Plan B der Verantwortlichen des Wiler Frauen-Eishockeys dürfte nicht ans Ziel führen. Nachdem der EC Wil angekündigt hatte, die Ladies-Mannschaft aus wirtschaftlichen Gründen aus dem Verkehr zu ziehen, heckten die Verantwortlichen des Frauen-Eishockeys eben diesen Plan B aus. Dieser sieht vor, als eigenständiger Verein unter dem Namen HC Ladies Wil weiterhin in der zweithöchsten Spielklasse zu spielen. Grundvoraussetzung ist, dass alle anderen neun Liga-Konkurrenten diesem Vorhaben zustimmen, da die Melderist für Nennungen neuer Teams bereits verstrichen ist.
Doch das ist laut hallowil.ch-Recherchen nicht der Fall. Zwar gibt es acht Zusagen. Nicht aber jene des EHC Kreuzlingen-Konstanz. Die Verantwortlichen des Vereins vom Bodensee hatten das Gespräch mit EC-Wil-Präsident Roger Dietschweiler gesucht. Alsdann kam es am Mittwoch zu einem solchen. Den Vorwurf, er habe gegen das Wiler Frauen-Team geweibelt, lässt Dietschweiler nicht gelten. Er sagt gegenüber hallowil.ch: «Ich habe die Fakten auf den Tisch gelegt. Die Entscheidungsfindung lag dann aber einzig und allein bei Kreuzlingen-Konstanz.»
Antrag an den Verband
War es das für die Wiler Hockey-Frauen? Müssen sich 20 Spielerinnen einen neuen Verein suchen? Es ist davon auszugehen, auch wenn die Verantwortlichen noch nicht aufgeben. Denn das allerletzte Wort ist noch nicht gesprochen. Den abschliessenden Entscheid, ob das neue Wiler Team doch noch in der zweithöchsten Spielklasse spielen darf, fällt der Verwaltungsrat der Swiss Ice Hockey Föderation (SIHF) an seiner Sitzung im Juni. Die Wiler Verantwortlichen des Frauen-Teams sind mit einem Antrag an den Verband gelangt, das neue Team trotz eines Negativ-Votums in der zweithöchsten Spielklasse antreten zu lassen. Die Erfolgschancen dürften allerdings klein sein. Deutlich grösser wären sie, wenn der EHC Kreuzlingen-Konstanz zu einem Umdenken bewegt werden könnte. Alles in allem läuft dies aber wohler eher nach dem Prinzip Hoffnung. Möglich wäre eine Neulancierung einer Wiler Frauen-Mannschaft per Saison 2020/2021. Diese müsste allerdings in der vierthöchsten Spielklasse erfolgen. Es wäre ein Sprung zurück auf Feld 1.
Nachdem die Verantwortlichen der Wiler Hockey-Frauen zunächst geschwiegen hatten, so nehmen sie nun Stellung. «Ich bin persönlich sehr enttäuscht. Aber es geht nicht um meine Person. Hinter den EC Wil Ladies stehen viele Persönlichkeiten, die für den Erfolg dieses Teams verantwortlich sind. Das Team hat den Namen EC Wil positiv in die Welt getragen. Wir sind in kurzer Zeit eine Adresse im Frauen-Eishockey geworden», sagt Team-Gründer Marcel Herzog. Und weiter: «Es ist schade, dass sich die Verantwortlichen beim EC Wil des Imageschadens, den sie mit diesem Entscheid anrichten, nicht bewusst sind. Und leider ist dies auch ein Verlust für das Frauen-Eishockey.»
