Die Kirchbürgerversammlung von Katholisch Flawil zeigte einmal mehr, wie die direkte Demokratie funktioniert. Während der Souverän dem Vereinigungsvertrag zum Zusammenschluss mit drei weiteren Kirchgemeinden zustimmte, wurde das Traktandum „Neugestaltung Umgebung der Kirche“ nach drei Voten zurückgewiesen.Auf Feld Null steht man aber infolge der Annahme eines Rückweisungsantrages nicht. Viel Zeit und Geld wurde nämlich schon in das Projekt „Neugestaltung Umgebung der Kirche“ eingesetzt. Der Kirchenverwaltungsrat beantragte am Mittwochabend den Bruttokredit über 1'311'000 Franken zu genehmigen. Ausführlich wurde an einer vorgängigen Informationsveranstaltung und auch an der ordentlichen Kirchbürgerversammlung über das Projekt diskutiert. Die detailliert vorgetragenen Gründe zweier Votanten überzeugten schlussendlich einen Grossteil der 98 anwesenden Stimmbürger; das Projekt zurückzuweisen. Für Kirchenpräsident Pascal Bossart keine Niederlage, «im Gegenteil, so funktioniert die direkte Demokratie. Jetzt müssen wir uns noch einmal an die Arbeit machen und hervor getragene Inputs in ein neues Projekt einfliessen lassen. Wie das nun zeitlich aussieht, können wir noch nicht genau sagen.»

Das zurückgewiesene Projekt sah vor, insbesondere die Parkplatzsituation und das optische Erscheinungsbild zu verbessern. Aber auch eine Verbesserung der momentanen Situation für Gehbehinderte und Radfahrer, sowie eine höhere Attraktivität des Vorplatzes und des Pfarrgartens standen innerhalb dieses Projektes zur Debatte. Den sich zu Wort gemeldeten Votanten war insbesondere der Kredit ein Dorn im Auge. «Etwas gar teuer für Veränderungsmassnahmen, die es zum Teil gar nicht braucht», oder, «das ganze Projekt lief in meinen Augen etwas aus dem Ruder, ich bevorzuge ein Projekt mit reduzierten Veränderungsmassnahmen».

Das Ganze wird jetzt vom Kirchenverwaltungsrat noch einmal überarbeitet; läuft alles nach Plan, so wird es möglich sein, an der ordentlichen Kirchbürgerversammlung in einem Jahr ein „neues“ Projekt vorzustellen.

Die Hälfte ist geschafft
Zu keinen Diskussionen führte das Traktandum „Vereinigungsvertrag zwischen den Katholischen Kirchgemeinden Flawil, Degersheim, Niederglatt und Wolfertswil-Magdenau“. Einstimmig und, nach Degersheim als zweite Gemeinde, sagte Flawil ja zu diesem Vorhaben. Wenn nun in den kommenden Tagen auch die beiden anderen Kirchgemeinden zustimmen, steht einer Hochzeit und der damit verbundenen Ressourcen- und Kräftebündelung nichts mehr im Weg. Nach dem Vereinigungsprozess würde die neue Kirchgemeinde ab dem Jahr 2020 als „Region Flawil-Degersheim“ auftreten.

Ein Abschied
Für Karin Reinli (gewählt 2016) war es vorgestern die letzte Kirchbürgerversammlung als Aktuarin. Noch konnte die Vakanz nicht neu besetzt werden, «man sei allerdings, nach zahlreichen Absagen, guter Hoffnung baldmöglichst einen neuen Aktuar vorstellen zu können», sagte Präsident Pascal Bossart. Die Jahresrechnung 2017 schloss indes mit einem Aufwandüberschuss von 202'360 Franken, dies bei einem Aufwand von 2'599'690 Franken. Das Budget 2018 rechnet ebenfalls mit einem Aufwandüberschuss von 40'200 Franken, dies bei einem Gesamtsteuerertrag von 1'940'000 Franken (Steuerfuss bei 26 Prozent).