Die mögliche Neuorganisation der Kirchberger Schulen hat bei der ersten öffentlichen Informationsveranstaltung, die die Gemeinde am Mittwoch im Toggenburgerhof ausrichtete, für viel Diskussionsstoff gesorgt. Kernstück ist eine dreiköpfige Geschäftsleitung, die aus je einem Schulleiter Bazenheid sowie für den Rest der Gemeinde und Schulpräsident Orlando Simeon besteht. Die Präsentation hatte Simeon in 45 Minuten abgehakt. Die anschliessende Fragerunde unter den gut 50 Anwesenden dauerte doppelt so lange. «Wir fällen heute keine Entscheide», stellte Gemeindepräsident Roman Habrik vor der Diskussion klar. Um die Neuorganisation in eine Geschäftsleiterstruktur zu ermöglichen, brauche es erst eine Änderung der Gemeindeordnung. Über diese würde am 23. August in einer Sonder-Bürgerversammlung abgestimmt.

Fakultatives Referendum wahrscheinlich

«Die Pläne für die Neustrukturierung sehen gut aus. Zumindest auf dem Papier», sagte Stefan Diener von der SP Alttoggenburg nach Orlando Simeons Präsentation. Er gab aber zu bedenken, dass in der Planung unbedingt Lehrerschaft und Bürger stärker einbezogen gehörten. Ausserdem rege die SP an, während der Umsetzung Feedback-Loops zu nutzen, um Kurskorrekturen schnell vornehmen zu können. «Jeder, der schon an grossen Projekten gearbeitet hat, weiss, dass es nie so rund läuft wie auf dem Papier,» sagte Diener.

Deutlich skeptischer gaben sich die anwesenden bürgerlichen Ortsparteien. SVP-Präsident Linus Thalmann brachte deutliche Kritik ein. Die SVP störe sich besonders an den Mehrkosten, die diese Reorganisation mit sich bringe. «Wir sehen hier keine Effizienzsteigerung, nur eine aufgeblasene Verwaltung.» Die SVP erwarte vom Gemeinderat Änderungen, sonst würde sie auf das fakultative Referendum zurückgreifen. Auch Simon Rutz, Präsident der CVP-Ortspartei, störte sich an der angepeilten Geschäftsleiter-Struktur. Die CVP befürchte längere Wege für die Lehrer, bereits heute sei die Lehrerschaft administrativ stark ausgelastet. «Die CVP wird sich für eine schlankere Lösung einsetzen», sagte er, und stellte ebenfalls die Möglichkeit des fakultativen Referendums in den Raum.

Erklärungsbedarf bei den Kosten

Orlando Simeon gab sich redlich Mühe, die Bedenken der Ortsparteien auszuräumen. Die Kommunikationswege für Lehrpersonen würden sich nicht verlängern, erklärte er. Bei pädagogischen und personellen Anliegen könnten sie sich weiterhin an die Schulleitung wenden, bei Administrativem und Strategischem ohne Umwege an die Geschäftsleitungen. Auch den Vorwurf der aufgeblähten Verwaltung liess er nicht gelten. Denn heute würde die Schulleitungskonferenz einige der Arbeiten der geplanten Geschäftsleitung erledigen. Müsse man zum Beispiel ein Krisenkonzept erarbeiten, würde dies durch sechs Schulleiter geschehen, die dann an den Schulen fehlten. Neu könnte das stattdessen die dreiköpfige Geschäftsführung erledigen. «Wir führen keine zusätzliche Ebene ein», erklärte er. «Und da eine Geschäftsleitung erhebliche Kompetenzen hätte, die die Schulleitungskonferenz nicht hat, werden die Wege kürzer.»

Was bis zur Gemeindeversammlung vom 23. August wohl noch viel zu reden geben wird, sind die mit der Neuorganisation verbundenen Kosten. «Wir schaffen keine neuen Stellen, wir verteilen das Führungspensum neu», sagte Simeon. Damit fielen mehr Stellenprozente für die Schulleitung an, auf Kosten des Schulrats. «Und ein Schulleiter verdient nun mal mehr Geld als ein Schulrat.» Hier entstünden Mehrkosten von 70’000 Franken jährlich. Mit der zusätzlichen Aktivierung von bisher zurückgestellten 45 Stellenprozenten für die Schulleitung entstünden weitere Kosten – aber diese 45 Prozent seien so oder so nötig. «Die Schülerzahlen wachsen weiter, die Anforderungen haben sich geändert, die Strukturen sind aber gleich geblieben», wie der Schulratspräsident sagte.

Post inside
Barbara Inauen sagte: «Der Bedarf ist klar da, wir haben steigende Schülerzahlen in Bazenheid und Gähwil.»