Frau Heer, was brachte Sie zum Schreiben?

Ich hatte bereits zu Schulzeiten eine Schwäche fürs Schreiben. Meine Deutschaufsätze brauchten immer ein Extrablatt, und so hat sich das weiterentwickelt. Vor knapp zwei Jahren habe ich dann meinen ersten Roman «La Isla – Bröckelnde Mauern auf Mallorca» in Eigenregie veröffentlicht. Das ganze Projekt hat mir unglaublichen Spass gemacht. Es ist ja nicht nur das Schreiben. In meinem Fall habe ich vom Layout, den Rezepten und den dazugehörigen Fotos, bis hin zum eigentlichen Roman alles selber gemacht. Im Corona-Jahr 2020 musste man kreativ werden, und so habe ich mir das Gemüse selbst angebaut und damit dann die Rezepte für «Es ist längst angerichtet» entwickelt. Daher gibt es leider auch kein Kartoffelrezept in meinem aktuellen Buch – die Kartoffeln wollten irgendwie nicht wachsen.

Wie gehen Sie beim Schreiben Ihrer Romane vor, schreiben Sie vorgängig das Handlungskonzept und die Charaktere der einzelnen Figuren, oder schreiben Sie spontan drauflos?

Meine Ideen schreibe ich mir immer auf, schliesslich geht gerne mal eine vermeintlich brillante Idee verloren. Meine Sammlung an Post-its wächst täglich. Ich habe eine ungefähre Vorstellung, was ich erzählen will, was meine Figuren erleben sollen. Am Ende jedoch muss es zusammenpassen und einen Faden haben, da fällt schon mal die eine oder andere Szene wieder raus. Das Rausstreichen fällt natürlich immer schwer, denn jede Szene hat ihren ganz eigenen Charme. Dennoch ist mir ein knackiges Leseerlebnis sehr wichtig. Es ist ein Prozess, ein Lernen und Wachsen. Und so sind auch meine Figuren mitgewachsen.

Was inspiriert Sie beim Schreiben, sind es eigene Erlebnisse, Gelesenes und Gehörtes oder die reine Fantasie?

Eine Mischung wäre wohl die ehrlichste Antwort. Es ist sehr vieles Fantasie und doch schnappt man ein lustiges Wort, eine Geste oder eine Idee im Alltag auf. Diese sind im Moment unschlagbar, doch auf dem Papier funktionieren sie nicht immer, dann kommt natürlich eine grosse Prise Fantasie. Am Ende gibt das sicher die perfekte Mischung.

Sie könnten ja auch reine Kochbücher verfassen, weshalb kombiniere Sie sie mit einer Romanhandlung?

Ich glaube, dass es bereits unzählige Kochbücher gibt. Ich wollte dem Leser aber einen Mehrwert geben. Durch das Nachkochen der Rezepte, kann er sich direkt in die Szenen im Roman versetzen. Gerade noch hat er gelesen, wie die Hauptfigur eine köstliche Paella gekostet hat und dank der Rezepte kann er es miterleben. Er kann den Duft riechen, die verschiedenen Geschmäcker erleben und somit komplett eintauchen in meine Geschichte. Die Rezepte sind an sich nicht kompliziert, sie brauchen vielleicht hin und wieder etwas Zeit, doch sie lohnen sich absolut.

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Eine Rezeptkreation von Anika  Heer: Baconroll mit Röstzwiebeln und Rettichsalat 

Wie lange arbeiten Sie an einem Buch?

In diesem Fall hat es rund ein Jahr gedauert. Der Aufwand war natürlich immens grösser als bei einem reinen Roman. Die Rezepte und Fotos haben ebenfalls viel Zeit beansprucht, schliesslich geht da auch mal was schief. Aber am Längsten hat sicherlich das Wachstum der Tomaten gedauert. Nein, im Ernst. Es war ein spannendes Projekt in einer Zeit, in der man noch kreativer werden musste, als man es eigentlich schon war.

Welche Resonanz erhalten Sie von den Leserinnen und Lesern?

Durchwegs positive. Die Kombination von Liebesroman und Kochbuch ist sicherlich neu, stösst aber auf grosse Begeisterung. Gerade durch die Möglichkeit, selber aktiv zu werden, eröffnen sich zusätzliche Möglichkeiten, die man bei einem reinen Roman gar nicht hätte. Auch die persönliche Signatur und die schnelle Lieferung, die ich durch den Vertrieb über meine eigene Homepage (www.cooknbake.ch) ermöglichen kann, kommt bei meinem Leser/innen überaus positiv an. Es ist einfach ein kleines Stück Aufmerksamkeit und Individualität, die die grossen Verteiler vielleicht nicht leisten können.

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Ein Dessert von Anika Heer: Cremiges Sangriaeis mit mariniertem Orangensalat

Haben Sie bereits weitere Buchprojekte?

Aktuell ist noch kein neues Skript geschrieben. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass meine Hauptfiguren noch viel Potential haben. Zudem macht mir das Schreiben und Kreieren zu viel Spass, um die Sache jetzt an den Nagel zu hängen. Man kann also auf weitere Projekte gespannt sein.

Gut zu wissen:

Anika Heer aus Gähwil schloss 2010 erfolgreich ihre Ausbildung im Drei Sterne Hotel Restaurant Schwanen (14 Gault Millau-Punkte ) in Wil zum Koch mit dem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis ab. Anschliessend sammelte sie erste Erfahrungen im Bereich Catering. In ihrer ersten Wintersaison arbeitete sie im Fünf-Sterne Hotel Zermatterhof (14 Gault Millau-Punkte) in Zermatt. Danach folgten erste Erfahrungen im Bereich Gemeinschaftsgastronomie. In einer zweiten Wintersaison kochte sie im Sporthotel Edelweiss in Zürs am Arlberg, Österreich. Anschliessend reiste sie für eine Sommersaison nach Mallorca, Spanien. Seither kocht sie wieder in der Schweiz «und darf dabei stets neue und spannende Erfahrungen sammeln», sagt sie.

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Buchangaben:
Anika Heer: «Es ist längst angerichtet»
Paperback, 352 Seiten
ISBN-13: 9783753458182
Verlag: Books on Demand