Die SP Frauen des Kantons St. Gallens lud in den Wiler Stadtsaal zum überparteilichen Klimapodium ein. Sowohl das Einführungsreferat als auch die anschliessende Diskussion wurde dabei ausschliesslich von lauter Nationalratskandidatinnen aus fünf Parteien geführt. Während die SP-Kantonsrätin Laura Bucher, St. Margrethen, das Einführungsreferat hielt, diskutierten danach Claudia Friedl (SP-Nationalrätin, St. Gallen), Helen Alder (CVP, Gossau), Ursula Egli (SVP, Rossrüti), Yvonne Gilli (Grüne, Wil) und Darja Meisterhans (FDP, Zuzwil) intensiv die Frage, was «frau» zum einen gegen den Klimawandel manchen könne, und ob Frauen einen anderen Umgang mit dem Thema haben. Moderiert wurde der Abend durch die freischaffende Journalistin Marion Loher.

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Sie diskutierten über den Klimawandel und was "frau" dagegen tun könnte, von links: Ursula Egli, Claudia Friedl, Helen Alder, Yvonne Gilli und Darja Meisterhans. Ganz rechts: Moderatorin Marion Loher.


Bucher: Dramatischer Temperaturanstieg in der Schweiz

Der Start in den Abend «glückte», konnten doch alle die Einstiegsfrage mit einem «CO2-neutralen» Gewissen beantworten: alle Politikerinnen waren per Velo, Bus oder Bahn in die Äbtestadt gereist. Einig waren sich alle auch darin, dass man etwas gegen den real existierenden Klimawandel machen müsse. Bei den nötigen Massnahmen schieden sich aber dann doch die Geister.

Laura Bucher konstatierte, dass in der Schweiz binnen weniger Monate ein drastisches Umdenken bezüglich des Klimawandels in Politik und Gesellschaft stattgefunden habe. Die Richtung stimme jetzt, doch sei es auch höchste Zeit, denn «in der Schweiz ist der Temperaturanstieg mit zwei Grad doppelt so hoch wie auf der restlichen Welt», so Bucher.

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Laura Bucher warnt davor, noch länger mit der aktiven Bekämpfung des Klimawandels zuzuwarten.


Gilli: Nachhaltigen Erfolg durch Technologien

Yvonne Gilli vertrat die Meinung, dass die reiche Schweiz in der Lage sei, eine Vorbildfunktion in Sachen nachhaltigem Ressourcenmanagement und Ökologie einzunehmen. Zudem seien Pioniere oft in der Lage, von den so angeregten Innovationen wirtschaftlich zu profitieren. «Die Schweiz ist als kleines Land in der Welt ein Nischenprodukt und tut als solches gut daran, ein Pionierland zu werden, dass an der technologischen Bewältigung des Klimawandels arbeitet. Durch diese Innovationen könnten wir nicht nur den Klimawandel aktiv bekämpfen, sondern für unsere Gesellschaft auch Wohlstand schaffen», so Gilli.

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Yvonne Gilli regt an, den Klimawandel als Chance zu technologischen Entwicklungen zu nutzen, welche zum einen dem Klima hülfen und zum anderen Wohlstand schüfen. 


Friedl: Nicht auf Mozambique warten

Auch Claudia Friedl wollte nichts davon wissen, dass man das Problem nur radikal bekämpfen könne, wenn man eine globale Lösung fände, denn «Veränderungen passieren doch immer dort, wo die Menschen leben, also im Lokalen. Wenn wir hingegen erst darauf warten, dass Mozambique auch etwas oder sogar zuerst tut, dann ist es für uns alle zu spät». Der Klimawandel sei zwar kein typisches Frauenthema, doch gingen die Geschlechter verschieden damit um: «Männer suchen meistens zuerst eine technologische Lösung für das Problem, während Frauen sich mehr dafür einsetzen, die Ressourcen zu schonen», so Friedl.

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Claudia Friedl präsentiert den "Klimawandel"-.Schal dem Publikum: "Wir müssen das Problem lokal bekämpfen."


Egli: «Frauen entscheiden, wohin es in die Ferien geht»

Die Landwirtin und Wiler Stadtparlamentarierin Ursula Egli bewertete die aktuelle Klimadiskussion kritisch: «Man darf bei diesem Thema nicht nur auf einem Sektor herumhacken – das bringt nichts. Wenn wir das Thema nicht global angehen, sondern einfach hier anfangen, eine Entwicklung zu puschen, dann wird es schwierig, Fortschritte zu erzielen, wenn die anderen Länder nicht mitziehen.» Frauen, so Egli, könnten hingegen klimatechnisch im Kleinen viel erreichen, denn «wir Frauen sind es ja meistens, welche entscheiden, wohin es in die Ferien geht und was wir auf dem Markt bewusst saisonal und regional einkaufen».

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Ursula Egli fordert, dass man vor allem globale Klimalösungen anstreben solle, da ein einzelnes, kleines Land wie die Schweiz klimatechnisch wenig bewegen könne, wenn die grossen Länder nicht mitzögen.


Alder warnte vor E-Bike-Gebrauch

Helen Alder fragte sich, ob die angestrebte Klimaneutralität hierzulande so einfach zu erreichen sei – denn vor allem das Mobilitätsproblem sei nicht nur ein Problem der Autos. «So gut die E-Mobilität auch ist – die Lithiumbatterien sind auch eine Ressource, die ich verschwende. Warum kann ich nicht ein ganz normales Velo benutzen oder den Weg zu Fuss zurücklegen? Ein E-Bike bringt der Umwelt nur einen Nutzen, wenn ich dafür mein Auto abschaffe, nicht aber, wenn ich aus Bequemlichkeitsgründen mein normales Velo gegen ein E-Bike eintausche oder viel weniger laufe.» Auch Alder äusserte sich dahingehend, dass zu Hause anfangen müsse, wenn am Ende das ganze Land, bzw. Welt profitieren wolle. «Wir haben in der Schweiz einen enorm grossen Ressourcenverschleiss; wenn wir den man dem Rest der Welt vergleichen, dann sind wir alles andere als heilig», so Alder.

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Helen Alder warnt davor, unreflektiert auf ein E-Bike umzusteigen: Ein E-Bike bringt der Umwelt nur einen Nutzen, wenn ich dafür mein Auto abschaffe, nicht aber, wenn ich aus Bequemlichkeitsgründen mein normales Velo gegen ein E-Bike eintausche oder viel weniger laufe.»


Meisterhans appellierte an Eigenverantwortung

Darja Meisterhans gab zu, dass sie, als junge Person, die Klimastreiks nicht in der jetzigen Form unterstütze. «Ich hatte beim Klimastreik im März Prüfungen. Mir war meine persönliche Weiterbildung wichtiger. Wenn man sich für etwas einsetzt, dann kann man auch an einem freien Tag dafür demonstrieren.»  Generell appellierte die Freisinnige an die Eigenverantwortung der Leute: «Jeder soll für sich entscheiden, wie er mit der Umwelt umgeht und wie er Strom spart. Jeder einzelne hat da eine persönliche Selbstverantwortung – ganz egal, ob Mann oder Frau.»

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Darja Meisterhans sieht es mit Skepsis, dass die Jungen während der Schulzeit fürs Klima streiken.