Zur Wahl als neue Gewerkschaftspräsidentin, als Nachfolgerin von Ständerat Paul Rechsteiner (SP), steht die Wiler Nationalrätin Barbara Gysi (SP), allerdings eher mit Aussenseiterchancen. Paul Rechsteiner wird wohl auch deshalb nochmals als Ständerat kandidieren, um das Politpflaster für Barbara Gysi als mögliche neue SP-Ständerätin weiter zu ebnen. Heisst ja nicht, dass Rechsteiner eine ganze Legislatur in Bern bleibt. Sicher ist, dass bei der Wahl von Karin Keller-Sutter als Bundesrätin sich viele für die Nachfolge im Stöckli von Bern Chancen ausrechnen und die St. Galler Ständerats-Vertretung in Bern wieder ganz bürgerlich gestalten möchten.

Heidi Hanselmann (SP), auch schon genannt als mögliche Rechsteiner-Nachfolgerin im Ständerat, hat sich mit ihrer Spitalpolitik womöglich bereits selber aus dem Rennen genommen. Zumal sie wohl auch bangen muss, überhaupt noch als Regierungsrätin wiedergewählt zu werden. Durchaus möglich, dass sie ein weiteres Bauernopfer der St. Galler Spitalpolitik wird. Barbara Gysi ist für viele vielleicht etwas zu weit links, während Toni Brunner (SVP) aus Ebnat-Kappel eher der gute Kumpel denn der gewiefte Politstratege ist. Allerdings wäre es für ihn vielleicht ein Flucht nach vorne, um aus dem Haifischbecken des Nationalrates in den eher ruhigeren Weiher des Ständerates zu gelangen. Toni Brunner hörte man schon lange nicht mehr so richtig poltern, ganz Ständerat-like.

In den CVP-Kreisen ist Benedikt Würth allenfalls in einer aussichtsreichen Lauerstellung als «KKS»-Nachfolger im Ständerat. Es könnte aber sein, dass da plötzlich der Zuzwiler Marc Mächler (FDP) als ruhiger Wirtschaftspolitiker ins Rampenlicht tritt und allen die Show stiehlt. Allerdings ist er noch etwas gar kurz St. Galler Regierungsrat und möchte sich erst noch die politischen Sporen auf dieser Ebene abverdienen. Seine medialen Auftritte sind aber verdächtig gut geplant.

Da ist mit Lukas Reimann noch ein weiterer Wiler. Er könnte Ständeratsambitionen anmelden und somit Kollege Toni und Stefan Kölliker sowie Benedikt Würth ins Gehege kommen.

Und dann beginnt das grosse Rennen um die Sitze im St. Galler Regierungsrat. Angenommen, Benedikt Würth, auf seinem Weg zum Bundesrat, und Marc Mächler werden Ständeräte (sorry SP), die Regierungsräte Fredy Fässler (SP) und Martin Klöti (FDP) treten bald zurück und Heidi Hanselmann wird nicht mehr gewählt. Und noch ein Wiler (Bronschhofer), nämlich SVP-Regierungsrat Stefan Kölliker, der nebst Reimann, Mächler und Gysi aus unserer Region allenfalls in den Ständerat möchte?

Dann gibt es nicht nur das grosse Sesselrücken, sondern das grosse Sitze-Poltern in der St. Galler Pfalz. Dabei könnte aber auch die Kontinuität und die Stabilität der St. Galler Regierung arg ins Wanken kommen.

Toni Brunner könnte sich, wie viele andere Kollegen aus dem Nationalrat, in die Pfründe der Kantonsregierung zurückziehen. Für ihn droht dann zuvor noch der familieninterne Wahlkampf zwischen seiner Partnerin Esther Friedli und ihm. Toni möchte diesen sicher für sich entscheiden, den auf nationaler Ebene stehen ihm scheinbar neue Protagonisten vor der SVP-Sonne. Sucht allenfalls Wils Stadtpräsidentin Susanne Hartmann (CVP) einen weiteren Aufstieg nach St. Gallen? Oder könnten der Wiler Stadtrat Dario Sulzer (SP) oder der Uzwiler Gemeindepräsident Lucas Keel den Meistgenannten ins Gehege kommen?

Im St. Galler Ländli tut sich politisch in ansehbarer Zeit einiges. Viele, die wollen – aber nicht können oder dürfen. Viele, die dürfen und können – aber nicht wollen. Und die Frage, ob die es auch können, die es wollen.

Mäni Rüegg*

* = Mäni Rüegg ist aktiver Lokaljournalist in Pension. Seit vielen Jahren beobachtet er das Geschehen in Wil und Umgebung. In der Hallowil-Kolumne «Mänis Perspektivenwechsel» nimmt er eine andere Sichtweise ein und berichtet ungeschminkt über Dinge, die einfach mal niedergeschrieben werden müssen.