Ein erstes Ausschliessen des Kathi scheiterte schon vor Jahren im Parlament. Die zweite Vorlage wurde ohne Eintreten zurückgewiesen. Mit dem nun vorliegenden Antrag ans Parlament, eine Wiler Oberstufe ohne Kathi, sind bereits am Tag der Veröffentlichung die ersten Pflöcke der Ablehnung gesetzt. Nach Armin Eugster vom Stiftungsrat der Klosterschule sorgt der bereits dritte Angriff auf das Kathi bei den Lehrkräften schon einige Zeit für unnötige Verunsicherungen.
Mit der geschlechtergetrennten Beschulung an der Oberstufe wäre die Stadt Wil bekanntlich auch im Kanton St. Gallen kein Einzelfall. Es gibt auch genügend Studien, welche für die Entwicklung der Jugendlichen Vorteile ausmachen. Das Kathi bewies über die Jahre, dass aus ihrer Schule genauso Menschen herauswachsen, welche «Fit fürs Leben und fit für den Beruf» ins Leben treten.
Die Stadtratvorlage hat trotz zahlreichen Bekundungen zum Einbezug pädagogischer Kriterien den Anstrich, sich mehrheitlich auf Synergien und Planungssicherheit zu konzentrieren. Was die Kostenfrage der beiden Modelle betrifft, kommt das Modell mit dem Kathi spürbar günstiger weg. Von den notwendigen Schulprovisorien im Falle «Ohne Kathi» wird nur im Nebensatz hingewiesen.
Wenn das Parlament dem Vorschlag des Stadtrates (Ohne Kathi) folgen sollte, dürften sich in einer Volksabstimmung breite Kreise für deren Ablehnung einsetzen, mutmasslich kaum mit schlechten Aussichten. Damit wäre die Oberstufenfrage auch nach über 25 Jahren wieder beim Punkt Null angelangt. Der Stadtrat wäre erneut zu einer einvernehmlichen Lösung mit dem Kathi gefordert.
Für Schulpräsidentin Jutta Röösli wird es ein schwerer Gang werden, die Vorlage im Parlament gewinnbringend zu vertreten. Schulschliessungen könnten für die Verantwortlichen bei den nächsten Wahlen ähnliche Folgen haben wie damals geforderte Spitalschliessungen. Wahlen zeigen bekanntlich vielmals Denkzettelcharakter.
Niklaus Jung