Die Produktion von Nutztieren steht unter enormem Druck, besonders in der Schweinezucht. Die ohnehin knappen Margen sinken weiter, vor allem in Europa. Während die Detailhandelspreise für Schweinefleisch grundsätzlich stabil geblieben sind, sehen Züchter ihre Preise auf ein Niveau absinken, bei dem manche Produzenten kaum noch ihre Kosten decken können. Zudem sind die Getreidepreise erheblich gestiegen – Futtermittel macht rund 75 Prozent der Produktionskosten von Schweinefleisch aus. Mehr und mehr Züchter drosseln ihre Produktion oder verlassen die Branche komplett. Alternative und gleichzeitig nachhaltigere Geschäftsfelder sind gesucht, in denen sie ihre Kompetenzen in der Tierzucht einsetzen können.
Die Firma Bühler hat nun ein Projekt mit einem holländischen Landwirt gestartet, der seit einiger Zeit in einem ehemaligen Schweinestall an der Produktion von Mehlwürmern arbeitet. Das Projekt beinhaltet die Planung, Montage und Inbetriebnahme einer kompletten Mehlwurmproduktionsanlage auf einem Grundstück von 2300 Quadratmetern. „Mit diesem Projekt setzen wir den Standard für die modulare, automatisierte und hygienische Mehlwurmproduktion“, sagt Andreas Aepli, CEO Bühler Insect Technology Solutions. „Unsere Technologielösungen können wir einfach in bestehende Landwirtschaftsbetriebe integrieren. Aber auch grössere Produktionsanlagen sind möglich.“
Immer mehr Mehlwürmer
Der Mehlwurm bietet vor allem für die Lebensmittelindustrie interessante Marktchancen. Dank einem hohen Gehalt an Proteinen, Fettsäuren, Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen ist er nahrhaft. Das Insekt wird heute schon in verschiedenen Lebensmitteln mit attraktiven Vermarktungskonzepten genutzt. Der Markt ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, die Wachstumsprognosen übertreffen das aktuelle Wachstum sogar. Ausserdem bieten Mehlwürmer neue, stabile Produktions- und Ertragsaussichten für Züchter, wie Bühler in einer Mitteilung schreibt. Ein weiterer interessanter Aspekt sei der Ressourcenverbrauch: Mehlwürmer können etwa auf Weizenkleie und Reishülsen wachsen. Beides seien Nebenprodukte, die bei vielen Kunden von Bühler anfallen und aus denen sie Mehrwert schaffen könnten.
Weltweit nimmt der Druck auf die Proteinproduktion stark zu. Denn die Weltbevölkerung wird bis zum Jahr 2050 auf fast 10 Milliarden Menschen anwachsen. Landerosion, die Ausbeutung der Meere und der Klimawandel wirken sich stark auf die Herstellung von Eiweiss aus. Alternative Proteine sind gesucht. Innovative Quellen wie Algen, Pilze, einzellige Bakterien und Insekten werden immer wichtiger. Insekten bieten dabei ein riesiges Potenzial. Sie können überall auf der Welt produziert werden und direkt als qualitativ hochstehende Quelle zur Ernährung und Proteinversorgung dienen, schreibt Bühler weiter. (pd/red)
