Wer dieser Tage von Wil über Sirnach ins Tannzapfenland fährt, der würde nicht glauben, dass man in dieser Region derzeit Skifahren kann. Denn die Wiesen und Felder sind mehr grün als weiss. Doch beim Skilift von Oberwangen angekommen, zeigt sich ein erstaunliches Bild: Eine bestens präparierte Piste erwartet die Wintersportler – auch dank der sieben Schneekanonen. «Wir hatten eine Wetterlage, bei welcher es an unserer Talstation regnete und am oberen Ende des Lifts Schnee fiel», weiss Paul Koller, Vizepräsident der Skiliftgenossenschaft Oberwangen. Seit bald 20 Jahren ist er für so ziemlich alles zuständig. Und das beim längsten Thurgauer Skilift. Dies wiederum ist bei gerade einmal zwei Liften im Kanton kein allzu schwer zu erlangender Titel.
Der Freitag war der elfte Betriebstag in dieser Saison. Dies ist bereits ein ansehnlicher Wert. Es gab auch schon Jahre, in denen an keinem einzigen Tag Skigefahren werden konnte in Oberwangen. «Wir hatten aber auch schon 76 Betriebstage in einem Winter», sagt Koller. Nachdem der Lift ursprünglich als AG betrieben worden war und zwischenzeitlich vor dem Aus stand, hat man sich mittlerweile als Genossenschaft organisiert. 1100 Genossenschafter haben sich bereits mit einem einmaligen Betrag von mindestens 100 Franken beteiligt. Derzeit habe man das Kapital beisammen, damit das Überleben gesichert ist, sagt Koller.
Die Sache mit der Ökobilanz
Dank der Schneekanonen ist Oberwangen für ein «Flachland-Skigebiet» relativ schneesicher. Wenn es nachts kalt genug ist, wird beschneit. Allerdings kann aus technischen Gründen und wegen der maximalen Wasserentnahme-Menge aus der Murg immer nur eine Kanone laufen. Die Frage drängt sich auf: Macht es ökologisch Sinn, ein Skigebiet auf nicht einmal 800 Höhenmetern zu beschneien? «Wenn alle unsere Gäste ins Obertoggenburg fahren würden um Skizufahren, wäre die Ökobilanz schlechter. Zudem beschneien wir nicht auf die grüne Wiese», sagt Koller.
Schneekanonen sucht man beim Skilift Hamberg in Gähwil – rund 150 Meter höher gelegen als Oberwangen – vergebens. Auch dort wäre man manchmal froh um solche. Allerdings führt der beim Skilift vorbeifliessende Bach zu wenig Wasser, um welches entnehmen zu können für die Beschneiung. Darum sind die Verantwortlichen, die sich auch im unteren Toggenburg in einer Genossenschaft zusammengefunden haben, vollständig auf Frau Holle angewiesen. Diesen Winter war sie den Gähwilern hold. Gleich mehrfach pendelte sich die Schneefallgrenze so ein, dass es in Gähwil gerade noch schneite. Als Betriebsleiter Theo Messmer am frühen Freitagabend nach dem 16. Betriebstag ein Zwischenfazit zog, konnte er frohlocken: «Das ist bereits jetzt ein Rekordwinter.»
Viel Fronarbeit nötig
Obwohl der Gähwiler Skilift im vergangenen Sommer einige technischen Erneuerungen erfahren hat, ist der neueste Stolz etwas anderes: nämlich der hinsichtlich dieser Saison errichtete Zauberteppich, zwischen Schlepp- und Ponylift gelegen. Schon 17'000 Fahrten wurden in den ersten 16 Betriebstagen gezählt. «Ein voller Erfolg. Nun können wir bereits Kindern ab zwei Jahren etwas bieten», sagt Messmer.
Trotzdem ist auch in Gähwil viel Fronarbeit nötig, um überleben zu können. «Mal gibt es Gewinn, mal etwas Verlust. Zum Glück haben wir ein bisschen was zur Seite gelegt», sagt er. Wobei für ihn die Freude in den Gesichtern der Kinder der grösste Lohn ist.