Die Vernissage vom Samstagabend wurde von Manuel Thoma aus Henau am Saxophon musikalisch eröffnet und umrahmt. Anstelle einer Laudatio stellten die beiden Kunstschaffenden aus der Nachbargemeinde sich und ihre Schaffens- sowie Ausdrucksweise persönlich vor. Beiden gemeinsam, so erfuhr man von Marlies Gemperle, ist ihre Herkunft aus Gossau. Für beide, welche heuer einen runden Geburtstag feiern, ist es die erste gemeinsame Ausstellung.
Marlies Gemperle ist Bewegungspädagogin. Ihre Liebe zu Farben und zur Malerei führt sie auf ihre Jugendzeit zurück. In Gossau habe sie sich oft in einer Malerei aufgehalten und sei von den Farben und auch von den Gemälden im Gebäude beeindruckt gewesen. Vielleicht sei das mit ein Grund, dass sie sich ihre Farben selber herstelle. Gemperle malt bereits seit dem Jahr 1992. In den Anfängen waren es Zeichnungen und Aquarelle. In den Jahren von 2002 bis 2004 hat sie das Weiterbildungsangebot «Farbe-Form-Raum» an der Schule für Gestaltung in St. Gallen besucht. Diese intensive Auseinandersetzung mit Kunst und Gestaltung hat ihre künstlerische Tätigkeit wesentlich beeinflusst. In ihren Bildern lässt sie sich von der Natur inspirieren. Wasser, beispielsweise der Bettenauer Weiher, und Pflanzen faszinieren sie. «Meine Bilder greifen Stationen aus dem Zyklus des Lebens heraus», hält sie zusammenfassend fest.
Gemperle hat aber auch eine eigene Technik entwickelt. Sie nennt diese Ikonentechnik. Bildträger und Untergrund werden wie in der Ikonenmalerei auf Holztafeln aufgebaut. Die kleinformatigen Tafeln sind Schmuckstücke mit Echtgold und Silber. Die Kunstschaffende arbeitet im eigenen Atelier. Dessen Bezeichnung ist durch die Grossschreibung eines einzigen Buchstabens in ihrem Familiennamen sozusagen selber zu einem Schmuckstück geworden: Atelier GemPerle.
Innenleben der Steine sichtbar gemacht
Für Norbert Rechsteiner hat die Ausstellung in der Galerie am Gleis auch eine Bedeutung vom Namen her. Als Stationslehrling habe er vor Jahrzehnten Züge auf die Geleise Richtung Zürich und St. Gallen geschickt. Deshalb freue er sich speziell, nun in der Galerie am Gleis ausstellen zu dürfen. Anfänglich hat er seine Plastiken aus Holz gefertigt, nun setzt er sich hauptsächlich mit Stein als Rohmaterial auseinander. Mit den Skulpturen versuche er eine plastische Wirkung zu erzeugen: «Im rohen Zustand wirken Natursteine oft unscheinbar. Mit dem Schleifen und Polieren zeigen sie ihr Innenleben. Ihre Maserung verleiht ihnen Ausdruck.»
Granit aus dem Maggiatal
Er lasse sich gerne von einem Rohling inspirieren, hält Rechsteiner fest. Das Zusammenspiel zwischen gestalterischer und handwerklicher Herausforderung empfindet er als spannend, und die Arbeit erfordere Kraft und Ausdauer. Seine künstlerische Tätigkeit ist auch in der Liebe zum Tessin begründet. Im oberen Maggiatal hätten ihn immer wieder Steine fasziniert. So sind denn auch einige seiner Werke aus kristallinem Marmor aus dem Maggiatal gefertigt.