Der umstrittene Churer Bischof Vitus Huonder und seine Entourage behaupten, ihr Bischof hätte ein Mandat aus Rom, um mit der Pius Bruderschaft, zu welcher er ja umzieht, Kontakte aufzunehmen. Scheinbar wird das von keiner Seite, auch nicht aus Rom, bestätigt. Da das also gar nicht stimmt, muss man annehmen, dass er brandschwarz lügt. Aber, aber Herr Bischof. Das sind 50 «Vater Unser» zur Busse. Und zwar kniend auf dem Holzscheit oder einem Steinhaufen.

Ugo Rossi, der Goldauer Pfarrer und Verehrer seines Churer Bischofs Huonder, fordert, dass man seinen Bischof doch in Ruhe lassen soll. Denn der dürfe in seiner Pension nun machen, was er wolle. Das verlangt er gerade von einem kirchlichen Würdenträger, der Zeit seiner machterfüllten Ämter eh machte, was er wollte.

Ich stehe dafür ein, dass jeder Mensch seine innere Gesinnung und Einstellung selber wählen darf. Allerdings erwarte ich auch, dass dies auf dem Boden des realistischen Wertempfindens bleiben soll und man anerkennt, dass es unterschiedliche Menschen gibt. Dies vor allem in Bezug auf die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Geschlechtern. Auch dann, wenn sie nicht nur einem klerischen Grundmuster, sondern von der Vielseitigkeit der Natur vorgegeben sind. Wenn ein Bischof in einer neuzeitlichen Welt und neuen Erkenntnissen Ansichten aus dem vorletzten Jahrhundert vertritt und predigt, dann muss man sich nicht wundern, wenn den Kirchen viele Schäfchen davonlaufen.

Die Kirche an der Basis kommt mir vor wie der 3. Liga Fussballverein und deren Nachwuchsabteilung, der sich schämt, was in den Fifa-Chefetagen entschieden und «gefuhrwerkt» wird. Es geht der Kirche an der Basis, welche heute ausgezeichnet Arbeit leistet, wohl ebenso, wenn man mit den kleralen Einstellungen im fernen Rom oder Chur vor neuen Erkenntnissen Ohren und Augen verschliesst. Dies wohl, um die Kreise des inneren Machtzirkels nicht zu stören.

Für mich ist Kirche die Arbeit an der Basis bei den Menschen. Und dies mit einer ehrlichen Offenheit und offenen Augen und Ohren für die Sorgen und Nöte, welche die Menschen wirklich plagen oder bewegen. Da tut es mir schon etwas weh, wenn ein Mensch wie Stadtpfarrer Roman Giger von Wil wegzieht. Was mich aber etwas tröstet, ist, dass er – wie schon sein Vorgänger Meinrad Gemperle – für so viel Offenheit und Toleranz einstand, dass ein neuer Stadtpfarrer der nach einem Huondermuster gestrickt wäre, in Wil wohl kaum eine Chance hätte.

Mäni Rüegg*

* = Mäni Rüegg ist aktiver Lokaljournalist in Pension. Seit vielen Jahren beobachtet er das Geschehen in Wil und Umgebung. In der hallowil.ch-Kolumne «Mänis Perspektivenwechsel» nimmt er eine andere Sichtweise ein und berichtet ungeschminkt über Dinge, die einfach mal niedergeschrieben werden müssen.