Wenn am 20. Oktober in Zuzwil über die künftige Gestaltung des Dorfbaches abgestimmt wird, können sich die Stimmbürger über mangelnde Informationsmöglichkeiten im Vorfeld nicht beklagen. Unter vielen anderem konnte an zwei Samstagen ein Augenschein vor Ort genommen werden. Am zweiten Samstag, als der Dorfbereich begangen wurde, bekundete wieder eine Hundertschaft von Stimmbürgern ihr Interesse. Zur Diskussion stehen das gemeinderätliche Projekt mit einer Verbreiterung und teilweisen Absenkung des Bachbettes für gut acht Millionen Franken und ein Entlastungsstollen für rund 17 Millionen Franken.
Massiv aufgerüstet hatte in der Zwischenzeit das Komitee «2 x nein». An Hauswänden und vor allem am ganzen bisherigen und geplanten Bachlauf entlang sind zahlreiche Plakate aufgestellt worden.
Trotz unterschiedlicher Ansichten im Gespräch bleiben.
Zurück auf Feld 1?
Zur Information begrüsste Gemeindepräsident Roland Hardegger. Mit ihm zusammen informierten der verantwortliche Ingenieur Markus Brühwiler und Ingenieur Heinz Meier vom kantonalen Amt für Wasser und Energie. Hardegger wünschte sich einen sachlichen und fairen Diskurs wie bei der Informationsveranstaltung vom vergangenen Mittwoch. Alle drei Referenten warnten vor einem doppelten Nein. Das hiesse nach fünf Jahren Planungsarbeit zurück auf Feld 1. Ein neues Ingenieurbüro müsste mit der Projektierung beauftragt werden und der Hochwasserschutz würde um Jahre verzögert.
Gesamtwohl im Auge
Die ersten Erklärungen gab Markus Brühwiler zum Auslaufbauwerk ab, das in der Wiese durch Einzäunung visualisiert worden ist. Hier entstünde ein Wasserbehälter mit einer konstanten Grundfüllung. Bei einem Hochwasser müsse er in der Lage sein, 30 Kubikmeter Wasser pro Sekunde zu «vernichten». Dann wurde dem bei niedrigem und normalen Wasserstand Fussweg entlang dem romantischen Bachverlauf gefolgt. Hier wurden besonders Einwände von Anstössern laut. Brühwiler betonte, dass konkrete Verhandlungen mit Liegenschaftsbesitzern nach Kenntnis des Abstimmungsergebnisses geführt werden müssten. Gewisse Linienführungen seien noch variabel, aber Eingriffe ins Gelände und ins Privateigentum seien unerlässlich. Er gestand ein, dass nicht allen privaten Interessen Rechnung getragen werden könne. Wegweisend sei das Gesamtwohl.
«Die Botschaft hör ich wohl»
Wer die Fragen und Voten von Teilnehmern und die Diskussionen untereinander verfolgte, wurde an das Goethe-Zitat «Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube» erinnert. Der Tenor war skeptisch bis total ablehnend. Der Äusserung des Gemeindepräsidenten, zweimal nein sei keine Lösung, wurde entgegnet, das sei die beste Lösung. Und ein Mann folgerte daraus zu seinem Nachbarn, er werde den Gemeindepräsidenten nicht mehr wählen. Die von einer Frau geäusserte Bitte, die Behörde möge auf Drohungen und Angstmacherei verzichten, wurde mit Applaus bedacht. Immerhin warf auf die gehäufte Kritik auch einmal ein Teilnehmer die Frage ein: «Wollen Sie denn das Wasser mit Lastwagen zur Thur fahren?»