Initiant und Organisator Willy Hollenstein zeigte sich bei seiner Begrüssung zum Eröffnungsreferat des angelaufenen Frühlingsprogramms erfreut über den vollen Kinosaal. Walter Gysel, neu in der Initiativgruppe aktiv, erinnerte an den Kern des Impuls-Forums, das nun ins dritte Jahr geht. Interessierten die Begegnung mit einer Fachperson ermöglichen, die zu einer brennenden Frage sachlich und fundiert Stellung nimmt. Dies ist ein grosses Bedürfnis, wie Gysel feststellte.

Geldschöpfen aus dem Nichts?

In seinem Eröffnungsreferat des laufenden Frühlingsprogramms zeigte sich Referent Beat Kappeler wenig zuversichtlich über den Zustand der Weltwirtschaft. Sein Grundsatzreferat zeichnete sich dadurch aus, dass er seine Befunde strikt von Fakten und Sachverhalten herleitete und auf ideologische Färbungen ganz verzichtete. Mit Blick auf die Ölkrise der 1970er-Jahre und dann die Finanzkrise 2008 sah der Referent die Hauptursache für die Krisenanfälligkeit der heutigen Weltwirtschaft im erfolgten weltweiten Gesinnungswandel punkto Verschuldung. Privathaushalte, Unternehmen von Weltrang sowie zahlreiche Staaten praktizierten heute hemmungslos „frivoles Schuldenmachen“, führte der Referent aus. Sie machten damit zum Prinzip, dass Schulden in der Praxis nicht mehr zurückzubezahlen seien, sondern nur noch die Zinsen. Und sogar diese würden oft mit neuer Verschuldung beglichen.

Der Referent legte den Finger auf die Folgen dieses Verhaltens. Heute scheinen sich viele wirtschaftliche Hauptakteure nach der Devise zu verhalten: Geldschöpfen aus dem Nichts. Dass das „immer so weiter gehen kann, ist mehr als fraglich“. Kappeler zeigte praktikable Wege auf, wie dem Schlingern zu begegnen wäre. Die Ausführungen des Referenten führten zu einer regen Diskussion.

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Bei der Eröffnung des Frühlings-Vortragszyklus war das Cinéwil gut gefüllt.


Gesundheit als wirtschaftlicher Wachstumsmotor

Referent beim zweiten Vortrag des laufenden Programms ist der deutsche Wirtschaftsjournalist und Zukunftsforscher Erik Händeler. Nach einem Tageszeitungsvolontariat und Tätigkeit als Stadtredakteur in Ingolstadt studierte Händeler in München Volkswirtschaft und Wirtschaftspolitik. 1997 wurde er freier Wirtschaftsjournalist. Händeler geht von langen Strukturzyklen aus, welche die Wirtschaftsgeschehen nachhaltig beeinflussen. Dabei stützt er sich auf die Theorie der langen Zyklen nach dem russischen Wirtschaftswissenschafter Nikolai Kondratjew. Der Referent und Buchautor vertritt den Standpunkt, dass Schluss sein sollte mit der Bevorzugung pessimistischer Zukunftsbilder. Unter dem Titel „„Warum Gesundheit Wachstumsmotor der Wirtschaft wird“ votiert er am nächsten Montagvormittag für einen Perspektivenwechsel im Gesundheitswesen.“ „Wir sehen Gesundheit meist als Problem. Wenn Unternehmen über die zu hohen Lohnnebenkosten klagen, dann stecken dahinter meist durch Krankheit verursachte Verluste.“ Dem gegenüber stellt Händeler, dass in der Gesundheit der Beschäftigten die grössten Produktivitätsreserven für die Wirtschaft schlummern. In seinem Vortrag in Wil zeigt er, wie diese Ressourcen gehoben werden können. (pd)

Der Vortrag von Erik Händeler beginnt am kommenden Montag, 18. März, um 9 Uhr im Cinéwil.

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Erik Händeler referiert am 18. März im Cinéwil.