«Keine Kompetenzen überschritten»
Auch zur Aussage des EC Wil, Fraueneishockey sei in Wil nicht nachhaltig, nimmt Herzog Stellung. «Unserer Meinung nach ist die Nachhaltigkeit absolut gegeben. Bereits seit der Gründung spielen drei Nachwuchsspielerinnen aus dem Nachwuchsverbund EC Wil dauerhaft bei den EC Wil Ladies. Die anderen Spielerinnen stammen aus dem Einzugsgebiet der Ostschweiz. Zudem haben wir keine Kompetenzen überschritten. Die Kompetenzen des Ladies Staff wurden an der Vorstandssitzung von März 2018 definiert und protokolliert. Wir bewegen uns stets innerhalb der Kompetenzen.»
Beim EC Wil macht man sich derweil Gedanken, wie die Frauenförderung künftig aussehen soll. Klar ist, dass auf den Junioren-Stufen die Mädchen in den Knaben-Mannschaften trainieren. Zudem wird nun diskutiert, ob eine Zusammenarbeit mit Weinfelden und/oder Kreuzlingen-Konstanz möglich ist, um den Hockey-Mädchen eine Perspektive zu bieten.
Lesen Sie hier den Kommentar von hallowil.ch-Chefredaktor Simon Dudle.
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So hat hallowil.ch am 29. Mai berichtet:
Gibt es auch im kommenden Winter Frauen-Eishockey im Wiler Bergholz? Geht es nach dem Vorstand des EC Wil, dann nicht. Dieser hat das bestehende Team, welches vor drei Jahren gegründet worden ist und die vergangenen beiden Saisons in der zweithöchsten Spielklasse namens SWHL-B gespielt hat, zurückgezogen. Die Nachhaltigkeit sei nicht gegeben, so die Begründung. Es geht also um die Finanzen.
Und wie reagieren die Verantwortlichen der Wiler Frauenabteilung? Bis anhin haben sie Medienanfragen nicht beantwortet. Dies änderte sich auch am Dienstag nicht, obwohl hallowil.ch ein brisantes E-Mail zugspielt wurde. Verfasst ist es von Sandro Brasi, dem Teamleiter der Wiler Hockeyspielerinnen. Darin schreibt er an alle anderen Teams der zweithöchsten Spielklasse, dass aufgrund eines eventuellen Rückzugs des Ladies-Teams durch den Vorstand des EC Wil die Verantwortlichen der Frauenabteilung zum Entschluss gekommen seien, einen eigenständigen Verein namens HC Ladies Wil ins Leben zu rufen. Bis anhin waren die EC Wil Ladies Teil des Gesamtvereins EC Wil, allerdings seit dem Rücktritt von Brasi in diesem Frühjahr nicht mehr im Vorstand vertreten.
Alle Ligakonkurrenten müssen einverstanden sein
Doch mit der Vereinsgründung ist es noch nicht getan. Denn die Meldefrist, um eine Mannschaft für die Saison 2019/2020 zu nennen, ist per 30. April ungenutzt verstrichen. Also braucht es nun – neben einer Bestätigung für vorhandenes Eis für Trainings und Spiele – die Zustimmung aller anderen Vereine, die in der Frauen-SWHL-B vertreten sind. Nur wenn alle zusagen, geht der Plan der Wiler auf. Da man keinen externen Vereinswechsel vornehme oder sich auch nicht einem anderen Verein anschliesse, werden die anderen Vereine gebeten, folgenden Vorschlag zu akzeptieren. «Der HC Ladies Wil ist anstelle der EC Wil Ladies in der SWHL-B spielberechtigt.»
Werden alle Klubs zustimmen? Hat der HC Ladies Wil schon Vereinbarungen mit Spielerinnen abgeschlossen? Bekommt der neue Verein überhaupt Eis im Sportpark Bergholz? Viele offene Fragen, auf welche Brasi gestern mit Verweis auf laufende Verhandlungen keine Auskunft gab.
