2022 konnten auf der Swiss Future Farm wieder Besucherinnen und Besucher im Rahmen einer regulären, uneingeschränkten Öffentlichkeitsarbeit empfangen werden. Die nationalen und auch internationalen Gruppen interessierten sich für Feldversuche und bekamen einen Einblick in neue Technologien. Erfreulicherweise haben auch viele landwirtschaftliche Bildungsinstitute und Fachgruppen die Swiss Future Farm als Exkursionsort gewählt und ein grosses Interesse an neuen Technologien bekundet.

Im Rahmen des Innovationsforums Ernährungswirtschaft wurde die Vernetzung von Gewerbe, Forschung und Landwirtschaft vorangetrieben. Namhafte Unternehmen, Start-ups und Forschungsinstitutionen präsentierten ihre Produkte, Studien und Projekte zum Thema «Kreislaufwirtschaft». Einen weiteren Höhepunkt bildete die gut besuchte interkantonale Gemüsebautagung zum Thema Robotik. Auf speziell angebauten Versuchsparzellen konnten die jeweiligen Geräte im Praxiseinsatz begutachtet werden.

Konsumententrends auf der Spur

Neben neuen Technologien werden auf der Swiss Future Farm auch Trends auf ihre Markttauglichkeit überprüft. Vom bald vergessenen Getreide zum Trendprodukt schaffte es der Hafer. Zur Förderung des Haferanbaus bietet die Fenaco den Produzenten einen Zuschlag von zehn Franken pro 100 Kilogramm Weisshafer im Vergleich zum Richtpreis für Futterhafer. Obwohl die Prämie einen finanziellen Anreiz liefert, lagen auf der Swiss Future Farm die Deckungsbeiträge 2022 unter dem Wert für Weizen mit ökologischem Leistungsnachweis.

Mit der Reduktion von negativen Umwelteinflüssen ist die Landwirtschaft stark gefordert. Im Beratungsprojekt «Smart-N» wird die satellitengestützte, teilflächenspezifische Stickstoff-Düngung im Winterweizen in Zusammenarbeit mit Praxisbetrieben umgesetzt. Ziel des Projektes ist eine Erhöhung der Stickstoffnutzungseffizienz und eine Reduktion der Stickstoffüberschüsse. Im ersten Versuchsjahr konnten auf einem Teil der Flächen die Stickstoffüberschüsse reduziert werden. Das Ziel der nächsten Versuchsjahre ist die Vereinfachung der Methodik für die praktische Anwendung.

Agronomische Bewertung von Controlled Traffic Farming

Mit sogenannten «Controlled Traffic Farming»-Systemen können Fahrgassensysteme für alle Arbeitsgänge über Jahre gleichbehalten werden. Im Rahmen einer Bachelorarbeit fand auf der Swiss Future Farm eine agronomische Bewertung von «Controlled Traffic Farming» (CTF) in der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen statt. Ziel des Versuches war, den Bodenzustand einer Kunstwiese ohne Befahrungsstrategie mit einem CTF-System zu vergleichen. Signifikante Ertragsunterschiede konnten nicht festgestellt werden. Eine Abstimmung aller Geräte an eine CTF-fähige Arbeitsbreite dürfte in den meisten Fällen für einen Betrieb einen zu hohen Aufwand im Vergleich zum Nutzen darstellen. Ein striktes Befahren von gleichbleibenden Spuren mit schweren Maschinen wie dem Güllefass zeigte sich aber als vorteilhaft, da die Fahrspuren in feuchten Bedingungen tragfähiger waren und die Bodenverdichtung auf wenig Fläche konzentriert wird. Im Optimalfall stimmt diese Fahrspur mit der Pflegegasse in der restlichen Fruchtfolge überein.

Unkrautbekämpfung bei Zuckerrüben

Resistenzen, fehlende Wirkstoffe und die Forderung nach weniger Pflanzenschutzmitteln stellen in einigen Kulturen grosse Herausforderungen dar. Im Feldversuch der Zuckerrüben stand deshalb die Unkrautbekämpfung im Fokus. Gemäss der Umsetzung der Parlamentarischen Initiative 19.475 wurden die ab 2023 beitragsberechtigten Produktionssysteme angebaut. Untersucht wurde eine rein mechanische Unkrautregulierung, ein herbizid-reduziertes Verfahren (einmalige Herbizidanwendung bis 4-Blatt-Stadium) und ein konventionell-chemisches Unkrautverfahren (zweimalige Herbizidanwendung) hinsichtlich ihrer Auswirkung auf den Ertrag und die Kosten. Im herbizid-reduzierten Verfahren und anschliessender mechanischer Unkrautbekämpfung waren die Erträge, Erlöse und der Deckungsbeitrag nur geringfügig tiefer als bei der konventionell-chemischen Unkrautbekämpfung. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Herbizid-Einsparung um 50 Prozent im herbizid-reduzierten Verfahren ohne signifikante wirtschaftliche Nachteile möglich war.

Vertragspartnerschaft um sechs Jahre verlängert

Ein wichtiger Meilenstein in der noch jungen Geschichte der Swiss Future Farm ist die Vertragsverlängerung mit den Partnern AGCO International GmbH, Arenenberg und GVS Agrar AG. Die langfristige Entwicklungsarbeit auf der Swiss Future Farm wird damit sichergestellt und dem steigenden Interesse in den Bereichen Smart Farming, Digitalisierung und nachhaltige Lösungen Rechnung getragen. Ebenfalls von grosser Bedeutung ist die Zusammenarbeit mit der Ostschweizer Fachhochschule OST, die in Tänikon ein Living Lab eröffnet und ihre Erkenntnisse im Praxisumfeld testet. Die Kompetenzen in Robotik und Sensorik sind damit eine gute Ergänzung zum bereits vorhandenen Fachwissen und stärken den Standort Tänikon. Die von der GVS Agrar AG gegründete Aus- und Weiterbildungsinitiative «Agrar Academy» unterstreicht die Digitalisierungsmassnahmen an der Swiss Future Farm. «Precision Farming» für Vertriebsmitarbeiter im Landtechnikhandel oder die Aktualisierung der Unterlagen zur Weiterentwicklung von Fahrerschulungen sind nur einige Themen davon.

Anfang 2023 kann mit dem neuen Melkroboter ein hohes Technologieniveau im Milchviehstall erreicht werden. Im Milchviehstall interessieren vor allem neue Möglichkeiten zur Früherkennung von Gesundheitsstörungen. Als Höhepunkt im Sommer 2023 finden auf der Swiss Future Farm vom 18. bis 20. August die «AgriEmotion Feldtage» statt. Dabei bekommt das Publikum moderne Technologien im Feldeinsatz kombiniert mit wissenswerten Fachinformationen vorgestellt. Parallel zur «AgriEmotion» organisiert die Kommission Landtechnik des Verbands Thurgauer Landwirtschaft (VTL) die Schweizermeisterschaft im Traktoren-Geschicklichkeitsfahren auf dem Gelände in Tänikon.

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Nicolas Helmstetter, Projektleiter bei der GVS Agrar AG, zeigt das Potenzial der neuen 21 Meter Feldspritze zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln.