Die 125-Jahrfeier auf dem Wiler Klinikareal vom Samstag nahm Psychiatrie St. Gallen Nord zum Anlass, Akzente zu setzen gegen die Randständigkeit von psychisch kranken Menschen. Zum einen war dem Publikum mit „TransUtopia“ eine grossartige Ausstellung von Werken psychisch kranker Menschen geboten. Zum Mittagessen sassen die Besucher aus nah und fern, gemeinsam mit Patienten zu Tisch.Nach Norbert Löhrer, Leiter Kommunikation an Psychiatrie St. Gallen nord, hätte das Fest eigentlich offen auf dem Gelände stattfinden sollen. Die schlechte Witterung habe ein Verlagern in die Eventhallen der Klinik erfordert. Der grosse Publikumsaufmarsch sorgte denn auch um die Mittagszeit teilweise für enge Verhältnisse, obwohl sich gleichzeitig auch in der Ausstellung in der Scheune viel Publikum aufhielt.


TransUtopia begeisterte das Publikum
Von grossem Interesse war die grossartige Ausstellung in der Scheune des früheren Gutsbetriebes unter dem Titel „TransUtopia“. Eine Vielzahl an Kunstwerken, Malereien und Skulpturen aus Ton und Glas, allesamt von psychisch kranken Künstlern erarbeitet, waren über den Scheunenraum und weiteren Containern verteilt. Zusätzlich Wirkung erhielten die Arbeiten im abgedunkelten Raum, teils spezifisch mit Scheinwerferlicht beleuchtet.


Die eigene Arbeit präsentieren zu können, von viel Publikum beachtet, dürfte bei den Patienten besondere Freude ausgelöst haben. Mit dem öffentlichen Auftritt der Kunstwerke wollte die Psychatrieleitung aufzeigen, dass nach der Ausgrenzung von Unheilbaren und Altersschwachen im 1892 die Menschen von heute nicht mehr am Rande der Gesellschaft stehen. Vielfaches, was utopisch erscheint in der Ausstellung, findet bekanntlich im Geschäftsalltag immer mehr als attraktives Nischenprodukt Einzug.


An einem Tisch mit psychisch kranken Menschen
Verwunderlich zeigte sich zur Mittagszeit die Tatsache, das die wohl gegen 1'000 Gäste mit schmackhaften Speisen aus der Klinikküche kostenlos verpflegt wurden, von der Vorspeise, über die Hauptmahlzeit bis zum Dessert, inklusive Getränke. An einem Tisch, vielleicht mit psychisch kranken Menschen nebenan, gab es keine Unterschiede beim Angebot.


Während der ganzen Dauer des Festtages spielten verschiedene Musikformationen auf. Unverkennbares Highlight war dabei die „Living Session Band“, welche lautstark mit Rockgesang und Balladen auftrat. Der Zauberkünstler Ben Hyven hatte zu seinen Zaubereien schnell viel Publikum um sich geschart. Viel Applaus ernteten auch die Seiltänzer fast wie durch den Raum schwebend. 12 Formationen total, von Clowns über artistische Auftritte und weiteren Musikformationen prägten das Fest, das über mehr als sechs Stunden dauerte.

„TransUtopia“- Ausstellung bis 23. Oktober geöffnet
Die an der Jubiläumsfeier eröffnete Ausstellung mit Werken psychisch kranker Künstler aus dem internationalen Netzwerk „Living Museum“ ist noch bis zum 23. Oktober zugänglich. Die Ausstellung ist jeweils Freitags von 17 bis 19 Uhr, Samstags und Sonntags von 15 bis 18 Uhr zugänglich. Parallel mit der Ausstellung findet die historische Ausstellung aus 125 Jahren Geschichte der Psychiatrie St. Gallen Nord statt.


Die Mitwirkenden der Ausstellung kommen aus der Psychiatrie St.Gallen Nord, der Tagesstätte der Heimstätten Wil, den Living Museum Wil, Lyss, New York, Brennebroek (NL) und Soel (ROK).


Darin wirkten auch „fiwo“ Amriswil, die Zürcher Hochschule der Künste, die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und die Akademie der Bildenden Künste München.