Die Podiumsteilnehmenden stellten dem Wiler Kulturleben insgesamt ein befriedigendes Zeugnis aus. Doch es gab auch Kritik. Es wurden etwa fehlende Kulturangebote für 18- bis 30-Jährige vermisst. Auch ein Defizit an Probelokalen wurde bemängelt. Die Hürden für die amtlichen Bewilligungen seien zu hoch, hiess es weiter. Dass die Vertreter des Stadtparlaments sowie des Stadtrates selten an Kulturveranstaltungen zu sehen seien, wurde ebenfalls bedauert. Und der Widerstand der Stadtregierung gegen eine Erhöhung der Beiträge an die Förderorganisation Thurkultur erntete Kritik.

Glaubt der Initiant der damaligen Aussprache, dass sie eine nachhaltige Wirkung erzielt hat? «Das Podiumsgespräch war eine Art Weckruf an die Wiler Kulturszene und hat dazu geführt, dass auch auf der Ebene des Stadtparlaments die Kulturpolitik wieder vermehrt thematisiert wird», sagt Erwin Böhi. Er wurde mittelweile von den Mitgliedern zum Vizepräsidenten der IG Kultur Wil gewählt.

Parlamentarische Arbeitsgruppe entsteht

Um die Interessen der Kulturschaffenden in der Wiler Politik erfolgreicher vertreten zu können, hat der Präsident der IG Kultur Wil, Sebastian Koller (Grüne Prowil), eine politische Arbeitsgruppe, bestehend aus allen Fraktionen, initiiert. Sie wird sich Mitte August zu ihrer ersten Sitzung treffen. Böhi betont, dass sich zusätzlich die Kulturszene selber auch aktiv für ihre Interessen einsetzen müsse. «Die Politik soll sich darauf konzentrieren, optimale Rahmenbedingungen für die Kulturschaffenden und die kulturellen Vereine zu schaffen. Dies, damit diese sich entsprechend ihren eigenen Vorstellungen entwickeln können, ohne dass die Politik sich einmischt», sagt Böhi.

Die verschiedenen Kulturbereiche sollen sich gemäss Böhi untereinander selber organisieren. Denn Kultur entwickle sich am besten, wenn man sie machen lässt. «Aber auch hier müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Und das ist der Grund, warum es die IG Kultur Wil gibt, die den Austausch unter den Kulturschaffenden und den Vereinen fördern, aber nicht regeln will», sagt Böhi.

Liegenschaft Turm verfügbar machen

Aus Böhis Sicht ist die mangelnde Verfügbarkeit von Proberäumen ein Dauerproblem, das in absehbarer Zeit gelöst werden sollte. «Wir haben in Wil mit dem Gebäude «Turm» eine städtische Liegenschaft, die seit langem völlig untergenutzt ist. Da muss nun die Wiler Politik aktiv werden und veranlassen, dass im «Turm» beispielsweise Proberäume zur Verfügung gestellt werden und das Gebäude auch sonst der Kulturarbeit zur Verfügung steht.» (pd)