Während draussen unaufhörlich der Schnee fiel, fühlte sich das Publikum im Gewölbekeller des Hof zu Wil schon nach kürzester Zeit in eine andere Welt versetzt. Roberto Blanco, der Stimmungsmacher mit Wurzeln in Kuba, ist mit Songs wie „Ein bisschen Spass muss sein“, „Der Puppenspieler von Mexiko“ oder „Heute so, morgen so“ in der Schlagerwelt fast unsterblich geworden. Kaum zu glauben, dass der dunkelhäutige Künstler am 7. Juni bereits seinen 82. Geburtstag feiern und auf 62 Jahre in der Film- und Musikwelt zurückblicken kann. Der gestandene Künstler ist keine Spur leiser geworden.
Kliby und Caroline überraschten Blanco
Schon bald nach Beginn der Talk-Veranstaltung versetzte Roberto Blanco ein Überraschungsgast ins Staunen. Bauchredner Urs Kliby und seine vorwitzige Eselpuppe Caroline hatten in den 80er-Jahren anlässlich einer Kreuzfahrt mit diversen Künstlern Bekanntschaft mit Roberto Blanco gemacht. „Da sind die Kerzen ja bald teurer als der Kuchen“, meinte die schlagfertige Caroline, als sie auf den im Sommer bevorstehenden 82. Geburtstag angesprochen wurde.
Kein Blanco-Scheck für den Stargast
Seit November 2014 hat es Roland Poschung immer wieder geschafft, das Wiler Publikum mit spannenden Menschen zu überraschen. Bei 17 Veranstaltungen waren es bis zum Sonntag 33 Gäste gewesen, die zum Teil von weit her und ohne Honorar und Fahrspesen in die Äbtestadt gereist waren. So jetzt auch Roberto Blanco, der mit seiner rund 40 Jahre jüngeren Frau Luzandra seit 2016 in Ermatingen wohnhaft ist. Von Moderator Poschung darauf angesprochen, dass den Gästen jeweils lediglich ein kleines Geschenk überreicht werde, meinte der Spassvogel zum Gaudi des Publikums: „Eigentlich habe ich als Honorar an einen Blanco-Scheck gedacht“.
Der lebhafte Künstler Blanco und der ruhige, überlegte Fussball-Präsident und Unternehmer Weber ergänzten sich trotz der unterschiedlichen Wesensart gut. Da sass auf der einen Seite der quirlige Showstar, der auf einer Tournee seiner kubanischen Künstlereltern in Tunis geboren wurde, mit zwei Jahren seine Mutter verloren und sein Medizinstudium in Madrid schon bald zugunsten einer Film- und Gesangskarriere aufgegeben hatte. Und auf der anderen Seite mit Maurice Weber ein Unternehmer und Fussball-Präsident mit Elternhaus in Flawil.
Steile Karriere im Industriebau
Maurice Weber hatte ursprünglich bei der Bühler AG in Uzwil den Beruf eines Mühlenbauers erlernt. Bald darauf nahm er am Abendtechnikum in St. Gallen ein berufsbegleitendes Maschinenbau-Studium in Angriff. Auf dieses folgte auch noch ein Wirtschaftsstudium. Im Industriebau gelang dem Flawiler beim Zürcher Unternehmen Karl Steiner AG eine steile Karriere. 2001 machte sich Weber mit der W+P Weber und Partner AG mit Sitz in Wil selbständig. Heute beschäftigt das Unternehmen mit Büros in Zürich und Bern rund 80 Mitarbeitende.
Ins Rampenlicht einer breiten Öffentlichkeit trat Maurice Weber ab Februar 2017, nachdem sich die türkischen Investoren abgesetzt und dem FC Wil monatliche Lohnkosten in der Höhe von einer Million Franken hinterlassen hatten. Die Profimannschaft und der Nachwuchs standen vor einem Scherbenhaufen. Für Weber war klar: „An diesem Verein hängen so viele Kinder und deren Eltern. Gerade bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund leistet der FC Wil eine grosse Integrationsaufgabe. Ich kann diese Menschen doch nicht einfach fallen lassen.“
Arbeit trägt reiche Früchte
Maurice Weber wird heute bis in die obersten Schweizer Fussballgremien attestiert, zu den umsichtigsten und seriösesten Fussball-Präsidenten im Land zu gehören. Der Aufwand, den Weber neben seiner Arbeit als Unternehmer für den FC Wil leistet, trägt Früchte. Der Verein stellt derzeit die jüngste Mannschaft in der Challenge League und nicht weniger als ein Dutzend U20- und U21-Nationalspieler. Mit einem dünnen Budget von 1,2 Millionen Franken für die 1. Mannschaft war der FC Wil in der Hinrunde der Meisterschaft 2018/19 erfolgreich. Nicht weniger als 50 Spielern hat der Verein in den letzten Jahren den Aufstieg in die Super League ermöglicht.
Vergnügungsminister Blanco
„Ein Mann wie Maurice Weber sollte Präsident der Schweiz werden. Ich würde mich dann als Vergnügungsminister zur Verfügung stellen“, fand der immer für einen Spass aufgelegte Roberto Blanco. Was wahrscheinlich die wenigsten Leute wissen: Roberto Blanco besitzt auch einen Schweizer Pass. Seine ältere Schwester lebt in Genf. „Die Welt ist mein Haus, Ermatingen seit 2016 mein Wohnzimmer“, sagt der Showstar, der sich in erster Linie als Europäer fühlt, mit seiner aus Kuba stammenden zweiten Frau aber regelmässig ins Land seiner Eltern in die Karibik reist.
Der Präsident des FC Wil ist weiterhin nicht sorgenfrei. Er wünscht sich aufgrund der enormen Leistungen des Vereins im Dienste der Integration eine stärkere Unterstützung durch die Stadt Wil, so bei der Teilüberdachung des Stadions, von der er sich mehr Zuschauer auf den derzeit ganz der Witterung ausgesetzten Stehplätzen verspricht. Ihn stört auch, dass sich der FC Wil bei der Bauabnahme seit 2013 mit Pendenzen herumschlagen muss. „Ich könnte mir so etwas als Generalunternehmer nicht leisten“, bedauert der Präsident die Verzögerungen.
Im Clinch mit den Medien
Auch Roberto Blanco hat immer wieder turbulente Zeiten erlebt, so beispielsweise bei der Scheidung von seiner Schweizer Ehefrau Mireille nach fast einem halben Jahrhundert. In der Klatschpresse ist der Künstler omnipräsent. „Ich bin der beste Arbeitgeber für viele Journalisten, die sich auf Prominente konzentrieren“, ist von ihm zu erfahren. Er verweist aber auch auf zahlreiche Prozesse, die er gegen diverse Medien aufgrund von Unwahrheiten gewonnen hat. Zum Abschluss versprach Roberto Blanco, dem Maurice Weber zwei VIP-Tickets für ein Fussballspiel seiner Wahl zusicherte, nach Wil zurückzukehren. Vielleicht sogar für den Ankick eines Meisterschaftsspiels?
24. März: Sepp Blatter im Hof zu Wil
Die nächste Veranstaltung der Reihe „Persönlich im Hof zu Wil“ verspricht wiederum viel Brisanz. Als Gast hat Roland Poschung für Sonntag, 24. März, den früheren Fifa-Präsidenten Sepp Blatter gewinnen können.