Da werben die Grossverteiler, Kleinunternehmer, Hofläden und sogar die Online-Anbieter um die Wette. Und das Zauberwort Nachhaltigkeit ist omnipräsent. Im Hofladen kann ich das nachvollziehen, obwohl sich zwischen Haus- und Selbstgemachtem auch allerlei Plunder einschleicht. Der Kleinunternehmer muss sich ohnehin nach der Decke strecken und ohne den Nachweis der Nachhaltigkeit und Authentizität hat er im Markt das Nachsehen.

Trotzdem die Frage. Bestimmt der Markt, was der Kunde im Laden kaufen kann und soll? Oder kauft der Kunde im Laden wirklich nur das, was er kaufen will? Auch jetzt nach den Festtagen ist es schon fast surreal. Ich stehe mit dem Postizettel, dem Einkaufswägeli und bescheidenen Wünschen im Laden oder vor den überfüllten Regalen mit aus aller Herren Ländern eingeflogenen und eingekarrten Lebensmitteln. An Weihnachten zu meiner Zeit war es noch ein Erlebnis gewesen, Erdbeeren oder Himbeeren aus der Tiefkühltruhe zu geniessen. Wenn eine Ananas auftauchte, glaubte man schon fast an Wunder, oder die heiligen drei Könige aus dem Morgenland seien 2000 Jahre gewandert und doch noch in Wil eingetroffen.

Wenn ich heute vor dem Früchteregal stehe, hat es dutzendweise verschiedene exotische Früchte, von welchen ich die Namen nicht kenne. Erdbeeren, Trauben und eben all diese Winter-Exoten sind mehr im Gestell als Äpfel und Birnen. Wenn ich vor dem Joghurtregal verweile, mindestens zwei Meter hoch und fünf Meter lang, ist mein Postizettel überfordert. Ich nehme ein Erdbeer- und zwei Naturjoghurt. Dasselbe vor dem Brotgestell. Eine Auswahl grösser als im türkischen Gewürzbazar. Sicher ist, dass die Auswahl verleitet, um von all dem kostbaren Gebäck etwas zu probieren. Die Chüngel und Pferde werden es später danken. Kaffeesorten, Fleisch, Schokolade, Teigwaren, Käse und so weiter, und so fort. Das Angebot ist verlockend, farbig, aufgetürmt zum Kauf. Will das die Mehrzahl der Kunden wirklich? Ich weiss, alles wird so gewünscht von den Konsumenten und alles sorgt für Arbeitsplätzte. Und doch scheint mir alles etwas krank, aber dagegen gibt es doch sicher auch eine Tablette – ohne Rezept.

Nicht nur das Angebot aller Früchte und Gemüse ist manchmal verwirrend. Wenn in den Läden die Weihnachtszeit mit Biberli und Chräbeli jeweils beginnt, ist noch Sommer. Denn zu Weihnachten sind in den Regalen schon Fastnachtschüechli, Gruselmasken und Konfetti bereit. Dazwischen schon die Ohren der Schoggihasen und die Zuckereili. Wehe jenen Osterhasen, welche es nicht in das Postiwägeli schafften, denn sie müssen schon bald den Badehosen und Schwimmflügeli im Regal weichen und werden bereits wieder zu Schoggichläusen eingeschmolzen.

Nicht ganz so passend war im noch weihnächtlich geschmückten Zuhause der Tulpenstrauss. Denn diese Blumen werden bereits aus Holland als Frühlingsgruss tonnenweise eingeführt und hier verkauft. Um Himmels Willen: Ich möchte jetzt zuerst einmal so richtig Winter, Ski fahren und Schneemänner bauen. Dafür brauche ich noch keine Tulpen.

Mäni Rüegg*

* = Mäni Rüegg ist aktiver Lokaljournalist in Pension. Seit vielen Jahren beobachtet er das Geschehen in Wil und Umgebung. In der Hallowil-Kolumne «Mänis Perspektivenwechsel» nimmt er eine andere Sichtweise ein und berichtet ungeschminkt über Dinge, die einfach mal niedergeschrieben werden müssen.