Was vor ein paar Jahren noch eine simple Pressekonferenz war, ist mittlerweile ein eigener Event mit Unterhaltungsteil und Apéro: die Präsentation der nächsten Tonhallen-Saison. 137 Interessierte waren an diesem regnerischen Samstagvormittag gekommen. «Wir haben mehr Musik im Programm als auch schon. Alles, was mit Musik zu tun hat, kommt gut an», sagt Florence Leonetti, künstlerische Leiterin der Tonhalle Wil. So erstaunt es nicht, dass die Anzahl Musicals verdoppelt wurde – auf zwei. Am 22. November wird «Ein Amerikaner in Paris» aufgeführt. Die Gershwin-Tanzproduktion wurde 2015 am New Yorker Broadway und 2017 am Londoner West End gespielt und kommt nun in der Version der Deutschen «Eurostudio Landgraf» nach Wil. Es ist eine Liebesgeschichte um den ehemaligen US-Soldat und angehenden Maler Jerry. Am 13. März wird «Chaplin – Das Musical» von Frank Serr Showservice International gespielt. Dabei wird der rasante Aufstieg und Fall in Ungnade von Charly Chaplin aufgearbeitet.
Zum Thema «Schweizer Produktionen» passt «Sgt. Pepper – ein Mundartabend». Dabei wird am 7. Februar auf den Spuren des womöglich besten Albums der Musikgeschichte gewandelt. Und zwar in schweizerdeutscher Sprache. Ebenfalls heimisches Schaffen wird am 5. März geboten, wenn das Theater des Kantons Zürich «Das Auge des Tigers» präsentiert. Die Midlifecrisis eines Mannes wird dabei humorvoll in einer Einmann-Produktion inszeniert. Von der gleichen Produktionsfirma stammt der Gottfried-Keller-Klassiker «Kleider machen Leute», der am 17. Januar zur Aufführung kommt. Schon zuvor präsentieren Ursus & Nadeschkin am 27. September dieses Jahres ihr neues Programm. «Ich versuche jeweils viele Schweizer Produktionen ins Programm zu nehmen. Ganz gelingt das aber nicht, da es zu wenige heimische Tournee-Produktionen gibt», sagt Leonetti.
12 Celli auf der Bühne
Darum sind auch einige ausländische Produktionen wie «Das Haus» und «8 Frauen» von Theaterlust München oder «Tour de Farce» von den Hamburger Kammerspielen dabei. Musikalisch wird es rund um Weihnachten. Am 6. Dezember geben «Sweet Soul X-Mas Revue» Weihnachtsklassiker zum Besten. Das traditionelle Neujahrskonzert wird dieses Mal am 4. Januar 2020 von der russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg präsentiert. Auch die Koloratursopranistin Diana Darnea und der sibirische Bass Igor Storozhenko sollen für einen guten Start ins neue Jahr verantwortlich sein. Das mittlerweile ebenso traditionelle Kinderstück ist in der bevorstehenden Saison das Piratenmusical «Pippi in Taka-Tuka-Land» und wird am 12. Januar zweimal gezeigt. Nicht zu vergessen sind der Shakespeare-Klassiker «Liebes Leid und Lust» am 28. März vom Theater Ariane aus Winterthur und 12 Celli auf der Bühne bei der Saison-Eröffnung am 14. September.
Auch die Gastauftritte – hierbei mieten sich Künstler oder Produktionsfirmen in der Tonhalle ein – haben es in sich. Zu ihnen gehören Mummenschanz (30./31. Oktober), der aus dem Radio bekannte «Chäller» (30. November), Stimmenkünstler Marin O. (2. Dezember), drei Auftritte des Appenzellers Simon Enzler (13.-15. Februar) und die Universal Brass Band Wil (10. Mai).
Ist der Stadtsaal ein Konkurrent?
Blickt Florence Leonetti auf die vergangene Saison zurück, so tut sie es zufrieden. Die Qualität habe gestimmt und die Auslastung sei mit 75 Prozent gut gewesen. Was die künstlerische Leiterin der Wiler Tonhalle zur abgelaufenen und bevorstehenden Saison sagt, sehen Sie hier im hallowil.ch-Interview. Dabei beantwortet sie auch die Frage, ob der Stadtsaal ein Konkurrent der Tonhalle ist.