Vor mittlerweile fünf Jahren hast du dich entschieden, voll auf die Musik zu setzen. Welches war dabei die grösste Herausforderung für dich?

Ich habe meinen Job in der Forschung wirklich gerne gemacht und durfte an spannenden Projekten arbeiten. Und doch war da immer die Leidenschaft «Musik». Als Mensch habe ich auch ein gewisses Sicherheitsbedürfnis. Für mich war die grösste Herausforderung, wirklich loszulassen und mich voll auf den Weg als «Vollzeitkünstler» zu machen.

Wie ist es dir ergangen?

Heute ist eine weitere Herausforderung, dass ich mir die komplette Tagesstruktur selber geben muss. Ich habe zwar ein kleines Team, das mir bei gewissen Aufgaben hilft, aber an sich keinen «Chef», der mir sagt, was zu tun ist. Das klingt erst einmal toll – kann aber auch ermüdend sein, wenn man alle Entscheidungen selber treffen muss. Weiter ist es die Grosszügigkeit, die ich mir selber entgegenbringe. Ich bin nicht perfekt. Fehler passieren und man kann nicht immer nur top sein. Es gilt, sich als Künstler auch immer wieder bewusste Auszeiten zum Entspannen zu gönnen, um dann wieder mit neuer Kreativität und Elan an die nächsten Schritte zu gehen.

Gerade die vergangenen Jahre waren für die Künstler nicht einfach. Hast du da manchmal deine Entscheidung bereut – oder gar ans Aufgeben gedacht?

Ich bin sehr dankbar, dass es bis jetzt irgendwie immer gegangen ist. Natürlich gibt es auch mal ein Tief. Aber je länger ich Künstler sein darf, desto mehr lerne ich, auch gelassen zu sein. Falls es irgendwann nicht mehr mein Weg sein soll, dann ist es okay und es ergeben sich wieder neue Möglichkeiten. Aber bis dahin versuche ich, mit Fleiss und guter Qualität alles zu geben und den Traum von der Musik weiter zu leben.

Zu deinem Song «Wolken im Kopf» ist nun ein Live-Clip entstanden. Wie kam es dazu?

Eigentlich war geplant, ein richtiges Musikvideo mit Schauspielern und Story umzusetzen. Leider musste ich dieses Vorhaben begraben – und ich dachte schon, es wird kein Video zu diesem Herzenssong geben. Dann hat aber Daniel Dorrer, der bereits das letzte Video zu «Stark sein» realisiert hat, gemeint, er hätte immer wieder Live-Aufnahmen von verschiedenen Konzerten gemacht. Diese hat er schliesslich wunderschön zusammengefügt. Ich freue mich, dass man mich live mit der Band sieht. Das ist das, was ich am liebsten mache: auf der Bühne zu stehen und für Menschen zu singen.

Deine Lieder sind sehr gefühlsbetont. Hättest du auch einmal Lust, in eine völlig andere Richtung zu gehen?

Musik bedeutet für mich Emotionen. Deswegen sind mir Tiefgang und Gefühl wichtig. Als Künstler möchte ich immer offen für Neues bleiben. Live spiele ich oft «rockiger» und die Musik klingt «grösser». Das ist dann die Magie, die es nur bei Live-Konzerten gibt.

Woher holst du dir Inspiration? Welches sind Vorbilder für dich?

Inspiration finde ich meistens in der Ruhe, wenn ich über mich und mein Leben nachdenke. Aber auch, wenn ich den Menschen aus meiner Umgebung aufmerksam zuhöre. Ich habe nicht Vorbilder im eigentlichen Sinn. Aber musikalisch bin ich Fan von Patent Ochsner, Herbert Grönemeyer oder Ed Sheeran.

Woran arbeitest du derzeit?

Ich bin ja auch noch Musikproduzent mit eigenem Tonstudio in Uzwil. Hier darf ich für zwei spannende Künstlerinnen gerade an deren Mini-Album arbeiten. Zudem gibt es immer wieder Projekte mit Schulen. Der Hauptfokus liegt aber auf meinem neuen Album. Ziel ist es, dies Ende Jahr zu veröffentlichen.

Das Jahr ist noch jung, Auftritte wieder möglich. Auf welche Highlights 2023 freust du dich besonders?

Ich freue mich riesig, mit Tom Odell und Clueso auf der Bühne vom Summerstage Festival in Basel zu stehen. Weitere Highlights kann ich euch hoffentlich bald verkünden. Alle Infos findet ihr immer gerne auf meiner Homepage www.emanuelreiter.com .