«Schon ein Zigarettenstummel kann ein Kleinkind vergiften, wenn es diesen verschluckt», sagt Ursula Drechsler von der Lungenliga St. Gallen Appenzell. Auf dem Spielplatz Weierwise in Wil hat sie zusammen mit einer Mitarbeiterin einen Infostand rund um das Thema Rauchen aufgebaut. Dieser war Teil des Eröffnungsnachmittags «Rauchfreie Spielplätze» der Stadt Wil von Samstag.

Im Rahmen des kantonalen Tabakpräventionsprogramms lancierte die Fachstelle Suchtprävention des Gesundheitsdepartements des Kantons St. Gallen das Projekt «Rauchfreie Spielplätze». Ziel des Projekts ist es, Gemeinden für das präventive Vorhaben zu gewinnen und damit einen Grossteil der Spielplätze im Kanton St. Gallen rauchfrei zu machen. Die Umsetzung geschieht nicht über dafür geschaffene Gesetze, sondern über Sensibilisierungsmassnahmen. Eine bunt gestaltete Hinweistafel weist Besucher auf die rauchfeie Zone hin, ohne belehrend zu wirken. Darauf zu sehen sind spielende Kinder, ein Rauchverbotszeichen sowie die Überschrift «Danke, dass Sie hier nicht rauchen».

Lütisburg auch dabei

Die Stadt Wil ist die erste Gemeinde im Kanton St. Gallen, die sich für rauchfreie Spielplätze entschieden hat. Mittlerweile hat auch die Gemeinde Lütisburg einige Tafeln bestellt und die Stadt St. Gallen deren drei aufgestellt. Am Eröffnungsnachmittag auf dem Spielplatz Weierwise in Wil zeigte sich, weshalb solche Tafeln dringend nötig sind: Der Kiesplatz und die Wiese rund um die Picknick-Tische waren mit Zigarettenstummeln übersät. «Die Zigarettenstummel sind aber nur ein Problem», sagt Jolanda Welter Alker von der Fachstelle Suchtprävention ZEPRA. «Vielen ist nicht bewusst, dass Kinder auch draussen dem Passivrauchen ausgesetzt sind.» Ausserdem hätten Erwachsene für Kinder eine Vorbildfunktion. «Die Spielplätze sind für die Kinder da. Zigaretten gehören da nicht hin.»

Dieser Meinung ist auch Marc Bilger, Leiter des Departements Soziales, Jugend und Alter der Stadt Wil. Er verweist auf die Schweizer Kinderrechte, die das Recht auf Gesundheit und eine intakte Umwelt beinhalten. Für ihn sei sofort klar gewesen, dass die Stadt Wil das Projekt «Rauchfreie Spielplätze» unterstütze, sagt Bilger. Er fügt an: «Aber eigentlich finde ich es erstaunlich, dass es überhaupt ein solches Projekt braucht. Es sollte selbstverständlich sein, dass man auf einem Spielplatz nicht raucht.»

Chur hat schon über zehn Jahre rauchfreie Spielplätze

Im Kanton St. Gallen gibt es kein gesetzliches Rauchverbot auf öffentlichen Spielplätzen. Doch die Forderungen nach rauchfreien Spielplätzen nehmen schweizweit zu. Die Stadt Chur hat bereits 2008 ein Rauchverbot auf öffentlichen Spielplätzen eingeführt. In mehreren Kantonen laufen ähnliche Bestrebungen. Im Kanton Aargau etwa haben im vergangenen Jahr einige Gemeinden angefangen, das Rauchverbot auf speziellen Tafeln zu kommunizieren. Allerdings können im Aargau, wie auch in St. Gallen, Personen nicht gebüsst werden, die trotz der Verbotstafeln auf Spielplätzen rauchen.

Marc Bilger von der Stadt Wil ist überzeugt, dass die Hinweistafeln wirken. «Sie funktionieren wie eine soziale Kontrolle. Wenn man jemanden auf dem Spielplatz rauchen sieht, kann man ihn auf die Hinweistafel aufmerksam machen. Das ist wirkungsvoller als eine Busse», sagt er. In Wil stehen die Tafeln nicht nur auf dem Spielplatz Weierwise, sondern auch auf jenen im Bergholz, Städeli und an der Gallusstrasse. (pd)