Andreas Meyer, SBB-CEO, windet sich seit Monaten um die Probleme der neuen Bombardier-Zugskompositionen und meinte einmal in einem Interview, dass es doch ein schöner Zug sei und man sich darüber freuen und über die kleinen Probleme hinwegsehen sollte. Hallo? Was nützt mich ein schöner Zug, der schüttelt und rüttelt und immer wieder für technische Pannen sorgt? Herr Meyer, so schön ist dieser Zug nun auch wieder nicht. Vor allem, wenn man genau hinschaut und die Verarbeitung kleiner Details genauer unter die Lupe nimmt. Immerhin, und das ist wohl das einzig Positive: Man kann über den Sitzen in den Ablageflächen kleine Koffer verstauen.
Was in der immer mehr boomenden Zweiradzeit nicht nur schlecht, sondern schon fast peinlich gelöst, oder eben nicht gelöst ist, sind in den dafür vorgesehen Zügen die ungenügenden Plätze mit Aufhänge-Möglichkeiten für Zweiräder. Erlebt am Montagmorgen auf der Fahrt mit einer Gruppe von Wil nach Zürich und weiter nach Neuenburg. Fünf Fahrräder zum Verladen beim Halt in Wil und das in kurzer Zeit und vor allem in unterschiedlichen Wagons – trotz Reservation. Naja, es sind ja auch nur je drei Aufhängevorrichtungen in zwei Wagons vorhanden. Damit man mit Gepäck und Zweirad zeitig in den Zug kommt, werden drei Räder an den reservierten Haken platziert und die zwei weiteren dazugestellt, um sie dann beim nächsten Halt in Winterthur an die vorgesehen Haken im hinteren Teil der Zugskomposition zu platzieren.
Dies allerdings goutierte die Zugsbegleiterin gar nicht. Und zwar mit einem Auftreten, das eher an einen Brigadegeneral in Südamerika erinnerte als an eine SBB-Dienstleisterin. Sie wusste wohl nicht, dass sie, gemäss Meyer, in einem schönen Zug arbeitet. 30 Senioren auf der Reise scheinen ihr gerade noch gefehlt zu haben. Es machte kaum den Anschein, dass ihr das Arbeiten Freude bereitet. Schade für Sie, in einem so schönen Zug. Die zwei Fehlbaren wussten sehr wohl, dass sie ihre Räder nach hinten platzieren müssen, wollen und werden – ohne gleich im Befehlston in den Senkel gestellt zu werden. Na ja, vielleicht war die Zugsbegleiterin schon dermassen durch- oder zugsgeschüttelt, dass ihre Reaktion verständlich ist.
Was man den schönen Zügen von Herr Meyer auch zu Gute halten kann, ist, dass man wohl kaum einschläft. Denn man kommt gut geschüttelt und gerüttelt ans Ziel. Wenn der Zug denn nicht mit einer Panne im Niemandsland stehen bleibt und man doch noch einschläft.
Mäni Rüegg*
* = Mäni Rüegg ist aktiver Lokaljournalist in Pension. Seit vielen Jahren beobachtet er das Geschehen in Wil und Umgebung. In der hallowil.ch-Kolumne «Mänis Perspektivenwechsel» nimmt er eine andere Sichtweise ein und berichtet ungeschminkt über Dinge, die einfach mal niedergeschrieben werden müssen.
