Zwischen 200'000 Franken und 600'000 Franken hoch sind die Defizite, welche das Kloster Fischingen seit dem Jahr 2011 erwirtschaftet hat. Jahr für Jahr vermindert sich das Eigenkapital merklich. Dieses betrug Ende 2018 noch rund 1,1 Millionen Franken. Zwar gibt es zusätzlich noch liquide Mittel in der Höhe von 7,5 Millionen. Doch dieses Geld ist für die Sanierung des Klosters gedacht und teilweise zweckgebunden. Trotzdem haben sich in den vergangenen Jahren Investitionen von 25 Millionen Franken angestaut. Da zu wenig Geld vorhanden war, konnten diese Erneuerungsarbeiten nicht ausgeführt werden. Am prekärsten ist die Situation im leerstehenden Westflügel, wo schon seit bald einem Jahrhundert keine nachhaltige Sanierung mehr getätigt wurde.
Das Kloster braucht also dringend Geld. Auch wenn alle Betriebe wie Schreinerei, Seminarhotel oder Restaurant optimal laufen würden, ergäbe das keine schwarzen Zahlen. Im schlimmsten Fall ist schon Ende des kommenden Jahres Lichterlöschen angesagt. Würde heissen, dass das Kloster entweder verkauft oder sonst der Betrieb heruntergefahren beziehungsweise gar eingestellt werden müsste. Doch dann wäre die Frage: Was passiert mit dem leeren Kloster? Wer zahlt die Stillstands-Kosten? «Das wissen wir noch nicht. Grundsätzlich sind wir Eigentümer und somit in der Pflicht. Derzeit befinden wir uns mit dem Kanton diesbezüglich in Verhandlungen. Denn der Denkmalschutz ist ja eine staatliche Angelegenheit», sagt Werner Ibig, Direktor des Klosters Fischingen. Es dürfte nicht im Sinne des Kantons sein, dass es einen zweiten Fall «Diessenhofen» gibt. Dort steht das einstige Dominikanerinnen-Kloster St. Katharinental. Ein Teil wird heute von einer Klinik genutzt, der Rest ist stillgelegt.
Mit dem Kanton in Verhandlungen
Zurück nach Fischingen. Dort fährt der Verein Kloster Fischingen derzeit zweigleisig. Einerseits muss er sich auf das Worst-Case-Szenario vorberieten. Andererseits sind neue Geldquellen zu erschliessen, um künftig keine Defizite mehr einzufahren. Kein Gesprächspartner ist diesbezüglich die katholische Landeskirche Thurgau. Da der Verein Kloster Fischingen nicht eine kirchliche Institution ist, können keine Steuergelder gesprochen werden, um das strukturelle Defizit zu tilgen. Ein Gesprächspartner ist dafür der Kanton Thurgau. Ein Antrag der Kloster-Verantwortlichen auf jährliche Unterstützung in der Höhe von 500'000 Franken wurde vor einigen Jahren zwar abgelehnt. Aber die Gespräche laufen weiter. Was genau diskutiert wird, möchte Ibig nicht sagen.
Mit «beharrlichem Betteln», wie es Ibig formuliert, muss es ziemlich schnell gelingen, Geldquellen zu erschliessen. Die Verantwortlichen bleiben optimistisch. Bruno A. Hubatka, seit vergangenem Jahr Präsident des Vereins Kloster Fischingen, spricht zwar von der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, ist aber überzeugt, die nächsten fünf Jahre zu überstehen. «Und wenn wir das geschafft haben, schaffen wir den Rest auch», ergänzt Ibig. Womit deutlich gesagt ist: Das Kloster Fischingen steht vor entscheidenden Jahren.
Bibliothek wird saniert
Trotz bescheidener finanzieller Möglichkeiten steht ein weiteres Sanierungsprojekt an: Zwischen Oktober 2019 und Ende April 2020 erfährt die barocke Kloster-Bibliothek für eine Million Franken eine Auffrischung. Dabei wird auch eine Aussentreppe als Notausgang angebracht. Bereits installiert und seit dieser Woche in Betrieb ist eine Elektro-Tankstelle auf dem Klosterparkplatz. An dieser können auch E-Bikes aufgeladen werden.