Das Meilensteinfest wies hin auf 30'000 Gäste und 1200 Rundgänge. Davon leitete 1000 Beni Bischof und je 500 Josef Rusch und Ueli Köchli. Ebenso gefeiert wurde die Amtseinsetzung des Turmwächters Albert Glauser. 

Wachsamkeit und Licht
Nach dem Einzug der Nachtwächter mit Laternenlicht in die Pelagiuskirche sangen die Bischofszeller Nachtwächter den Achtuhr-Stundenruf. Pfarrer Christoph Baumgartner bot allen einen herzlichen Willkommgruss und meinte: «Zum Leben gehört Wachen und Schlafen, Arbeit und Erholung, Anspannung und Entspannung, das gebe Chancen zum Behalten des Gleichgewichts, zum Innehalten und sich selber spüren». Zunftmeister Bernhard Bischof begrüsste die Gäste und erzählte kurze Anekdoten aus den Nachtwächterrundgängen, die sich immer wieder anders anfühlen. Die Menschen jeden Alters würden in den Bann gezogen, die Nachtwächter geschätzt und geachtet. Das sei nicht immer so gewesen, wäre ihnen doch nachts kaum etwas entgangen und da und dort hätten sie ein «Schlawiner» überrascht. Der Nachtwächter mit Laterne bedeute Sicherheit und Licht, betonte Bischof. Viele Menschen seien heute gefangen in der Dunkelheit ihres Lebens. Nachtwächter wollten unterstützen und motivieren. Aber auch jeder Einzelne trage Verantwortung für den Mitmenschen. Ohne Gottes Hilfe gehe gar nichts, deshalb: «Herr durch deine Güt und Macht, schenk uns eine gute Nacht». In Dankbarkeit gedachte er der verstorbenen Kollegen.

Keine absolute Sicherheit
Pfarrer Paul Wellauer ging auf das Bibelwort ein «Wenn der Herr das Haus nicht baut, arbeiten umsonst die daran bauen». Absolute Sicherheit vermöge auch die beste Versicherung nicht zu garantieren, betonte er. Dass auch Nachtwächter nicht alles verhindern könnten, hätten die Brände von 1419 und 1743 gezeigt. Dankbar sei man noch heute, dass damals weder Verletzte noch Tote zu beklagen waren. Nach dem Segen der Pfarrherren und dem Neunuhr-Stundenruf ging es mit den Nachtwächtern auf den Rundgang durch das Städtchen. Bei der Johanneskirche wartete ein willkommener Apéro auf die ganze Schar. Am Schluss trafen sich alle vor dem Rathaus zum Erzählen, Singen und Verabschieden, darunter das beliebte «Buona not dorma bain» und «S’ist Feierabnd». So fand ein denkwürdiger Tag ein gemütliches Ende.

Musikalische Genüsse
Musik machte den nur im Laternenlicht gehaltenen Gottesdienst besonders feierlich. Zum Einzug erklang eine Türmer-Fanfare. Besonders beeindruckend zeigte sich der Scholachor unter der Leitung des Organisten Philippe Frey. Heute hört man diesen einstimmigen gregorianischen Choral praktisch nur noch in Klöstern. Sehr versiert zeigten sich auch die Gundelfinger Nachtwächter mit ihren Waldhörnern und Trompeten. Turmwächter Albert Glauser und der Trompeter Karl Svec von Amriswil verwöhnten mit einer bezaubernden «Romanze». Der junge Kai Meier vom Gymnasium Friedberg bot faszinierend das «Halleluja» von Leonard Cohen. 

Nachtwächter und Rosenwoche
Von April bis Oktober - jeweils bei Leermond (Neumond) - sind ab 22.00 Uhr die Bischofszeller Nachtwächter und Türmer auf ihrem Rundgang anzutreffen und lassen Geschichte lebendig werden. "Hört ihr Leut und lasst euch sagen, . . . ", tönt es durch die Gassen der Altstadt. Anlässlich der Rosenwoche 2004 wurde die Bischofszeller Nachtwächter- und Türmerzunft gegründet, ein Relikt vergangener Zeiten und Zeitzeuge des historischen Bischofszell, Spiegelbild einer Epoche, die vom Menschen alles abverlangt hat, um zu überleben. Die digitalen Strömungen verhelfen heute historischen Themen und Traditionen zu einem Aufschwung, nicht zur Verherrlichung von Taten, sondern um vor Augen zu führen, woher wir kommen und was es brauchte, um Krankheiten, Hungersnöte, Seuchen, Kriege usw. in den Griff zu bekommen. Seit 2004 sind sie Mitglied der Europäischen Nachtwächter- und Türmerzunft und haben jährlich an den Treffen stolz das Bischofszeller Wappen präsentiert. Die guten Kontakte über die Landesgrenze hinaus verbinden die Nachtwächter, wie auch in der Hymne zu hören war.