Im Moment gehen die Umweltwellen weltweit recht hoch. Dabei muss man feststellen, dass nebst dem Unwissen, und nicht wissen wollen über die Zukunftsaussichten unseres Planeten auch die zwischenmenschliche Anstandsschwelle auf ein erschreckend tiefes Niveau gesunken ist.

Die Umweltaktivistin Greta aus Schweden hat mit ihren Protestaktionen für eine besserer Umwelt weltweit Aufsehen und eine Aktionswelle gesorgt. Nun sind auch in der Schweiz die Jugendlichen aktiv. Es sind jene Personen, welche die heutige (Um)Welt einmal erben, gestalten und verwalten müssen. Tausende schliessen sich den Protestaktionen an und fordern die Politik auf, endlich zu handeln und Entscheide zu treffen. Darunter auch zahlreiche Jugendliche und Schüler aus Wil und dem Kanton St. Gallen. Ich begrüsse diese Aktionen durchaus, solange sie gewaltfrei bleiben und auch nach Lösungen suchen. Je mehr sich dieser Welle anschliessen, umso weniger kann sich die Öffentlichkeit davor verschliessen.

Allerdings können wir in der kleinen Schweiz kaum mehr als ein klares Zeichen setzen. Es wird leider von umweltverschandelnden Wirtschaftsgiganten und von korrupten Systemen der Welt kaum wahrgenommen. Es ist aber zu hoffen, dass diese Jungen dranbleiben, um auch dann, wenn sie Einfluss haben noch dieselben Meinungen vertreten und einbringen. Dass sie dereinst nicht nur als Notiz des Zeitgeistes wahrgenommen werden und plötzlich als Wirtschaftskapitäne und der Gewinnmaximierung verpflichtet im anderen Boot sitzen. Es gibt heute zu viele Beispiele von jugendlichen Rebellen der 68er-Bewegungen, welche die Seiten gewechselt haben oder sich der Realität beugen mussten.

Die Jungen von heute müssen aber viel Geduld haben und einsehen, dass sie zwar mit ihren Ideen die Welt mitgestalten und verbessern können, es aber unmöglich ist, ganze Systeme binnen weniger Jahre auf den Kopf zu stellen. Es gibt noch zu viele, auch politische, Taktgeber der Welt, welche nach dem System handeln: «Nach mir die Sintflut. Hauptsache mir geht es im Jetzt noch gut und ich kann das grosse Geld verdienen.»

Was ich als grosses Kompliment an die jugendlichen Aktivisten in der SRF-Arena vom vergangenem Freitag weitergeben möchte, ist die Feststellung, mit welchem Anstand, trotz klarem Vertreten ihrer Standpunkte, sie in der Sendung aufgetreten sind. Mit diesem Anstand und vor allem der Beharrlichkeit hoffe ich, dass sie etwas erreichen können, wenn auch - realistisch betrachtet - nicht ganz so schnell wie sie sich das wünschen.

Da schämte ich mich sogar vor dem TV-Schirm für die Politik, wenn ein vom Volk gewählter Nationalrat wie Claudio Zanetti (SVP) rhetorisch, fachlich und vor allem den Anstand betreffend sehr negativ auffällt. Er gab den Jungen, welche unsere Zukunft mitgestalten sollen, ein mehr als schlechtes, ja sogar ein miserables Beispiel ab.

Mäni Rüegg*

* = Mäni Rüegg ist aktiver Lokaljournalist in Pension. Seit vielen Jahren beobachtet er das Geschehen in Wil und Umgebung. In der hallowil.ch-Kolumne «Mänis Perspektivenwechsel» nimmt er eine andere Sichtweise ein und berichtet ungeschminkt über Dinge, die einfach mal niedergeschrieben werden müssen.