Die Zwischenfälle mit den Fans von GC sind ein weiterer Beweis dafür, dass sich in den vergangenen 15 Jahren wenig bis gar nichts verändert hat. Selber erlebte ich in Wil ein Zusammentreffen mit dem Block der Chaoten des FC St. Gallen – und das sorgte bei mir für Angst und Hilflosigkeit.

Der jüngste Fall der Schaffhauser Fans in Winterthur zeigt, dass Fussballspiele auch in der zweithöchsten Schweizer Liga Tollorte für das tiefste zwischenmenschliche Niveau sind. Nach dem Motto «Hilfe, ich wurde von der Intelligenz verfolgt, aber ich war schneller», übertrumpfen sich Randgestalten bei Sportanlässen live vor Ort oder auf Social- Media-Kanälen, dass einem Angst und Bang wird.

Mit dem Absteiger GC spielt in der kommenden Saison ein Verein auf dem Bergholz, der gleich auch eine Schar von Sportplatz-Chaoten mitbringt. Für die Wiler Sicherheitsverantwortlichen und die Polizei sind es zwei Hochrisikospiele mit entsprechendem Aufwand, der auch bezahlt werden muss.

Nun mal Hand aufs Herz: Wissen sie noch, welche Konsequenzen der Vorfall in Luzern hatte. Nein? In der Flut von Infos, Meldungen, Fakenews und schlechten Nachrichten ist das bereits Schnee von gestern. Gestraft ist der Verein mit Geldbussen, Geisterspielen und einem schlechten Image. Wenn überhaupt, kamen die eigentlichen Übeltäter fast ungeschoren davon. Stadionverbote sind sehr schwer durchzusetzen, Knall- und Feuerwerk werden nach wie vor kiloweise in die Stadien geschmuggelt und das Vermummungsverbot ist ohnehin ein Papiertiger, der sich nur selbst beisst. Nach ellenlangen Diskussionen mit verharmlosenden Pseudokennern der Szene, beschwichtigenden Psychiatern und hilflosen Vereinsverantwortlichen verläuft alles im Sand, bis es schon bald wieder das nächste Mal knallt.

Das Interessante dieser Chaoten-Szene ist, dass sich unter den schwarzen Kapuzen und hinter Sonnenbrillen auch Personen verstecken, welche am Montagmorgen mit gebügelten Hemden und dem perfekte Krawattenkoten am Arbeitsplatz erscheinen. Ein einstiger Verantwortlicher des Verbandes verriet mir einmal, dass man sich auch in der Region Wil wundern würde, welche Namen sich auf den schwarzen Listen der GC- und St. Galler-Chaoten finden lassen. Wäre mal ein Versuch wert, negativ auffallende Fans für zwei Tage im Knast schmoren zu lassen. Viele Chefs würden sich wundern, wenn Mitarbeitende plötzlich am Dienstag Erklärungsnöte hätten über ihre Freizeitgestaltung.

Dazu kommen die Vertreter der Kuscheljustiz, welche seit zwei Jahrzehnten immer wieder Diskussionen, Analysen, Gespräche, Deeskalationen usw. fordern. Passiert ist gar nichts und in die Fäustchen, mit welchen sie zuschlagen, lachen sich die Chaoten. Auch wenn es nur sehr wenige sind: Genau diese sorgen für das schlechte Image, für Angst und Schrecken.

Mäni Rüegg*

* = Mäni Rüegg ist aktiver Lokaljournalist in Pension. Seit vielen Jahren beobachtet er das Geschehen in Wil und Umgebung. In der hallowil.ch-Kolumne «Mänis Perspektivenwechsel» nimmt er eine andere Sichtweise ein und berichtet ungeschminkt über Dinge, die einfach mal niedergeschrieben werden müssen.

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hallowil.ch-Kolumnist Mäni Rüegg zeigt auch auf, was nicht gut läuft in unserer Gesellschaft.