Der Krebsbach ist in den vergangenen gut drei Jahren gleich zweimal zum Sorgenkind der Region Wil geworden, da er bei einem heftigen Sommergewitter für eine überflutete Autobahn A1 gesorgt hat (Hallowil.ch hat berichtet). Seither wird ihm erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Dass noch bis am Mittwochabend (25. Juli) die Pläne für die teilweise Offenlegung des Baches im ehemaligen Gemeindehaus Bronschhofen besichtigt werden können, hat aber nichts mit den jüngsten Ereignissen zu tun – und höchstens ganz am Rande mit Hochwasserschutz.

Hintergrund der Offenlegung: Auf dem Gelände der ehemaligen Agrar im Südosten der Stadt Wil sollen unweit des Bahnhofs mindestens 200 neue Wohnungen errichtet werden, womit ein neues Quartier entsteht. Möglich ist in einer späteren Phase auch ein 15-stöckiges Hochhaus. Bereits seit 2012 laufen die Planungen für das so genannte Integra-Square. Zwischenzeitlich sind im Rahmen des Überbauungs- und Gestaltungsplan-Verfahrens vier Einsprachen zurückgezogen werden, so dass laut Angaben der Firma Integra im August mit der detaillierten Projektplanung begonnen werden kann.

Bach fliesst unterschiedlich schnell
Momentan fliesst der Krebsbach in jenem Bereich unterirdisch in Röhren. Dies soll sich ändern und die Offenlegung ist bereits detailliert geplant. Der Krebsbach trennt die Integra-Überbauung künftig von der Churfirstenstrasse ab. Mit der Renaturierung soll die Attraktivität des entsprechenden Gebiets gesteigert und das Gewässer als landschaftliches Element wahrgenommen werden.

Die Offenlegung erfolgt im Rahmen der Schweizerischen Gewässerschutz-Gesetzgebung, wonach eingedolte Gewässer offenzulegen sind. Geplant ist eine Umsetzung in zwei Tranchen. Zuerst ist der untere Teil, welcher sich näher bei der Autobahn befindet, an der Reihe. Dort verläuft der Krebsbach verästelt und fliesst nur etwa halb so schnell wie im oberen Teil, wo die Neigung mit rund 1,6 Prozent steiler ist und das Wasser in einer Sekunde teilweise mehr als zwei Meter weit kommt. In diesem unteren Abschnitt ist Tiefe mit 40 cm am kleinsten. Im oberen Teil weitet sich der Krebsbach zu einem See aus, der bis zu 1,7 Meter tief ist.

Bachsohle muss abgedichtet werden
Auch an der Bachsohle muss gearbeitet werden, da diese relativ durchlässig ist und sonst eine ungewollte Trockenlegung bei Niedrigwasser drohen würde. Dies haben Kernbohrungen und Versickerungsvorsuche vor Ort ergeben. In der öffentlichen Planauflage wird empfohlen, die Bachsohle mit einer rund 30 cm grossen Lehmschicht abzudichten. Obendrauf soll Kiessand gelegt werden, um die Abdichtung zu schützen. Darüber wird ein Sohlensubstrat angebracht.

Die Kosten für die Krebsbach-Offenlegung belaufen sich auf 2,3 Millionen Franken. Die erste Bauetappe im unteren Teil kostet 1,5 Millionen Franken, die zweite Etappe 800'000 Franken. Gibt es keine Einsprachen gegen die Bachsanierung, werden die Pläne zusammen mit dem Überbauungs- und Gestaltungsplan der Integra dem Kanton St. Gallen zur Prüfung vorgelegt.