Diese Woche war eine Kolumne von Stadtrat Daniel Meile zu lesen, in welcher er für das Grossprojekt Wil West wirbt. Warum eigentlich vom Stadtrat, der für die Versorgung und Sicherheit (TB Wil) zuständig ist und nicht vom zuständigen Stadtrat Daniel Stutz mit den Ressorts Bau, Umwelt und Verkehr?

Ist im Prinzip auch nicht so relevant. Denn immerhin ist aus dem Rathaus etwas zu vernehmen – und sogar im wohlwollenden Sinne zum Grossprojekt. Bis anhin war das Projekt Wil West eher von Thurgau Ost getragen und lanciert worden. Man hat zumindest als Bürger das Gefühl, dass man aus der Äbtestadt eher mit einem lauen Lüftchen für Power sorgte. Wenn man aber in der Kolumne zwischen den Zeilen genau mitliest, ist das ganze Projekt noch keinesfalls in trockenen Tüchern und Meili bittet jetzt schon, dem Vorzeigeprojekt positiv gesinnt zu sein. Der Souverän hat auf dem Weg bis zu Realisierung noch das Mitspracherecht. Wie man die politische und gesellschaftliche Landschaft in Wil kennt, ist zu befürchten, dass Einsprecher, Gegner und politisch anders Gesinnte die Plattform nutzen werden, um der Zukunft Steine in den Weg zu legen – oder ganz einfach dem politischen Gegner eins auszuwischen, egal ob es der Sache dient oder nicht.

Den Fünfer und das Weggli gibt es auch bei Wil West nicht. Und auch da gilt es für einen tragbaren und zukunftsorientierten Kompromiss von allen Seiten Kröten zu schlucken. Nebst den verkehrstechnischen Optimierungen möchte man auch den Wirtschaftsstandort ankurbeln, auch wenn man an Wiler Stammtischen noch zweifelt, dass es dereinst 3000 Arbeitsplätze sein werden.

Bürgerzweifel kommt auf, dass ausgerechnet Wil West zum grossen Erfolgstory wird, wenn man bedenkt, wie lange der Schandfleck Untere Bahnhofstrasse Wil vor sich hin modert, ohne dass sich viel tut. Eine sichtbare Peinlichkeit für Wil. Seit Jahren plant man die Gestaltung des Bahnhofplatzes, zusätzlich mit dem Projekt Frauenfeld-Wil-Bahn sowie der Optimierung Bahnhof Süd. Bis zur Planungsvorlage, den Abstimmungen und der Realisierung werden wohl noch gar viele Jahre ins Land ziehen. Auch Entscheide über die Nutzung des Turms an der Tonhallestrasse, die ganze Schulproblematik mit den Oberstufenlösungen, neuen Schulhäusern und Turnhallen wird dem Image der Stadt Wil betreffend die politischen Abläufe eher schaden, denn nutzen.

Zu Pessimistisch? Vielleicht ja. Aber: Wenn sich nicht viel bewegt, bewegen sich die Gerüchte und Spekulationen – und das ist immer der schlechteste Indikator, um dann das Volk für wichtige Entscheide hinter sich zu scharen. Wenn sich die Information mit der Kolumne von Daniel Meili nun ein klein wenig bewegte, ist nun mehr Schwung und Bewegung gefragt. Oder gilt es etwas zu verbergen nach dem Prinzip: Lieber nichts sagen als zu viel Negatives? Auch wenn sich die Politik im Rathaus selbst gute Noten gibt, werden die Noten von den Bürgern am Wahltag vergeben.

Mäni Rüegg*

* = Mäni Rüegg ist aktiver Lokaljournalist in Pension. Seit vielen Jahren beobachtet er das Geschehen in Wil und Umgebung. In der hallowil.ch-Kolumne «Mänis Perspektivenwechsel» nimmt er eine andere Sichtweise ein und berichtet ungeschminkt über Dinge, die einfach mal niedergeschrieben werden müssen.

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Blick von ausserhalb auf Wil:Die Situation an der UnterenBahnhofstrasse ist für Mäni Rüegg "ein Schandfleck".