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So hat hallowil.ch exklusiv am 24. Mai berichtet:
Es rumort mal wieder gehörig beim EC Wil. Dieses Mal ist das vor drei Jahren gegründete Frauen-Team der Auslöser. Dieses war sportlich erfolgreich unterwegs. Im Jahr der Gründung erfolgte der Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse. Eine Saison danach wurden sogleich die Playoff-Viertelfinals erreicht, in der abgelaufenen Spielzeit gar die Halbfinals. Und es sollte scheinbar noch mehr sein. Bereits wurden die ersten Zuzüge hinsichtlich der nächsten Saison vermeldet. Mit Diego Gremminger konnte ein neuer Trainer verpflichtet werden, mit Nadja Hochuli, Flavia Tschumi und Lisa-Marie Kainz-Schwinger drei renommierte Spielerinnen. Eine weiter Ausländerin stand zur Debatte.
So vermeldete es zumindest die «Wiler Zeitung» in der Ausgabe vom 17. Mai. EC-Wil-Präsident Roger Dietschweiler erfuhr aus besagtem Artikel von den scheinbar bestehenden Verträgen. Zudem machten Facebook-Einträge die Runde, wonach das Sommertraining der Frauen-Mannschaft bereits aufgenommen worden sei. Dies zum Missfallen des neuen Präsidenten. Denn: «Bis heute wurde keine Budget-Freigabe erteilt, offizielle Gespräche mit Spielerinnen geführt oder sonstige im Zusammenhang stehende Tätigkeiten ausgeführt», schreibt der EC Wil in einer Mitteilung, die mit Ausnahme von Jürg Müller von allen Vorstandsmitgliedern unterzeichnet worden ist. «Wir sind erschrocken, als wir aus der Presse erfahren haben, dass diese Verträge gemacht worden sind», sagt Dietschweiler gegenüber hallowil.ch. «Dynamisches Arbeiten ausserhalb gegebener Kompetenzen einiger Beteiligter waren auch Teil der Entscheidung des Rückzugs», schreibt der EC Wil. Hoppla.
Für den Vorstand «nicht nachhaltig»
Der Vereinsvorstand hat nun entschieden, die Frauen-Mannschaft aus dem Verkehr zu ziehen. Der Rückzug aus der zweithöchsten Spielklasse, welcher bis zum 1. Juni gratis erfolgt und danach kosten würde, ist fix. Der EC Wil-Vorstand anerkennt zwar den sportlichen Erfolg der vergangenen Jahre, sieht das Projekt aber als nicht nachhaltig. «Es entspricht nicht unserer Philosophie, von irgendwo Leute zu holen», sagt Dietschweiler. Er spielt damit darauf an, dass Spielerinnen von teilweise weit weg oder gar dem Ausland verpflichtet worden sind. «Wir wollen Junioren-Förderung leben und nicht nur davon erzählen», sagt Dietschweiler.
Zu fragen ist, ob es am Ende auch ein Entscheid der Finanzen war. Zwar ist der EC Wil in den vergangenen Monaten seinen Verpflichtungen nachgekommen. Trotzdem muss jeder Franken umgedreht werden. «Finanziell sind wir gut vorwärtsgekommen und à jour. Allerdings sind wir noch nicht ganz am Ziel. Alle Sachen, die wir machen, müssen wir auch finanzieren können.»
Nur kurz Ruhe
Und was sagt man bei den Verantwortlichen des Frauenteams? Noch nichts. Teamgründer Marcel Herzog, der in den drei Jahren jeweils das Sprachrohr der Mannschaft gegen aussen war, wollte auf Anfrage von hallowil.ch noch keine Stellung nehmen und will die Ereignisse zuerst einmal verdauen.
Somit kehrt beim EC Wil einfach keine Ruhe ein. Im vergangenen Dezember war Sportchef Daniel Zeber per sofort wegen eines Vertrauensbruchs entlassen worden. Kurze Zeit später wurde publik, dass der Verein nicht alle Rechnungen bezahlen konnte. Mit der Ankunft von Roger Dietschweiler schienen sich die Wogen zu glätten und die finanzielle Situation zu verbessern. Bis zu besagtem Zeitungsartikel.