Ich erinnere mich an die Abstimmung über die Zukunft der kantonalen Spitalplanung am 11. November 2014. Damals, also vor erst fünf Jahren, sagte das Stimmvolk im Kanton Ja zu einem Kostenrahmen von 930 Millionen Franken. Dazu kamen weitere 125 Millionen Franken für das Kinderspital St. Gallen. Die Kosten wurden gesprochen für Umbauten- Neubauten und Sanierungen im Kantonsspital St. Gallen und den weiteren vier Spitälern Wattwil, Uznach, Grabs und Altstädten. Nicht eingeschlossen in diesen Kredit waren die Notfallsanierung und der Verwaltungsneubau in Wil, der aus den laufenden Budgets finanziert wurde. Dies vielleicht, um die psychologische Schreckzahl von einer Milliarde nicht zu erreichen.

Mit dem Zückerchen, fast allen Regionen etwas für ihr Spital zu geben, bekam man den Riesenbrocken bewilligt. Die Regionen waren zufrieden und diese machten sich wenig Gedanken über die Zukunft, denn ihr Spital war an diesem Abstimmungssonntag ja gerettet. Wer nun ernsthaft glaubt, dass sich alle Spitäler in Kanton künftig finanzieren lassen, glaubt an die eierlegede Wollmilchsau, die zusätzlich noch Wein hergibt. Entweder, mehrere Spitäler werden geschlossen, im Angebot komplett neu ausgerichtet oder an private Betreiber verkauft.

Wenn nun Wattwil mit Giftpfeilen nach Wil schiesst, ist das nicht fair und aus der falschen Optik betrachtet. Schiesst die Pfeile auf die Planer und Strategen in der Pfalz. Diese haben allen in den Regionen das Blaue vom Himmel versprochen, obwohl schon damals das Gesundheitswesen auf der Intensivstation, oder gar auf der Akut-Notfallstation lag. Der nagelneue Wattwiler Operationssaal, der nun, weil nicht mehr gebraucht, vermodert, wurde nicht von Wil geplant. Wenn man nun von den Verantwortlichen im Herbst 2018 hörte, dass man damals nicht ahnte, wie sich Kosten, Demographie und die Zukunft im Gesundheitswesen entwickle, muss man sich ernsthaft und mit Schrecken fragen, wie kurzsichtig denkende Fachleute man in Regierungen, Verwaltungen und Fachgremien gewählt hat.

Wer nun glaubt, dass das Problem – wie von Parteien verlangt wird – so schnell wie möglich gelöst werden soll, glaubt nochmals an die eierlegede Wollmilchsau, die zusätzlich noch Wein hergibt. Das politische Bauernopfer dürfte bei den Wahlen Heidi Hanselmann sein. Es kommt mir vor, wie bei einer schlechten Fussballmannschaft, wo der Trainer entlassen wird und sich die ganze Mannschaft dahinter die Hände in Unschuld wäscht, obwohl man eigentlich diese entlassen müsste.

Zudem ist es alles andere als sicher, ob das Spital Wil eine Zukunft hat. Eine Zusammenarbeit mit Frauenfeld wäre sicher denkbar. Da kommen aber wieder die Kantonsgrenzen, wie auch jene zum Appenzellischen, ins Spiel, welche zeitweise hartnäckiger zu überwinden sind als jene zwischen Nord- und Südkorea. Wenn die Gesundheits-Zweiklassengesellschaft, welche ja schon vorhanden ist noch weiter wächst, dann gibt es im Kanton mit St. Gallen, Grabs und Uznach noch drei Spitäler. Alle anderen sind umfunktioniert oder werden von Privaten betrieben. Wer das alles bezahlt, möchte ich nicht beurteilen. Wie denn, wenn es auch die Gelehrten und Fachkenner und -könner auch nicht wissen und können.

Mäni Rüegg*

* = Mäni Rüegg ist aktiver Lokaljournalist in Pension. Seit vielen Jahren beobachtet er das Geschehen in Wil und Umgebung. In der hallowil.ch-Kolumne «Mänis Perspektivenwechsel» nimmt er eine andere Sichtweise ein und berichtet ungeschminkt über Dinge, die einfach mal niedergeschrieben werden müssen.

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In unruhigen Gewässern: hallowil.ch-Kolumnist Mäni Rüegg analysiert die Spitalsituation im Kanton St. Gallen.