Etwas zugespitzt formuliert lässt sich die Ausgangslage so sehen: Münchwilen hat mittels der Landverkaufs-Abstimmung am 20. Oktober die Chance, drei Schandflecke zu beseitigen und Platz zu schaffen für Wohnraum an bester Lage. Denn die drei Häuser an der Waldeggstrasse 4, 5 und 7, um welche es bei der Abstimmung zumindest in direkt geht, sind marode, baufällig und teilweise nicht mehr bewohnbar. Eher früher als später müssen sie abgerissen oder für mehrere Millionen Franken saniert werden.
Da ist es nur verständlich, dass sich die Gemeinde überlegt, das Land abzustossen, wobei es noch einen neuen Ort für die vier Asylsuchenden zu finden gilt, die in einem dieser Häuser untergebracht sind. Das national tätige Unternehmen HRS Investment AG mit Sitz in Frauenfeld bietet 3,4 Millionen Franken für das Land und möchte auf besagten Parzellen die Überbauung «Riverenza» mit 34 Wohnungen und einer Tiefgarage errichten. Der Werkhof müsste weichen, wobei der Gemeinderat als Ersatz einen Anbau an das unweit vom jetzigen Standort gelegene Feuerwehrdepot prioritär verfolgt.
Rücktritts-Ankündigung mit Kalkül
Doch so klar, wie es auf den ersten Blick aussieht, ist die Ausgangslage nicht. Denn es hat sich neben einem Ja- auch ein Nein-Komitee gebildet, dem prominenten Münchwiler angehöhren. Die Strategie scheint zu sein, Emotionen zu wecken. «Alarmstufe Rot» war in einem grossen Inserat in der Lokalzeitung «Regi – die Neue» zu lesen. Oder von einer «vergifteten Murg». Oder von «Tafelsilber, das verscherbelt werde. Beim genauen Hinsehen handelt es sich aber lediglich um Behauptungen – oder bestenfalls Mutmassungen. Es ist schlicht nicht vorstellbar, dass ein Unternehmen wie HRS es sich leisten kann, eine Bauweise der Häuserfassaden zu wählen, bei welcher Giftstoffe in den Bach gelangen. Der Anbau beim Feuerwehrdepot würde eher Synergien bringen als die Entwicklung der Stützpunkt-Feuerwehr hemmen. Und dann ist da noch die Sache, dass «Riverenza» nicht das beliebteste der fünf zur Auswahlen stehenden Projekte war. Zum Sieger wurde es ernannt, weil HRS fast eine Million Franken mehr bot der Zweitmeist-Bietende. Man stelle sich vor, was für ein Aufschrei durchs Dorf gegangen wäre, wenn die Gemeinde «freiwillig» auf diese knappe Million verzichtet hätte.
Es ist davon auszugehen, dass hinter den Argumenten der Landverkaufs-Gegner etwas ganz anderes steckt: nämlich Unzufriedenheit mit dem Münchwiler Gemeinderat – und im Speziellen mit Gemeindepräsident Guido Grütter. Diesem wird nachgesagt, mit der eisernen Hand zu führen, was ihm nicht nur Freunde einbringt. Dass Grütter mitten in diesem emotionalen Abstimmungskampf seinen Rücktritt per Ende Mai 2020 angekündigt hat, war bestimmt nicht ohne Kalkül im Hinblick auf die bevorstehende Abstimmung. Die Zielscheibe der Gegner ist somit eigentlich keine mehr. Für den Gemeinderat geht es ja auch darum, nicht zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren eine Abstimmung zu verlieren, nachdem die vom Rat vorangetriebene Sanierung der Hauptstrasse durchs Dorf im Jahr 2017 deutlich bachab geschickt worden war.
Kandidat stellen
Münchwilen hat am 20. Oktober die Chance, Geld für drei Schandflecke zu bekommen. Ansonsten wird die Gemeinde Geld in die Hand nehmen müssen, um die Häuser zu sanieren. Für ein Nein zum Landverkauf spricht beim genauen Hinsehen nichts. Und für jene, die Grütter kritisieren, ist nun ein guter Moment, um einen Kandidaten für das Gemeindepräsidium zu stellen.
