Nahrungsmittelintoleranzen werden häufig etwas ungenau als Unverträglichkeiten bezeichnet. Aus medizinischer Sicht ist Unverträglichkeit der Überbegriff für unterschiedliche, unerwünschte Reaktionen auf Nahrungsmittel.

Warum nun dieser laienhafte Ausflug in die innere Medizin? Ganz einfach deshalb, weil das Thema Unverträglichkeiten und Intoleranzen im wahrsten Sinne des Worts Schlagwörter sind, von welchen ich als Normalverbraucher buchstäblich erschlagen und geschlagen werde. Es ist ein absoluter Gesundheitshype und die Anbieter der Lebensmittelbrache fahren voll darauf ab. Wer war da nun zuerst? Das Huhn oder das Ei? Hauptsache, man verdient Geld damit und der Verbraucher übertölpelt sein schlechtes Gewissen, wenn er sich scheinbar etwas Gutes tut.

Es gibt tatsächlich Menschen, welche mit diesen gesundheitlichen Einschränkungen geplagt sind. Diese mussten sich schon vor dem momentanen Intoleranz-Gesundheitswahn damit befassen und konnten damit gut umgehen. Diese Menschen sind in meinem satirischen Einblick aber nicht gemeint.

Warum ist die halbe Konsumwelt, resp. die Konsumenten/innen plötzlich krank und Intoleranzen gegen fast alles und weshalb suche ich als Otto-Normaleinkäufer in den Regalen nach ganz normalen Lebensmitteln, welche nicht einen ärztlichen Beipackzettel aufgedruckt haben? Ich weiss, dass wie überall das (Über-)Mass und die ungünstigen Kombinationen meinen Magen zum Grollen bringen und das Sodbrennen hochtreiben. So quasi «selberschuld!»

Da gibt es die Hipster-Wanderer, welche in der Alpstein-Berghütte nach glutenfreien Spezialitäten verlangen. Vor dem Studium des Speisezettels deponieren sie einen Zettel mit allen Intoleranzen. Sie ärgern sich dann, wenn man nicht alle ihre Wünsche erfüllen kann oder es allenfalls etwas mehr kostet.

Schon bald geht auch der Äscher im Alpstein wieder auf. Unter neuer Führung präsentiert man auch eine neue Speisekarte. Wer weiss, vielleicht gibt es dann die Zusatzseiten für Veganer und Fruktarier. Für die Veganer gibt es dann das Menü 1. Das ist eine Stange Bier mit einem Glas Appenzeller Alpenbitter. Natürlicher kann die Verpflegung nicht sein: Hopfen, Malz und fast 40 Alpenkräuter und dazu Wasser. Ein Problem ist es dann, wenn der Gast mehrere Menü 1 braucht, um den Hunger zu stillen. Das ist eher eine selbstverschuldete Intoleranz, wenn es dem Gast speiübel wird. Für die Fruktarier werden auf dem Äscher nun Birnen- und Apfelbäume angepflanzt. In etwa fünf Jahren finden dann die Appenzeller Fruktarier-Herbstwanderungen statt. Dann ist es Zeit, dass die angefaulten Früchte direkt in die bereitgestellten Teller fallen. Na ja, diesen empfehle ich dann eher viermal das Menü 1. Da wissen sie wenigstens, woher das Magengrollen und die Kopfschmerzen kommen.

Mäni Rüegg*

* = Mäni Rüegg ist aktiver Lokaljournalist in Pension. Seit vielen Jahren beobachtet er das Geschehen in Wil und Umgebung. In der hallowil.ch-Kolumne «Mänis Perspektivenwechsel» nimmt er eine andere Sichtweise ein und berichtet ungeschminkt über Dinge, die einfach mal niedergeschrieben werden müssen.