«Es ging unserem Wald auch schon besser», sagt Revierförster Renaldo Vanzo. Und das liegt nicht einmal daran, dass sich immer mehr Leute im Wald befinden und es Dichtestress zwischen Bikern und Wanderern gibt. Allein im Forstgebiet von Vanzo – er ist für die Gemeinde und Waldeigentümer der Stadt Wil sowie der Ortsgemeinde Wil verantwortlich – waren im vergangenen Sommer rund 600 Bäume und etwa 800 Kubikmeter Holz vom Borkenkäfer befallen. Dieser kann sich gut ausbreiten, wenn es zu wenig regnet. Dann kommen die Bäume in den Trockenstress. Sie produzieren weniger Harz. Und in eben diesem Harz werden die Borkenkäfer normalerweise ertränkt.
Noch immer spürt man in den Wiler Wäldern die Nachwehen des Trockensommers 2018 – und des zu trockenen Frühlings 2020. «Was der Baum im April nicht bekommt, das vergisst er nicht mehr», sagt Vanzo. Darum ist auch in diesem Sommer der Borkenkäfer eines der grossen Themen.
Borkenkäfer in der Sexual-Falle
Das Ziel des Revierförsters ist, die Käfer zu eliminieren, bevor sie sich in der Rinde der Bäume einnisten. Ist dies erst einmal geschehen, kommt jede Hilfe zu spät und der Baum muss gefällt werden. Denn ein kranker Baum steckt laut Vanzo 20 andere an. Doch wie findet man die Borkenkäfer, bevor sie an den Bäumen Schaden anrichten? Ganz einfach: zu Fuss. Vanzo und sein Team sind derzeit pro Woche zwischen fünf und zehn Stunden im Wald unterwegs, um den Borkenkäfer aufzuspüren. «Wir kennen die Hotspots. Er befällt nur die Rottannen», sagt Vanzo. Es kommt dem Wiler Revierförster gelegen, dass er den Borkenkäfer riechen kann. So wurden zuletzt immer wieder einzelne Bäume gefunden, die schon vom Borkenkäfer befallen waren.
Im Video: So funktioniert die Borkenkäfer-Falle
Das ungeliebte Tier wird aber auch in die Falle gelockt. Das funktioniert wie folgt: Es wurden Stationen aufgestellt, welche den Duft von Sexualstoffen des Borkenkäfers, also Pheromone, aussenden. Der Käfer glaubt, einen Paarungspartner gefunden zu haben und fliegt in die Falle. Und schon ist es zu spät und der Käfer gefangen. Mehr Details zu dieser Falle im obenstehenden Video.
Fast alle Eschen sind krank
Der Borkenkäfer ist aber aktuell nicht das einzige Problem. Schon seit Jahren macht die Eschenwelke zu schaffen. In Wil sind rund 95 Prozent der Eschen von diesem Pilz befallen und müssen gefällt werden. Das ist einschneidend, war doch zum Beispiel in der Thurau mehr als jeder zweite Baum eine Esche. Als möglicher Ersatz werden Ahorn-Bäume aufgeforstet, die allerdings auch nicht vor Krankheiten sicher sind.
So werden es immer mehr Eichen. «Sie sind ökologisch wertvoll und kommen auch mit heissen Temperaturen gut zurecht, da sie in wärmeren Gebieten beheimatet sind», sagt Vanzo. Ganz grundsätzlich wird der Wald klima-fit gemacht. Heisst konkret: Älteren Bäume werden gefällt, da sie viele Nährstoffe brauchen, und durch jüngere ersetzt.