Vor einigen Jahren holte sich die St.Galler Regierung und Heidi Hanselmann als Departements-Verantwortliche in fast allen Regionen des Kantons St.Gallen ein klares Ja für fast eine Milliarde Investitionen in die Spitäler ab. Der Um- und Ausbau im Spital Wil erfolgte ausserhalb dieses Finanz-Pakets. Daas ist eine Mogelpackung sondergleichen. Jede Region wollte sein Spital behalten. Also sagte man Ja zum ganzen Paket.
Als man dann endlich oder eher plötzlich auch in der Pfalz merkte, dass die Rechnung nie und nimmer aufgehen kann, meinte man lakonisch, dass man selber über die Entwicklung erstaunt sei und man damals kaum über einen längeren Zeitraum hätte planen können. Zudem werden die politischen Einschränkungen aus Bern als Negativauswirkung ins Feld geführt. Dabei liegt unser Gesundheitswesen schon längst auf der Intensivstation – und das nicht erst seit wenigen Jahren. Also konnte und musste man annehmen, dass in absehbarer Zeit drastische Ein- und Auswirkungen zu erwarten sind. Da war die Milliardeninfusion, die allerdings zum Teil wieder abgesetzt oder ausgesetzt wurde, kaum hilfreich. Ein Schildbürgerstreich sondergleichen – und die Bevölkerung wurde über den Operationstisch gezogen.
Wenn Heidi Hanselmann nun fordert, dass die Qualität des zu erwartenden Resultates des Lenkungsausschusses nicht unter der geforderten Geschwindigkeit leiden dürfe und man irgendwie eine für alle einvernehmliche Lösung finden müsse, so ist das tatsächlich der Wunsch nach der eierlegenden Wollmilchsau, die getarnt als Esel auch noch Geld sch… kann. Der Lenkungsausschuss, der Kantonsrat und auch Heidi Hanselmann stehen unter Finanz- und vor allem auch Zeitdruck. Dass solcher Druck noch selten die Qualität das Resultat positiv beeinflusste, ist so klar wie das kleine Einmaleins und das Amen in der Kirche.
Auch nachvollziehen kann man, dass sich da niemand als Winkelried in die Speerspitzen des St.Galler Gesundheitswesens werfen will. Denn das wäre das politische Aus oder dem guten Posten auf wirtschaftlichen Teppichetagen kaum dienlich. Dass der Verkauf an Private in Betracht gezogen wird, mildert das Problem des Kantons gering, fördert aber die Zweiklassengesellschaft im Gesundheitswesen und lässt kaum Gutes erwarten.
Zu befürchten ist auch, dass bei den kommenden kantonalen Wahlen genau jene, welche ein Ja für die Spital-Milliarde erhielten, dann ein personelles Nein hinnehmen müssen. Es scheint, dass Politiker nicht für die Sache zehn Jahre vorausschauen, sondern im Legislaturtakt von vier Jahren für ihre Wiederwahl. Wenn das nur gut geht.
Mäni Rüegg*
* = Mäni Rüegg ist aktiver Lokaljournalist in Pension. Seit vielen Jahren beobachtet er das Geschehen in Wil und Umgebung. In der hallowil.ch-Kolumne «Mänis Perspektivenwechsel» nimmt er eine andere Sichtweise ein und berichtet ungeschminkt über Dinge, die einfach mal niedergeschrieben werden müssen.