Wo sonst gibt es denn sowas? Am Schluss des bewegten Konzertes kamen die Mitglieder des Chors Mia Patria aus Jakarta zu den Beschenkten herunter und bedankten sich bei ihnen. Dabei fassten sie mit beiden Händen zu. Sie sagten danke, dass sie etwas von ihrer Kultur zeigen durften, etwas, das tief in ihren Herzen lebt und immer wieder zum Ausdruck gebracht werden muss. Singend, musizierend und tanzend, und in farbenfrohen Trachten von verschiedenen indonesischen Volksgruppen. Das Engagement in Niederuzwil kam dank Pater Justin Mat zustande, Pfarradministrator in der katholischen Kirche Uzwil und Umgebung. Er stammt aus Indonesien, von der Insel Flores, eine der 17 000 Inseln Indonesiens.

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Pater Justin Mat (links) und Pater Petrus Dori. Beide stammen aus Indonesien.

Freude am Leben zeigen
Es war der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag, der in den Gottesdiensten vom Wochenende gefeiert wurde. Justin Mat meinte, dass es leicht sei, dankbar für den Reichtum, die Freiheit und die Sicherheit zu sein, die Schweiz sei eine privilegierte Nation. Die Busse wandelte er in Besinnung ab. Die Besinnung darauf, dass der Mensch nicht vom Brote allein lebt, sondern auch Gottes Wort braucht, Nahrung für die Seele. Dazu gehöre auch, den Menschen herzlich und warm zu begegnen. «Die Welt braucht solche Menschen.» Und das Beten sei mit dem Blick auf die Geschehnisse der Zeit dringend nötig. Eine der Aufgaben sei, die Freude am Leben auszudrücken, eine Kirche der Zuversicht zu vermitteln. Wie man die Freude am Leben und Glauben auch ausdrücken kann, bewies der Chor Mia Patria mit seinen rund 30 Sängerinnen und Sängern und ihrer Musikgruppe mit ungewohnten und bekannten Klängen.        

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Kultur und Glauben vereint
«Mia Patria» ist ein Chor und ein Kulturprojekt, das zum Ziel hat, Begegnungen in Europa zu ermöglichen. Im Moment ist er auf Tournee durch die Schweiz, Deutschland, Frankreich und Italien. Der Vatikan wird einer der Auftrittsorte sein. Die Mitglieder des Chores stammen von den Inseln Flores, Sulawesi, Sumatra, Java und den Molukken. Ihr Lebensmittelpunkt ist nun in Jakarta, wo sie entweder studieren oder arbeiten. Sie arbeiten aktiv in 26 verschiedenen katholischen Pfarreien der Hauptstadt mit. In Indonesien ist der Islam die am weitesten verbreitete Religion. Die Christen machen 8 Prozent aus; nur 3 Prozent von ihnen sind katholisch. «Wir sind glücklich, dass die jungen Menschen die Kultur unseres Landes mit ihrem Glauben verbinden und beides so lebendig weitertragen», sagte Pater Petrus Dori, ein Steyler Missionar wie Pater Justin Mat, der im Gottesdienst Konzelebrant war. Die Religion ist für die jungen Indonesierinnen und Indonesier ein Teil ihres Lebens. Ihre Ausstrahlung sprach Bände.

Rhythmus im Blut
Farbige, glitzernde Kleider und kunstvoller Kopfschmuck drückte die Vielfalt des weltgrössten Inselstaates aus. Die Melodien waren einfach und eingängig mit sich wiederholenden Motiven. Die Stimmen waren voll, kräftig und ausdrucksstark. Die Gesichter waren beim Singen lebendig, die Augen glänzten und der ganze Körper war immer in Bewegung. Es gab einzelne Paare, die vor den anderen gemeinsam tanzten. Eine Frauengruppe «tanzte» kniend mit Armen und Kopf synchron und nach dem Rhythmus von zwei Tamburinen. Eine eindrückliche Leistung. Als bekannte Instrumente spielten im Gamelan, im Musikensemble, der Bass, die Geige und das Akkordeon. Da war jedoch auch das Bonang, besteht aus zwei Reihen von Bronze-Kesseln, die einen metallischen Klang erzeugten oder das Slenthem mit seinem Resonanzkörper aus Bambusröhren. Der Chor vermittelte Melodien von verschiedenen Teilen und Inseln des Landes und erzählte grundsätzlich «vom pulsierenden Leben ihrer Region, von Lebensfreude und Sehnsucht nach Heimat und Liebe», wie Justin Mat es erklärte. Für ihn war es eine Freude, Landsleute zu begrüssen und Indonesisch zu reden; der Amtssprache von Indonesien, denn bei 250 verschiedenen Sprachen ist es oft nicht möglich, sich sonst zu verständigen.

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Das Angklung: Ein Orchester aus einzelnen Tönen spielt die Kleine Nachtmusik von Wolfgang Amadeus Mozart.

Angklung und Mozart
Und zum Schluss gab es eine Demonstration des eindrücklichen Angklungs. Das ist ein in Südostasien verbreitetes, aus Bambus bestehendes Idiophon. Das Melodieinstrument besteht aus zwei bis vier seitlich beweglichen Klangkörpern aus Bambus, die in einem hölzernen Gestell aufgehängt sind. Am unteren Ende werden die Klangkörper in Langlöchern eines Bambusrohrs geführt. Auf diesen fremden Instrumenten, gespielt von allen Mitgliedern des Chores, ertönte «Die kleine Nachtmusik» von Wolfgang Amadeus Mozart. Um die Freude und die Bewegtheit weiterzugeben, holten die Frauen und Männer die Staunenden schliesslich aus den Kirchenbänken und alle tanzten, lachten und freuten am Leben, das so facettenreich sein kann und so unkompliziert fröhlich.