslage mit vier Kandidaten das Absolut Mehr zuerst einmal übertreffen muss. Aber es ist halt auch so, dass rund die Hälfte der Wähler nicht den Namen Bartholet auf den Wahlzettel geschrieben haben. «Bei 70 Prozent Stimmbeteiligung im ersten Wahlgang gewählt zu werden, ist ein schöner Erfolg. Ich sehe das Glas halbvoll», sagt Bartholet.
Caluori als erster Verfolger
Am zweitmeisten Stimmen machte der parteilose Jörg Caluori, der erst seit März in der Gemeinde wohnt. Da er bereits das Pensionsalter erreicht hat und noch nie ein politisches Amt innehatte, durfte sein Antritt als Sprengkandidatur gesehen werden. 137 Niederbürer gaben ihm seine Stimme. «Das Ergebnis ist in Ordnung. Wahrscheinlich sind viele meiner Stimmen zu Pascal Frommenwiler gewandert. Ich habe immer gesagt: Ich muss nicht, ich darf», sagte Caluori nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses.
Der ehemalige Chef der St. Galler Buchhandlung Rösslitor machte 13 Stimmen mehr als Frommenwiler. Dieser war kein offizieller Kandidat. Nachdem er aber von seiner Partei, der SVP, in Position gebracht worden war, hatte er im Vorfeld verlauten lassen: «Wenn mich Niederbüren will, dann stehe ich zur Verfügung.» Alsdann gratulierte Frommenwiler Caroline Bartholet und sagte: «Ich finde es gut, dass sie gewählt worden ist und freue mich auf die Zusammenarbeit.» Zum eigenen Resultate sagte er: «Obwohl ich nicht auf der Liste war, habe ich eine schöne Anzahl Stimmen gemacht. Und das, ohne Wahlkampf betrieben zu haben. Das muss man zuerst einmal hinbringen.»
Seitenhieb des Unterlegenen
Eine glatte Enttäuschung ist das Ergebnis für Christoph Koenig aus Aarau, der von der Findungskommission ins Rennen geschickt worden war. Nur gerade 66 Stimmen entfielen auf ihn. «100 Stimmen wären schön gewesen. Ich verstehe es aber nicht als Votum gegen mich. Das Dorf ist der Streitereien überdrüssig. Mich freut, dass die Machenschaften von Herr Frommenwiler nicht belohnt worden sind.»
Und wie geht es nun weiter? Caroline Bartholet hat die Annahme der Wahl noch am Sonntagabend erklärt. Sie wird somit per 1. Oktober in Niederbüren Nachfolger von Niklaus Hollenstein, der nach 23 Jahren in Pension geht. Per diesem Datum tritt Bartholet in Oberuzwil als Gemeinderätin zurück, womit dort eine Ersatzwahl nötig werden dürfe. Nach Niederbüren wird die neue Gemeindepräsidentin aber frühestens im Herbst 2020 ziehen. Dann muss sie sich bereits im Amt bestätigen lassen, da im September 2020 die Gesamterneuerungswahlen für die Legislatur 2021-2024 stattfinden. Im aus ihrer Sicht Worst-Case-Szenario wird sie dann wieder abgewählt. «Bis dahin werde ich meinen Lebensmittelpunkt nach Niederbüren verlegen und mich mit voller Kraft für diese Gemeinde einsetzen», sagte Bartholet.
Eine vierte Gemeindepräsidentin für die Region
Somit gibt es im Grossraum Wil ab Oktober vier Gemeindepräsidentinnen. Neben Bartholet sind es Susanne Hartmann (Wil), Imelda Stadler (Lütisburg) und Monika Scherrer (Degersheim).
Lesen Sie hier im Ticker, was sonst noch so passiert ist in der Region Wil am Wahlsonntag.
Lesen Sie hier den Kommentar von hallowil.ch-Chefredaktor Simon Dudle zur Situation in Niederbüren.