Der grösste Event in der Region Wil, wo sich Wilerinnen und Wiler sowie bekannte Gesichter aus der Region sehen und ein geselliges Stelldichein geben, ist die Raiffeisen-GV im Chapiteau des Zirkus Knie. Vor allem in den Pausen und nach der Vorstellung wird genetzwerkt. Heuer füllten die «Raiffeiseler» mit 6300 Teilnehmenden gleich dreimal das nagelneue Zelt des Schweizer Nationalzirkus’. Es war ein mitreissendes, zirzensisches Programm mit viel Nostalgie, aber auch Neuem und Innovativem.

Von Seiten der Raiffeisenbank Wil und Umgebung gab es viel Positives zu berichten. Wenn da nur nicht die Murxereien und Tricksereien aus den obersten Raiffeisen-Teppichetagen die Arbeit an den Fronten, zum Beispiel in der Region Wil, erschwerten. Mit klaren Worten versuchte dies Verwaltungsrats-Präsident Erwin Scherrer mit tierischen Vergleichen zu erklären. Dabei wählte er nicht gerade die elegantesten Viecher, was die Deutlichkeit seiner Meinung gegenüber jenen ganz oben noch unterstrich.

Sorge bereitet aber den Verantwortlichen auch in Wil der Nachwuchs, respektive die Rekrutierung von Lehrlingen im kaufmännischen Bereich, welche in das Bankbusiness einsteigen möchten. Ob es am Image der Banken, der Digitalisierung, das heisst der zwischenmenschlichen Verarmung, oder grundsätzlich am Schwinden der Interessen an einer Lehre liegt, ist auch den Fachleuten nicht ganz klar. Dazu braucht es keine Fachleute, sondern gesunden Menschenverstand. Es ist die Mischung von allen Dreien.

Obwohl die Schweiz sich als führendes Land im dualen Bildungssystem preist und weltweit auch Unterstützungen leistet, um dieses System zu fördern, hapert es in der Schweiz selber, dieses System weiter erfolgreich zu frödern. Es ist nicht das System als solches, das kränkelt, sondern die anhaltende Akademisierung, wie Beat Bollinger, Vorsitzender der Bankleitung der Raiffeisenbank Wil und Umgebung, sagte.

Was Bollinger nicht sagte, für mich aber klar ist: Es gehört zum Statussymbol, vor allem von Eltern, dass ihre Sprösslinge studieren, nochmals studieren und nach dem Studieren studieren, was sie nun studiert haben und eigentlich werden wollten. Wo bleibt das gute alte Handwerk, das so viele geniale Chancen bietet und ebenso viele Entfaltungs- und Aufstiegs- und Lohnmöglichkeiten? Ein Hoch auf unsere guten Hochschulen, Fachschulen und Eliteschulen. Es braucht sie dringend. Doch es darf kein Statussymbol werden, dass man nur noch wer ist, wenn man studiert hat.

Um die Lehre, in diesem speziellen Fall die kaufmännische, wieder attraktiver zu gestalten, gehört die Raiffeisenbank Wil zu den treibenden Kräften. Innovative Unternehmen bieten nun die vier Jahre dauernde KV-Lehre an, in welcher es auch Platz für das Zwischenmenschliche, internationale Erfahrungen und Projektarbeiten gibt. Also noch mehr Know-how in der Praxis.

Dieses System wird auch in anderen Berufszweigen lanciert mit der Hoffnung, dass hantieren manchmal auch über studieren geht.

Mäni Rüegg*

* = Mäni Rüegg ist aktiver Lokaljournalist in Pension. Seit vielen Jahren beobachtet er das Geschehen in Wil und Umgebung. In der hallowil.ch-Kolumne «Mänis Perspektivenwechsel» nimmt er eine andere Sichtweise ein und berichtet ungeschminkt über Dinge, die einfach mal niedergeschrieben werden müssen.