Gleich zweimal wird das Tanz- und Objekttheater Sospiri by Rigolo in der Tonhalle Wil aufgeführt, nämlich am 23. und 24. Oktober. Gefolgt von Friedrich Dürrenmatts Klassiker «Besuch der alten Dame» am 28. November.
Freitag/Samstag, 23./24. Oktober, 20 Uhr: Sospiri by Rigolo
Sospiri – das Seufzerchen – ist der kleinste Atem, der durch unseren Körper weht. Wer kennt ihn nicht diesen Moment zwischen Anspannung und Entspannung nach einem feinen Essen, nach einem gelungenen Tag beim genüsslichen Zurücklehnen? Dieser Seufzer des Ankommens in der Entspannung gibt dem Stück der 13 Atem den Namen Sospiri.
Sospiri sind 13 Szenen getanzt, gespielt, artistisch performt, dargestellt mit einer weissen Feder und 13 Palmblattrispen. Das Stück erzählt Episoden aus dem Leben. Drei junge Frauen suchen nach ihrem Platz auf dieser Welt – nach ihrer Bestimmung. Sie durchleben Erfahrungen von kindlich verspielt bis bedrohlich kraftvoll. Sie zeigen, wie sich Gleichgewicht überall wiederfindet und wie nah Leichtigkeit und Schwere liegen können. Im 13. und letzten Akt kommen schliesslich Feder und alle in den Szenen gesammelten Palmblattrispen zum Gesamteinsatz. Es entsteht ein sechs Meter grosses Mobile, die weltberühmte Sanddornbalance und der Seufzer im Moment des Gelingens.
Objekte wie Masken, Puppen, Skulpturen nehmen traditionell in Rigolo-Inszenierungen einen wichtigen Platz ein. Es sind selbstentwickelte Originale, die im Zusammenspiel mit den Darstellerinnen raffiniert in das Spiel integriert werden. Das Resultat ist ein Objekt-Tanz-Theater.
Samstag, 28. November, 20 Uhr: Der Besuch der alten Dame
Güllen, eine verarmte «Kleinstadt in der Gegenwart» am Rande der globalisierten Welt, wird von der Vergangenheit heimgesucht: Claire Zachanassian, einst in Güllen aufgewachsen und in ihrer Jugend unrechtmässig als Hure von dort verstossen, ist durch kluge Heirat mit einem Ölmagnaten zu unermesslichem Reichtum gekommen. In den letzten Jahren liess sie nach und nach die Vermögenswerte ihres Städtchens aufkaufen und trieb die Güllener damit in den finanziellen Ruin. Nun kehrt die angesehene Dame zurück, um ein Angebot zu machen: Eine Milliarde für den Tod des Krämers Alfred Ill. Sie fordert Rache, denn ihre Jugendliebe liess sie sitzen, als sie schwanger war. Die Güllener sind zunächst empört über dieses unfassbar unmoralische Angebot, doch die Aussicht auf Wohlstand und die Gier nach der dringend benötigten Finanzspritze bringen sie zum Schwanken. Bald schon gibt die Gemeinde der Versuchung nach: Die mögliche Hinrichtung Ills wird heruntergespielt, offen wird über dessen Schuld debattiert. Sogar seine Familie wendet sich ab und heuchelt ihm gegenüber nur noch vordergründig Solidarität. Ill resigniert. Als ein Fluchtversuch scheitert, stellt er sich den Güllenern – und damit der Abstimmung über seinen Tod.
Friedrich Dürrenmatt schrieb «Der Besuch der alten Dame» 1955. Die erfolgreiche Zürcher Ur¬aufführung ein Jahr später machte ihn weltbekannt. Seitdem ist das Stück von den Bühnen nicht mehr wegzudenken und hat bis heute nichts an Brisanz und Aktualität verloren. (pd)
