Der traditionelle Laternenumzug am Silvesterabend, organisiert seitens der Stadt Wil, lockte einmal mehr hunderte Laternenkinder in die Altstadt. Lautstark begleitet von den Jungtambouren, zogen sie vom Kirchplatz auf den Hofplatz, wo sie eine grosse Zahl Städter erwartete. Am vorausgehenden Behördenapéro der Ortsgemeinde Wil im Baronenhaus hatte Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter das Wort.Alljährlich bevölkert sich die Wiler Altstadt am Silvesterabend zum Laternenumzug, um das alte Jahr zu verabschieden. Der Laternenumzug basiert bekanntlich auf der früheren Kontrolle der Notleuchte in allen Häusern. Der städtisch organisierte Anlass erhält zusätzliche Attraktion, indem den Jugendlichen ein Bausatz für eine Laterne abgeben wird.
Zum politischen Rück- und Ausblick hatte vorausgehend die Ortsgemeinde Wil zum Behördenapéro eingeladen, wo in diesem Jahr die amtierende Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter ihre Gedanken zur Schweiz und der Europäischen Gemeinschaft vorbrachte.
„Politiker sind keine Heils-, aber oftmals politische Glücksbringer“
Eingangs ihres Referates im Baronenhaus zitierte Karin Keller-Sutter aus dem „World Happiness Report“. Bezüglich dem glücklichsten Volk hätten uns die Norweger überholt. Die Schweiz liege nach Island auf Rang 3. Wie die Coopzeitung kürzlich berichtet habe, seien 80% der SchweizerInnen glücklich und zufrieden, wenige 2% hätten sich als absolut unzufrieden geäussert.
Nach Keller-Sutter steht die Zufriedenheit zu einem grossen Teil in direktem Zusammenhang mit der direkten Demokratie mit Mitbestimmung der Schweiz. Studien belegten weiter, dass Mitbestimmung auch zur besseren Einhaltung von Regeln führe. Das Glück der Menschen werde weiter durch günstige wirtschaftliche und politische Bedingungen gesteigert, bekanntlich Sache der Politikerinnen und Politiker. Wenn Politiker zwar keine Heilsbringer seien, so doch mindestens oftmals Glücksbringer.
Gute Gründe für Zufriedenheit
Die vorteilhafte wirtschaftliche Lage, die gute Erholung nach dem Frankenschock vor drei Jahren, wie auch die aussichtsreiche Beschäftigungslage für 2018 dürften der Zufriedenheit dienlich sein. Weil die Eurozone sich sogar besser erholt habe, ergebe dies gerade für die Ostschweiz und die Region Wil Vorteile beim Export. Wir hätten ein grosses Interesse an einem stabilen und rechtssicheren Verhältnis zur EU, was der Bevölkerung nicht immer einfach zu erklären sei, wenn die gleiche EU uns wiederkehrend den Meister zeige.
Die Schweiz dürfe ihre Interessen gegenüber der EU ebenso schonungslos vertreten. Bekanntlich sei die Schweiz nicht das einzige Land, das einmal Probleme habe mit der EU. Für eine erfolgreiche Durchsetzung der Interessen, müsse die Schweiz lernen, mit einer Stimme aufzutreten.
Ein Staat mit funktionierenden Behörden
Dass wir ein glückliches Volk sein dürfen, ist nach Karin Keller-Sutter auch darin begründet, dass wir in einem Staat mit funktionierenden Behörden lebten, auch wenn wir uns manchmal über überflüssige Gesetze und sture Beamte ärgerten. Der funktionierende Rechtsstaat schütze das Eigentum, Straftaten werden verfolgt und Täter zur Rechenschaft gezogen.
Das Glück könne über ein aktives soziales Leben, befriedigende Freundschaften und erfülltes Familienleben erreicht werden. Dies liege auch in der Verantwortung der Behörden, obwohl das Glück nicht einfach vom Staat zu haben sei. Sie halte es mit dem Schweizer Theologen Hans Küng, der Lebensglück nicht als Hoch-, sondern als Grundstimmung versteht, welches auch durch schwierige Situationen führe. Es gehe also um eine geistige Grundhaltung und um eigene Aktivitäten, die wir Menschen selber erarbeiten.
Freudvoller Jahresausklang beim Laternenumzug
Die alljährlich grosse Beteiligung der Stadtbevölkerung am Laternenumzug bestätigt, dass der Jahreswechsel noch immer als wichtige Schwelle wahrgenommen wird. Die Trommelschläge hallen in den Stadtmauern, als wollten sie das alte Jahr vertreiben, um dem Neuen Platz zu machen. Die vorgetragenen Gedanken beim Umzug in der Altstadt durch Karl Ulmer weisen darauf hin, dass die vielen schönen Momente des alten Jahres zu Dankbarkeit verpflichten. Die musikalischen Beiträge seitens der Stadtharmonie lassen Zuversicht verbreiten, das Neue erfolgreich bewältigen zu können.
Die Jugend in diesen Prozess einzubinden geschieht im Vorausgehen mit den Laternen überaus vorteilhaft. Das wir gute Gründe zu Dankbarkeit haben, betonte auch Stadtpräsidentin Susanne Hartmann in ihren Schlussworten beim Laternenumzug.
S’Johr seit: So, das wärs gsii!
S’Johr isch müed und möchte jetzt goh,
s’wöll üs und üsi Welt verloh.
Dankbar wöm’mers nomol gseh,
was es üs so alls hät geh:
Gueti Täg sind viel debi,
aber au no Schwärs.
Soviel Schöös isch’s doch gsi.
S’Johr seit: So, das wärs!
Rägätäg und Sunneschii,
das ghört zom Johreskreis.
Soviel isch jetzt scho verbii –
Was chunnt? No keine weiss.
Gründ git’s gnueg zum danke säge,
wenn mer a die Täg jetzt denkt:
För alles Schöö, au för de Räge.
Soviel Guets het mer üs gschenkt!
Jetzt wönd mer d’Auge vorwärts richte:
Was chunt im Neue Johr uf üs zue?
Was git’s ächt s’nöchts Johr wieder z’prichte?
Wa müend mer ächt denn wieder tue?
Hüt söll mer eifach fröhlich sii,
mer hoffet, jede segi do debi!
Die letschti Nacht vom Johresreschte
Wönd mer dankbar döre feschte!















